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Flurformen#

Flurformen
Johann Kräftner nennt für Niederösterreich zwei große Wellen der Besiedlung: von der Karolingerzeit (9. Jahrhundert) mit bairischen Siedlern bis ins 12. Jahrhundert im Zentralraum und im Süden mit Streusiedlungen; in der Babenbergerzeit (Ende 10. bis Mitte 13. Jahrhundert) nördlich der Donau und im Wiener Becken mit planmäßigen Sammelsiedlungen (Straßen- und Angerdörfer). 

In beiden Fällen zerfällt das gesamte Gebiet der Gemeinde in drei Teile: 

  • Gemeinschaftsflächen (Almende) - Gewässer, Verkehrswege, ursprünglich auch Wald, Weiden und Ödland. Die wichtigste Fläche war der Dorfanger, der als Weide, Wasserreservoir (Teich), Gerichts- und Marktplatz dienen konnte. Hier standen Schule, Feuerwehr-, Milch- und Kühlhaus. 
  • Fluren - wirtschaftlich ertragreicher Boden, an dem alle Siedler relativ gleichwertige Anteile hatten. Der Streusiedlung entsprechen Blockflur (bewirtschafteter Bereich rund um das Gehöft) und Waldhufe (Gehöft steht am Rand). Zur Sammelsiedlung gehört die Gewannflur (Lissenflur), vom Gehöft entfernte, schmale Parzellen. 
  • Siedlungsgrundstücke - Der Ortsried setzt sich aus Baublöcken zusammen, die aus den Hausparzellen bestehen. 

Arthur Haberlandt (1889-1964) definierte Flur als "die Gesamtheit der landwirtschaftlich genutzten Flächen einer Gemeinde". Er unterschied: 
  • Blockfluren: als unregelmäßige älteste Form, bis zur ersten Jahrtausendwende üblich.
  • Quadra(t)fluren, die - wie schon zur Zeit der Römer - von Landvermessern regelmäßig abgesteckt wurden. 
  • Gewannfluren wurden für die Dreifelderwirtschaft (nach der 1. Jahrtausendwende) in einzelne Felder (Gewanne) von einheitlicher Bodenbeschaffenheit in regelmäßiger Vermessung aufgeteilt. "Lüsse" verweist auf die Verteilung durch das Los. 
  • Langstreifenflur: besonders lange Haus- und Hofäcker im Anschluss an die Hofstelle. 
  • Waldhufen: aneinander gereihte Grundstreifen, auf jedem steht der Hof nahe der Straße - charakteristisch für die Rodungen des 12. Jahrhunderts.


Quellen:
Arthur Haberlandt: Taschenwörterbuch der Volkskunde Österreichs. Wien 1953. Bd. 1/S. 48 f.
Johann Kräftner: Naive Architektur II. St. Pölten 1987. S. 54 f.

Bild:
Streifenflur mit blühendem Raps, Niederösterreich. Foto: Alfred Wolf, 1996