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Gemeindebau#

Gemeindebau
Karl-Marx-Hof

Die Unternehmung Stadt Wien - Wiener Wohnen, die größte kommunale Hausverwaltung Europas, verwaltet, saniert und bewirtschaftet 220.000 Wohnungen, 5.000 Lokale und 47.500 Garagen- und Abstellplätze in 1.800 Bauten. 500.000 Menschen leben in 1.800 städtischen Wohnbauten. Dazu kommen 200.000 geförderte Wohnungen. Jedes Jahr werden 10.000 Mietverträge für Gemeindewohnungen abgeschlossen. Die vermietete Fläche beträgt 12,933.009 m². Auf Grünflächen von 610 ha wachsen 68.000 Bäume.

Das kommunale Wohnbauprogramm begann nach dem Ersten Weltkrieg auf der Grundlage der 1922 eingeführten Wohnbausteuer. Mit subventionierten städtischen Wohnhäusern sollte die damals herrschende Wohnungsnot bekämpft und der ärmeren Bevölkerung ein Mindeststandard an Größe und Ausstattung geboten werden. Da bedürftige und kinderreiche Familien bei der Vergabe bevorzugt waren, ergab sich eine Konzentration auf bestimmte Sozialschichten. Die bis 1927 errichteten Kleinstwohnungen bestanden aus Vorraum, WC, Küche, Zimmer und evtl. Balkon. 75 % waren 38 m² groß, der Rest 45 - 48 m². Die Ausstattung umfasste Gasherd und Ofenheizung, es war kein Badezimmer vorgesehen. Die Gemeindebauten waren fünf bis acht Stockwerke hoch. Von außen wirken sie festungsartig und abweisend. Monumentale, oft mit Eisengittern gestaltete Tore, schließen sie ab. Kernstück ist der Hof mit sozialem Grün, der die einzelnen "Stiegen" erschließt. Im Sinn des Roten Wien legte man Wert auf "Kunst am Bau", die sich u.a. in Brunnen, Figurenschmuck oder expressionistischen Details zeigt. Charakteristisch waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Wäschereien, Badeanlagen, Kindergärten, Hobbyräume, Bibliotheken, Zahnklinik, Mutterberatungsstelle, Parteilokale etc. Bis 1934 waren 63.000 Gemeindewohnungen fertig.

In der 2. Republik wurde die Bautätigkeit wieder aufgenommen. Das Matzleinsdorfer Hochhaus (Wien 5, Matzleinsdorfer Platz) war das erste Gemeindehochhaus Wiens. 1956 wurde die 50.000. Wohnung nach Kriegsende übergeben. Ab den 1960er- Jahren kamen Fertigteil- und Montagebauten zur Anwendung. Vorwiegend entstanden Großanlagen am Stadtrand. wie „Am Schöpfwerk“ in Meidling. Die jährliche Bauleistung lag bei 9.000 Wohnungen. 1977 gelang den Austropoppern Wolfgang Ambros und Joesi Prokopetz mit "Du bist die Blume aus dem Gemeindebau" ein Hit - und zugleich eine ironische Beschreibung der Subkultur der "grünen Witwen" in Stadtrandsiedlungen wie in Stadlau (Wien 22). Auch das 1983-1986 errichtete Hundertwasserhaus im Bezirk Landstraße ist eine kommunale Wohnanlage. Der letzte „alte“ Gemeindebau entstand 2004 in Wien-Liesing (Rösslergasse)

Nachdem die Stadt Wien auf den Bau von neuen Gemeindewohnungen verzichtet hatte – der Fokus lag im geförderten Bereich auf Genossenschaftswohnungen –, kündigte der Bürgermeister im Wahljahr 2015 mehrere Bauprojekte an. Diese befinden sich zu 100 Prozent im Besitz der WIGEBA, der Wiener Gemeindewohnungs-Baugesellschaft. Der erste "neue" Gemeindebau, der Barbara-Prammer-Hof in Favoriten, wurde 2019 eröffnet. Das jüngste Projekt soll 2025 in Simmering (Hoefftgasse 8) als Erweiterung einer bestehnden Anlage entstehen. Es ewichtige Kriterien. nthält 52 Ein- bis Fünfzimmerwohnungen. 5500 weitere Gemeindewohnungen btw. geförderte Wohnungen sollen in den nächsten zwei Jahren entstehen. Dabei sind Leistbarkeit, Wohnkomfort hohe Umwelt- und Klimastandards wichtige Kriterien.


Quellen:
Wiener wohnen
"Mein Wien", 6/2024

Bilder:
Eines ihrer ersten "Volkswohnhäuser" erbaute die Gemeinde Wien 1923 in Währing, Lacknergasse 96/Staudgasse 80a. Bezirksmuseum Währing
Karl-Marx-Hof, Wien 19, Foto: Doris Wolf, 2013