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Heimat#

Foto: Alfred Wolf
Das auf das deutsche Sprachgebiet beschränkte Wort "Heimat" leitet sich vom althochdeutschen heimôti bzw. vom mittelhochdeutschen heimôte ab. Von Theologen zur Bezeichnung des Jenseits verwendet, griff der geistliche Begriff gegen 1200 allmählich auf den weltlichen Bereich über. In Liedern erscheint er kaum vor dem 19. Jahrhundert. Um 1900 zeigte sich der Heimatstil in Architektur und Dichtung. Bekannte Vertreter der auf Landschaft und "Volksleben" ausgerichteten Heimatkunst in der Literatur waren Ludwig Anzengruber (1839–1889), Marie Ebner-Eschenbach (1830-1916), Ferdinand Saar (1833–1906), Adalbert Stifter (1805-1868), Peter Rosegger (1843-1918). Verschiedene Vereine engagierten sich im Sinne der Heimatschutzbewegung für die Erhaltung von Kunst- und Naturdenkmälern, Bräuchen und Traditionen. Dem steirischen Volkskundler Hanns Koren (1906-1985) wird das Zitat zugeschrieben, Heimat sei nicht Enge, sondern Tiefe. Die Europäische Ethnologie meint, dass es sich bei der Heimat um eine überschaubare Nah-Welt mit offenem Horizont handle. Der Philosoph Ernst Bloch (1885-1977) sprach vom Umbau der Welt zur Heimat. 1980 formulierte der Zukunftsforscher John Naisbitt in seinen "Megatrends" den "Neuen Regionalismus". Täler und Dörfer entdeckten ihre Dialekte und regionalen Folkloretraditionen, vermarkteten ihre Käsesorten, intensivierten ihre Regionalförderungen und betonten ihre Eigenheit. Der von gemeinsamen Merkmalen geprägte Bereich einer Region wird als abgegrenzter Identifikationsraum verstanden. Regionalismus als politisch-kulturelle Einstellung gilt als Gegenentwurf zur Globalisierung.

1870 entstanden in Skandinavien die ersten Heimatwerke (schwed. Hemslöjden), 1930 in der Schweiz. Sie bemühten sich als Gegenbewegung zur industriellen Revolution um die Förderung regionaler Identität. In Salzburg stand der Heimatforscher und Schulrat Karl Adrian (1861-1946) diesen Ideen nahe. In der Steiermark gründete Viktor Geramb 1934 das erste österreichische Heimatwerk als Dienststelle des Steirischen Museums für Volkskunde. Im gleichen Jahr rief der Tiroler Bauernbund eine ähnliche Einrichtung ins Leben. In der NS-Zeit entstanden Heimatwerke in allen Bundesländern. Aktuell bestehen Heimatwerke in Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol und Vorarlberg. Sie verstehen sich als gemeinnützige und regional verankerte Organisationen, die in kulturellen Lebensbereichen wie Wohnen und Bekleidung, Arbeit und Freizeit, Festen und Feiern im Jahres- und Lebenskreis arbeiten. Dabei sind sie nicht nur vergangenheits- sondern auch gegenwarts- und zukunftsorientiert. Das "Kuratorium Österreichisches Heimatwerk" ist eines von zehn Mitgliedern des 1972 gegründeten Verbandes Europäisches Heimatwerk.


Quellen:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 344
Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Wien 1992-1997. Bd. 3/S. 121
Der Große Duden, Etymologie. Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache. Mannheim 1963. S. 257
Jahrestagung 1999 des “Forum Volkskultur“ zum Thema “Kulturelle Folgen der Globalisierung“.
Franz C. Lipp, Elisabeth Längle, Gexi Tostmann, Franz Hubmann (Hg.): Tracht in Österreich. Wien 1984. S. 183 f.
Simone Egger: Heimat. Wie wir unseren Sehnsuchtsort immer wieder neu erfinden. München 2014
Heimatwerk

Bild:
Haus "Zum Haydn". Foto: Alfred Wolf