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Dreikönigstag#

Albrecht Dürer: Anbetung der Könige, 1511

Das Hochfest der Erscheinung des Herrn war in der Ostkirche das ursprüngliche Geburtsfest Christi. Die ältesten Spuren eines Festes der Gotteserscheinung (Epiphanie) am 6. Jänner führen nach Alexandria in Ägypten, wo die gnostische Gemeinschaft der Basilidianer im 2. Jahrhundert das Gedächtnis der Taufe Jesu - nach ihrem Verständnis der Geburtstag - begingen. Wohl als Reaktion darauf entstand das kirchliche Epiphaniefest am 6. Jänner. Seit dem Mittelalter trat zu diesem Datum die Erinnerung an die Heiligen Drei Könige in den Vordergrund.

Nach dem biblischen Bericht (Mt 2, 1-12) huldigten gelehrte Heiden als erste dem neugeborenen Jesus mit herrschaftlichen Geschenken. Demnach waren sie weder drei, noch Könige und schon gar nicht Heilige. Das griechische Wort Magoi bezeichnete Astronomen und Astrologen, wie sie seit dem 3. vorchristlichen Jahrtausend in Mesopotamien wirkten. Die Gelehrten, die dem "Stern" über Jerusalem bis Bethlehem folgten, zählten wohl zu den letzten Vertretern dieser Tradition. Origenes (185-254), der bedeutendste Lehrer der frühen griechischen Kirche, leitete aus der Dreizahl der Gaben die Dreizahl der Besucher ab. Die Geschenke erfuhren sinnbildliche Ausdeutung: Gold als königliche Gabe, Weihrauch als Zeichen anbetender Verehrung und Myrrhe als Symbol der Selbstbeherrschung. Nach einer anderen Interpretation beziehen sich die Gaben auf Christus: Gold auf sein Königtum, Weihrauch auf die Göttlichkeit und Myrrhe auf sein Menschsein. In den Rang von Königen gelangten ie Weisen im 6. Jh., damals tauchen auch die Namen auf. Ein Mosaik in Ravenna benennt den Ältesten Caspar (persisch: Schatzmeister), den Mittleren Balthasar (Lichtkönig) und den Jüngsten Melchior (Gottesschutz). Später machte man sie zu Vertretern der Lebensstufen Jugend, Mannesalter und Greis oder der damals bekannten Erdteile Asien, Europa und Afrika, wobei der Mohr den Vornehmsten darstellte. Die Rollenspieler beim Sternsingen verzichten schon seit einigen Jahren auf die Schwarzfärbung des Gesichtes. 2020 sorgte eine evangelische Kirche in Münster (D) für Kontroversen. Bei ihrer Krippe aus den 1920er Jahren sei die Figur rassistisch dargestellt. ("Melchior ist schwarz, hat eine dicke Lippe, einen dicken Bauch und krumme Beine mit Goldreifen am Fuß") Der Dekan will die geschnitzte Skulptur entfernen lassen.

Der Kult der Heiligen Drei Könige erfuhr mit der Übertragung der angeblich von Kaiserin Helena (+ 330) aufgefundenen Gebeine von Mailand nach Köln (1164) starken Aufschwung. Man verwahrte die Reliquien im größten und kostbarsten Schrein des Mittelalters und nahm dies zum Anlass für den Bau des Kölner Doms. Von hier verbreitete sich die Verehrung im ganzen Abendland. Zum 200. Jahrestag der Translation verfasste Johannes von Hildesheim eine populäre Legende. Der Karmelitermönch stellte die Magier als Vorbild der Priester dar, weil sie allem Anschein nach ohne Frauen zu Jesus unterwegs waren. Von Johann Wolfgang Goethe wieder entdeckt, wurde die Legende 1822 gedruckt.

Die Heiligen Drei Könige sind u. a. Patrone der Pilger und Reisenden (deshalb finden sich auf Gasthausschildern häufig Krone, Stern und Mohr), für einen guten Tod (die letzte Reise), gegen Fallsucht (weil sie vor Jesus auf die Knie fielen), Zauberei, Unwetter und andere Übel.

Der Brauch der Dreikönigsspiele ist seit dem Mittelalter dokumentiert. Damals hatte das Fest der Epiphanie auch als Jahresanfang große Bedeutung. Das Nachspielen des Zuges der Magier zur Krippe des Jesuskindes bildete die Huldigung des Regenten einer neuen Zeit und eines neuen Jahres. Der liturgische Brauch des Einzugs mit Gesang und dem Stern (in Form eines Leuchters) als Requisit ist seit der ersten Jahrtausendwende belegt. Im steirischen Lambach hat sich ein Dreikönigsspiel aus dem 12. Jahrhundert erhalten. Ein Text des späten 14. Jahrhunderts aus Oberkärnten berichtet vom „Ludus trium magorum“ und einem Dreikönigsritt. Bei Dreikönigsspielen außerhalb der Kirche verwendeten die „Sternsänger“ Teile alter Weihnachtsspiele und gestalteten sie um. Als Quellen dienten die Klosterneuburger Handschrift („Sym, got so wellen wir loben und ern - die heyligen drey künyg mit jrem stern“) und Strophen aus dem Lied „Der Tag, der ist so frewdenreich“. 

Dreikönigszeichen im Besucherzentrum Stift Klosterneuburg, Foto: Doris Wolf

Aktuelle Bräuche am Dreikönigstag sind Haussegnungen,Sternsingen und Dreikönigsumzüge. Zur Segnung verwendet man Weihrauch, Weihwasser und gesegnete Kreide, die in Kirchen gegen eine Spende erhältlich sind, und schreibt "C+M+B" mit der Jahreszahl über die Haustür. Die Buchstaben werden als "Christus mansionem benedicat" (Christus, segne dieses Haus) oder die Glück bringenden Initialen von Caspar, Melchior und Balthasar gelesen. Den gleichen Zweck sollten einst amulettartige Dreikönigszettel erfüllen, in denen die heiligen Drei mit Jesus, Maria und Josef oder mit der Dreifaltigkeit auf eine Stufe gestellt werden. Dreikönigsritte finden aktuell in Neukirchen (Gemeinde Altmünster, Oberösterreich) sowie Scheibbs und Weißenkirchen an der Perschling (Niederösterreich) statt. Bereits 1935 veranstaltete der Alt-Wiener-Bund in Wien einen großen Umzug der drei Könige mit ihrem Gefolge.

Sternsinger Wien 2022

Die Dreikönigsaktion, das Hilfswerk der Katholischen Jungschar, beging 2024 ihr 70-Jahr-Jubiläum. In dieser Zeit wurden rund 520 Mio. € von Kindern und Jugendlichen "ersungen". Jährlich tun 85.000 SternsingerInnen mit und unterstützen 500 Hilfsprojekte. 2023 betrugen die Spenden 19,2 Millionen Euro, ein Viertel mehr als im Jahr zuvor. Kinder und Jugendliche gehen von Haus zu Haus, singen Lieder, sagen Sprüche und bitten um Spenden. Wenn gewünscht, schreiben sie den Segen mit Kreide an die Tür oder bringen ihn als Etikett an. Zum Brauch gehören Besuche der Sternsinger bei Prominenten, wie Bundespräsident, Minister und Kardinal.

Orthodoxe Wasserweihe am Donaukanal, Wien 1. Foto: Doris Wolf, 2013

In Wien zelebriert der griechisch-orthodoxe Metropolit am Donaukanal bei der Schwedenbrücke die "Große Wasserweihe". Dabei wirft er ein goldenes Kreuz, das an einem Band befestigt ist, drei Mal ins Wasser. Dieser Ritus in der Öffentlichkeit zählt zu den eindrucksvollsten der orthodoxen Kirche. Er wird zum Gedenken an die Taufe Jesu am Tag der Erscheinung des Herrn (Epiphanie) weltweit - in Wien seit 2007 - durchgeführt. Die Feier findet um die Mittagszeit, nach dem Festgottesdienst in der griechisch-orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale statt. In anderen Ländern ist es Brauch, dass junge Männer nach dem Kreuz tauchen. Dem Finder soll dadurch besonderer Segen zu Teil werden.

Wenn die russisch-orthodoxe Kirche am Sonntag nach Dreikönig die Taufe von Jesus Christus im Jordan feiert, ist dies auch für viele Nicht-Gläubige der Anlass zum "Eisbaden". Zwei Millionnen RussInnen pflegen den Brauch an 9.000 Badestellen an Seen und Flüssen, mit dabei sind 40.000 Sicherheitskräfte und Sanitäter. Glockengeläute begleitet das Ritual. Gläubige wollen sich mit dem Bad von ihren Sünden reinigen. Einige springen mit Geschrei ins eisige Nass, tauchen dreimal unter, bekreuzigen sich und beten für sich und ihre Nächsten. Andere versprechen sich nur Gesundheit - obwohl die Behörden besonders ältere Menschen und Kinder vor dem Risiko von Herz-Kreislauf-Problemen warnen und schon Todesfälle verzeichnet wurden.




Quellen:
Alle heiligen Zeiten. Lieder und Texte im Jahreskreis. Atzenbrugg 2010
Helga Maria Wolf: Weihnachten. Kultur & Geschichte. Wien 2005. S. 279 f.
Helga Maria Wolf: Österreichische Feste und Bräuche im Jahreskreis. St. Pölten 2003. S. 17f.
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