!!!Dreschen

[{Image src='Dreschen.jpg' alt='Dreschmaschine'  class='image_right'   popup='false' height='144' width='187'}]
[{Image src='Dreschflegel.jpg' alt='Dreschen mit dem Flegel' width='200' class='image_left'   popup='false' height='144'}]

Erst nach dem Dreschen wird für den [Bauern|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Bauer] der Ertrag seiner Feldarbeit sichtbar. In vorindustrieller Zeit dauerte in Niederösterreich die __Getreideernte__ vier Wochen in der Reihenfolge Roggen, Gerste, Weizen, Hafer. Es wurde in Gruppen mit der Sense gemäht, einer mähte, eine(r) hob die Halme auf und band sie zusammen. Vier Personen konnten pro Tag ein Joch (5.600 m²) bearbeiten. Die Garben wurden als "Mannderl" aufgestellt und zehn Tage zum Trocknen stehen gelassen. Dann brachte man sie auf vier Meter langen, von Ochsen oder Pferden gezogenen Leiterwagen heim. Das Beladen erforderte Erfahrung, um die Fracht nicht zu verlieren. Ein Mann warf die Garben mit einer langstieligen Gabel einer auf dem Wagen stehenden zweiten zu, die sie auftürmte. \\ \\
 
Im Sommer wurde ein kleiner Teil der Roggen- und Weizenernte zur Saatgutgewinnung gedroschen. Die Hauptarbeit erfolgte im Winter, wenn mehr Zeit dafür war. Auf größeren Gütern sicherte diese den Tagelöhnern oft wochenlanges Einkommen. Die Drescherpartie bestand aus mehreren Arbeitern, die gut aufeinander eingespielt sein mussten. Die Bauern in der Wachau verwendeten bis in die zwanziger Jahres des 20. Jahrhunderts __Dreschflegel__ (Drischel). Diese bestanden aus zwei beweglich verbundenen Stangen. Mit dem kürzeren oberen Teil schlug man das Korn von den Halmen. Aus der Steiermark wird berichtet, dass zwei Reihen mit je ca. 20 Garben mit den Ähren zueinander in der Tenne aufgebreitet fünf mal - in bestimmtem Takt - gedroschen wurden. Frauen besorgten das mehrmals nötige Umlegen der Garben. Nach dem "Ausbeuteln" des Strohs mit hölzernen Gabeln blieb das Getreide mit einem hohen Anteil an Spreu auf der Tenne liegen. Das [Stroh|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Stroh] fand als Streu im Stall oder zum Binden im Weingarten Verwendung. Als die Maschine den Dreschflegel ablöste, wurde diese zunächst durch die Kraft von Menschen oder Tieren, später durch Dampf oder Motoren angetrieben. Die Dreschmaschine befand sich meist im Besitz mehrerer Bauern, die auch die Arbeit gemeinsam durchführten. Ein "Garbenauflöser" reichte das Getreide einem "Speiser", der es in die Maschine warf. Frauen entfernten das gedroschene Stroh. \\ \\
 
Unabhängig von der Dreschweise musste die leichtere Spreu vom Korn getrennt werden. Das geschah seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert mit hölzernen __Putzmühlen__. In diesen entstand mit Hilfe einer Kurbel ein Luftzug (daher auch Handwindmühle genannt). Spreu und Strohreste wurden an der Rückseite des Gerätes hinausgeblasen, während das Korn über mehrere Siebe und Bretter in eine Kiste fiel. \\ \\

__Mähdrescher__, zuerst gezogen, sind seit den 1930-er Jahren im Einsatz. 1951 stellte eine deutsche Firma den ersten Selbstfahrer vor. Die neuesten Modelle besitzen automatische Lenksysteme, und der Bordcomputer bestimmt automatisch die optimaler Auslastung der Maschine. Sie verfügt über einen Autopiloten,  per GPS lässt sich die Druschleistung fernabfragen, Kameras kontrollieren die Arbeitsschritte.  \\ \\

Die ältere Volkskunde wusste von verschiedenen __[Bräuchen|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Brauch]__ und [Aberglauben|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Aberglaube] beim Drusch. Wie bei der Ernte soll der letzten Garbe und dem letzten Drescher besondere Bedeutung zugekommen sein. Mit Dreschermahl und "Kehraustanz" feierten die Landarbeiter den Abschluss der schweren und staubigen Arbeit. \\ \\
 
In __Redensarten__ steht Dreschen für Schlagen oder einen ungestümen Gewaltausbruch. Die Bedeutung findet sich im 16. Jahrhundert bei Hans Sachs, Johann Fischart und Martin Luther. In diesem Sinn werden Kinder, aber auch Klaviere "gedroschen". Etwas ist "abgedroschen" (überholt), "Phrasen dreschen" oder "Stroh dreschen" bedeutet Bekanntes wiederholen, sinnlos reden. Auf die Grobschlächtigkeit der Landarbeiter zielt der Vergleich "fressen wie ein Drescher", "Drescherspeise" meint derbe Kost.\\ \\
 
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__Quellen:__  \\ 
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S 154\\
Richard Edl: Östliches Weinviertel. Alltag im Dorf. Erfurt 2003. S. 35 f.\\
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 1927/1987. Bd. 2/Sp. 463 f.\\
Michael Martischnig (Hg.) Sammeln und Sichten. Wien 1979. S. 197 f.\\
Lutz Röhrich: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Freiburg/Br. 1991. Bd. 1/S. 337 f.\\ 
Film "Körndlbauern und Zegerltrager" von Anna Thaller, Andrea Müller und Helga Maria Wolf. Krems 2008\\
[Mähdrescher|http://www.claas.at/produkte/maehdrescher/lexion670-620-2017]\\ \\

__Bilder:__ \\
Dreschmaschine im Dorfmuseum Mönchhof(Burgenland). Foto: Helga Maria Wolf, 2009\\
Dreschen mit dem Flegel, aus dem Film "Körndlbauern und Zegerltrager" von Anna Thaller, Andrea Müller und Hela Maria Wolf \\ \\

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__Siehe auch:__ \\
--> [Heimatlexikon|Heimatlexikon/Dreschen]
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[{Metadata Suchbegriff='Landwirtschaft Dreschen' Kontrolle='Nein' }]