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Gans#

Gänse

In der Antike waren Gänse bei Ägyptern, Griechen und Römern Opfertiere. Römer und Germanen domestizierten die Graugans (Anser anser), um Fleisch und Federn zu gewinnen. Bekannt sind die "kapitolinischen Gänse", die beim Junotempel gehalten wurden und beim Einfall der Gallier im Jahr 390 v. Chr. durch ihr Geschrei die Besatzung geweckt und so Rom gerettet haben sollen.

  Mit dem heiligen Martin (331-399) ist die Legende verbunden, dass Gänse sein Versteck verrieten, als er gegen seinen Willen zum Bischof gewählt wurde. Das Essen der "Martinigans" an seinem Tag ist ein alter, wiederbelebter Brauch. Es handelt sich um das letzte Festmahl vor dem Advent, der bis 1917 eine Fastenzeit war, und ist so gesehen ein Pendant zum Heringsschmaus vor der österlichen Bußzeit. Die im Herbst gemästeten Gänse waren Naturalabgabe und zusätzlicher Lohn für Handwerker. Sie erhielten eine "Lichtgans", weil sie im Winter bei Kunstlicht arbeiten mussten. Weingartenarbeiter bekamen eine "Lesgans". Das Brustbein der Martinigans diente als Orakel und zur Wettervorhersage (weiße Flecken bedeuteten Schnee). 

In Redensarten kommt die Gans, bzw. wer mit ihr verglichen wird, nicht gut weg ("dumme Gans"). "Wo der Fuchs den Gänsen predigt" war ein Wiener Hauszeichen und bezeichnet die Vögel als naive Opfer eines Heuchlers. Gänsefüßchen (Gänseaugen oder Hasenöhrchen) nannten die Schriftsetzer die Anführungszeichen. Gänsehaut erinnert an Schock, Kälte und Tod. Im Gänsemarsch geht man einzeln dicht hintereinander. Gänsewein war schon im 16. Jahrhundert eine Umschreibung für Wasser.


Quellen: 
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 250
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 1927/1987. Bd. 3/Sp. 290 f.
Lutz Röhrich: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Freiburg/Br. 1991. Bd. 1/S. 503 f.
Norbert Frank, Karl Kaus, Martin Krenn, Helga Maria Wolf, Hans Peter Zelfel: Heiliger Martin, Geschichte, Kult, Patronanz. Eisenstadt 2014

Bild:
Gänse bei Eibenstein an der Thaya. Waldviertel. Photographie. Um 2004. © IMAGNO/Gerhard Trumler'