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Fünfkreuzertanz #

Fünfkreuzertanz

Der Fünfkreuzertanz war ein billiges Vergnügen in den Wirtshäusern der Wiener Vorstädte und besonders im Prater. Dabei zahlte man pro Person (bzw. pro Paar) für jeden Tanz 5 Kreuzer. Zum Vergleich: um 1880 kostete eine Semmel 10 Kreuzer. Meist waren Soldaten und Dienstmädchen aus den Ländern der Österreichisch-Ungarischen Monarchie die Gäste. Der Fünfkreuzertanz soll Anfang des 19. Jahrhunderts im Lokal "Böhmische Redoute" vor der Taborlinie entstanden sein, dessen Saal man nur über Leitern erreichen konnte. Der Schriftsteller Felix Salten (1869-1945) widmet dieser Unterhaltung in seinem Buch über den Wurstelprater, das mit Fotos von Emil Mayer treffend illustriert ist, ein Kapitel. Als Musikstücke nennt er Kreuzpolka, Czardas, Ländler und Walzer. 1935 gab es den "Sonntagstanz" noch in 14 Praterlokalen.

1886 erfolgte in Wien ein polizeiliches Verbot öffentlicher Tanzveranstaltungen. Als Begründung wurden Exzesse, Schlägereien, nächtliche Ruhestörungen und gröbliche Verletzungen von Sitte und Anstand angeführt. Auch würde, so heißt es darin, dem Müßiggang und der Lüderlichkeit der ArbeiterInnen und Hausbediensteten Vorschub geleistet. Der Fünfkreuzertanz war auch in den Lokalen des "Böhmischen Praters" beliebt, wo die Wienerberger ZiegelarbeiterInnen ihre karge Freizeit verbrachten. Zum Glück für die dortigen Lokale war Favoriten damals noch nicht nach Wien eingemeindet. Dementsprechend erhöhten sich Umsatz und Anzahl der Gastwirtschaften, die nun hier eine Art Monopol besaßen.


Quellen:
Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Wien 1992-1997. Bd. 2/S. 438
Hans Pemmer, Ninni Lackner: Der Wiener Prater einst und jetzt. Wien 1935. S. 26 Felix Salten: Der Wurstelprater. Wien o.J. (um 1910). S. 71 f.
Wolfgang Slapansky: Reise in die Geschichte der ArbeiterInnenbewegung. Wien 2018. S. 108

Bild:
Fünfkreuzertanz. Foto: Emil Mayer, um 1900