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Fahnenschwingen#

Fahnenschwingen

Bis ins 17. Jahrhundert pflegten die Landsknechte das Fahnenschwingen. Burschenschaften und Schützenkompanien übernahmen den Brauch bei festlichen Anlässen. Dazu verwenden sie bis zwei Meter lange Fahnen mit kurzem Griff. 

Im 17. Jahrhundert pflegten einige Dombaumeister bei besonderen Anlässen auf der Bekrönung des Wiener Stephansturms eine Fahne zu schwingen. Erstmals wurde davon 1608 berichtet, ebenso 1635 und 1658, zum Einzug des neu gewählten römischen Kaisers Leopold I. (1640-1705). Zu dieser Fahnenbegrüßung fand sich jedoch kein Dombaumeister mehr bereit, sodass ein Gärtner um den Lohn von 12 Talern dafür engagiert wurde. Da sich der Einzug verzögerte, musste er die Nacht unter Lebensgefahr auf der Turmspitze verbringen. Danach wurde der Brauch abgeschafft.

Im Burgenland ist das Neckenmarkter Fahnenschwingen am Sonntag nach Fronleichnam bekannt. Außer dem "Umgangssonntag" findet es auch an anderen Festtagen statt. Seit 2018 steht der Brauch auf der UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes. Er erinnert an den Einsatz der Neckenmarkter Bauernmilizen im Dreißigjährigen Krieg. Jetzt deutet man ihn pazifistisch, als Mahnruf gegen den Krieg. Am Vortag wird der „Burschenbaum“ aus dem Wald geholt, aufgestellt und geschmückt. Die Die Fahne aus Seide ist mit dem Bild des gekrönten Doppeladlers bestickt. Sie wird im Lauf des Tages 30 mal je drei mal rechts und links geschwungen. Sie befindet sich in Obhut der ledigen Männer, die das Schwingen nach festgelegten Regeln durchführen. Die Burschen wählen ihren Fähnrich, Wachtmeister, Kellner, Kommandant, bzw. Fähnrichmädchen und Fahnenpatin. Jede Rolle zeichnet sich durch besondere Aufgaben und historische Bekleidung aus. Der Kommandant trägt einen Säbel und eine silberne Tasche ("Kartusche").

In Salzburg zählt das Fahnenschwingen der Metzger zu den Bräuchen des Faschingsonntags. Der Fleischerjahrtag reicht bis 1512 zurück. Von den zahlreichen Berufsbräuchen haben sich der Besuch der Festmesse, das Fahnenschwingen und der Metzgersprung durch die Jahrhunderte erhalten. Durch den Metzgersprung in einen Bottich voll Wasser werden die Lehrlinge laut Überlieferung „von den Sünden reingewaschen, die sie während der Lehrzeit begangen haben“. Beim anschließenden Fahnenschwingen im Hof von St. Peter haben die Junggesellen Gelegenheit, ihre Geschicklichkeit und Kondition unter Beweis zu stellen. Die Zunftfahne der Fleischerinnung wiegt 40 kg. Als Spezialität zum Jahrtag gibt es die "Salzburger Stockwurst".


Quellen: 
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 192
Gerhard Robert Coeckhelberge zu Dützele ("Realis") Curiositäten- und Memorabilien-Lexicon von Wien. Wien 1846. CML, I/420
Helga Maria Wolf: Österreichische Feste & Bräuche im Jahreskreis. St. Pölten 2003. S. 91
Karl Zinnburg: Salzburger Volksbräuche. Salzburg 1972
Kulturerbe

Bild:
Das Fahnenschwingen im Fleimsthal, von Rudolf von Ottenfeld, Illustration aus dem Kronprinzenwerk, Band 13, Seite 309