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Hexe#

Bild 'Hexe'

Den verhängnisvollen Sammelbegriff "Hexe", der auf altem Zauber- und Gespensterglauben beruht, prägte die kirchliche und staatliche Gesetzgebung um 1480. Den als Hexe(r) bezeichneten Personen, meist Frauen, aber auch Männern und Kindern, wurde nachgesagt, Schwarze Magie zu üben. 1487 verfasste der Dominikaner-Theologe Heinrich Kramer (1430-1505), genannt Henricus Insistoris, den "Hexenhammer" (Malleus maleficarum), der bis 1669 fast 30 Auflagen erreichte und zur Grundlage der Hexenprozesse wurde. 1631 veröffentlichte der Jesuit Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635) anonym die "Cautio criminalis", in der er die Methoden kritisierte, die bei diesen Prozessen angewandt wurden, allen voran die Folter. Der Jurist Christian Thomasius (1655-1728) verwies in seiner "Dissertatio de crimine magiae" 1701 auf fehlende Beweise für die Existenz von Hexen. 

Römer glaubten ebenso wie Kelten, Germanen und Slawen an die Kraft der Zauberei. Im karolingischen Reich (5. bis 9. Jahrhundert) richteten sich kaiserliche Verbote und Anklagen gegen "heidnische Bräuche" wie Wettermachen, Zauberei, Beschwörungen und Hexerei. Amulette, Talismane und andere Schutzsymbole sollten im Alltag das Böse abwehren. Die Kirche versuchte, diese Praktiken durch Segnungen, Weihen und spezielle Gebete zu ersetzen. Noch in Ritualien (liturgische Bücher) des 17. und 18. Jahrhunderts fanden sich Beschwörungen gegen Schadenszauber. Das Römische Recht sah für den Schadenszauber schwere Strafen vor, der Sachsenspiegel, das um 1220-1235 entstandene älteste Rechtsbuch des deutschen Mittelalters, sogar die Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen. Das zeigt, dass Jahrhunderte hindurch auch Gelehrte, Juristen und Theologen, solche Vorstellungen ernst nahmen. Nach kirchlicher Meinung hatte Zauberei mit einem Teufelspakt zu tun. 

Mit Häresie in Zusammenhang gebracht, wurde Zauberei von der Inquisition (lat. inquisitio - Untersuchung, Gerichtsverfahren der römisch-katholischen Kirche, von Anfang des 13. bis Ende des 18. Jahrhunderts beim Verdacht der Ketzerei, Blasphemie und Magie) verfolgt. Besonders verdächtig erschienen die Katharer, die sich selbst als "die Reinen", "wahre Christen" oder "gute Menschen" bezeichneten. Die Laienbewegung, von der sich die Bezeichnung "Ketzer" ableitet, war vom 12. bis zum 14. Jahrhundert eine der größten. Da ihre Versammlungen heimlich, bei Nacht und an entlegenen Plätzen stattfanden, warf ihnen die Kirche vor, sich in Gegenwart des Teufels allgemeiner Unzucht hinzugeben. Die Überwindung der Entfernung zum Ort des "Sabbat" wurde durch den Hexenflug erklärt. Um 1440 begann die durch das Konzil von Basel geforderte Hexereidiskussion. Das Delikt der Hexerei umfasste nun die Hauptelemente Teufelspakt, Teufelsbuhlschaft, Hexenflug zum Hexensabbat, auf dem Gott abgeschworen und der Teufel angebetet wurde, sowie Schadenszauber. Weitere Vorstellungen wie Werwolfglaube, Tierverwandlungen, Monstergeburten als "Wechselbälge", Wettermacherei etc. fanden literarischen Niederschlag im "Hexenhammer". Neu daran war die Frauenfeindlichkeit und die Tendenz, die Hexerei weniger als ein häretisches Vergehen zu betrachten, sondern sie unter die von den weltlichen Gerichten zu ahndenden Delikte einzureihen.  Der Höhepunkt der Hexenverfolgungen lag zwischen 1560 und 1630. Die letzten Hinrichtungen fanden 1775 in der Fürstabtei Kempten und 1782 im deutschsprachigen, protestantischen Schweizer Kanton Glarus statt. Neueste Forschungen zeigen, dass der Hexenwahn in deutschsprachigen Gebieten, Polen, Ostfrankreich und Norditalien besonders ausgeprägt war. Von den zwischen den Jahren 1400 und 1800 geschätzten 70.000 Hinrichtungen entfielen 40.000 auf Deutschland. 80 % der Opfer waren Frauen, oft ledige oder verwitwete.

Weit verbreitet war der Glaube an "Wetterhexen". Ein Holzschnitt aus der Zeit um 1490 zeigt sie als „böse Weiber“, deren Tracht an Nonnen erinnert. Sie brauen aus Schlangen in ihrem Hexenkessel ein Unwetter zusammen, das sogleich aufsteigt und seine Wirkung entfaltet. Nach Leopold Schmidt berichtete noch im 20. Jahrhundert ein Informant aus der Buckligen Welt über Frauen, denen man das Wettermachen zutraute: „An Hexen und deren immer nur verderbliches Wirken wird allgemein geglaubt. Es sind stets alte, ledige oder verwitwete, auch anständig verheiratete Frauen, gerichtlich unbeanstandet, die meist selbst nicht viel von dieser Meinung wissen.“

In Teilen Afrikas und Saudi-Arabien führt der Glaube an böse Magie und Schadenszauber noch immer zu Hexenjagd und Morden. In Europa und Amerika hingegen tendieren selbst ernannte Hexen zum Feminismus und sehen sich als Vorbild. Sie vereine das Bild der starken und gleichzeitig „gefährlichen Frau“, die nicht unter Kontrolle zu bringen sei, sagte die Die Ethnologin Marion Näser-Lather vom Institut für Europäische Ethnologie an der Universität Innsbruck : „Die Hexe erzeugt Angst, gleichzeitig begehren sie die Menschen Die Hexe will sich nicht unterordnen, „sie gibt sich selbst ihre eigenen Regeln und sie transzendiert Grenzen, die ihr von der Gesellschaft auferlegt werden“. Schon in den 1970er Jahren wurde das Hexentum Teil politischen und feministischen Aktivismus. Damals demonstrierten feministische Gruppen weltweit in Hexenkostümen, in Italien zogen 1978 Zehntausende Frauen bei einer Protestaktion durch die Straßen. In jüngster Zeit agieren die "Hexen" über soziale Netzwerke wie TikTok. Die WitchTok-Community umfasst mehr als fünf Millionen Videos. Das Shoppingpotenzial hinter dem Trend ist enorm. Der britische „Guardian“ bezeichnete das Jahr 2024 als „Jahr der Hexen“, angesichts zahlreicher TV-Produktionen die dieses Jahr geplant sind. In den USA ist der Wicca-Kult eine anerkannte Religion“ und zählt zu den größten neopaganen Bewegungen. Der Ende der 1940er Jahre entstandene Kult sieht sich als „Religion der Hexen. Wie die "New York Times" berichtet, agieren Hexen als spirituelle Coaches, und stellen ihre magischen Dienste online zur Verfügung. Etwa 36.000 Verkäuferinnen und Verkäufer sollen auf der Plattform Etsy „übersinnliche Lesungen“ und mit Magie aufgeladene Utensilien anbieten, heißt es in der „NYT“. "Amazon" verkauft das Hexensymbol des Pentagramms, Pendel- und Wahrsagewerkzeuge und getrocknete Kräuter für Zaubersprüche und Rituale.


Quellen:
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 1927/1987. Bd. 3/Sp. 1827 f.
Barbara Krug-Richter: Abenteuer Mittelalter ? In: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde. Wien. Heft 2/2009. S.55 f.
Protokolle zur Liturgie. (Hg. Rudolf Pacik und Andreas Redtenbacher). Würzburg 2008. S. 133, 165
Lorenz, Sönke/Midelfort, H. C. Erik: Hexen und Hexenprozesse. Ein historischer Überblick, in: historicum.net, Historicum
Wikipedia (Stand 3.3.2024)
Schmidt, Volkskunde von Niederösterreich, Bd. 2, S. 131
Leonie Markovics „Hexerei“ hat Hochkonjunktur in ORF Topos, publiziert 26.2.2024

Bild:
Drudenfuss (gemeinfrei) Das Pentagramm hatte zwei Bedeutungen. Mit der einen Spitzen nach oben, wie hier abgebildet, galt es als Schutz- und Segenszeichen. Zeigte die Spitze nach unten, konnte das Symbol schwarzmagischen Zwecken dienen.