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Glöckler#

Die biblische Mahnung zur Umkehr („... dann steht ihr draußen, klopft an die Tür und ruft...“ Lk 13, 25-30) erklärt den Heischebrauch der Glöckler (Klöckler, Klöpfler). Sie ziehen an den drei Donnerstagen vor Weihnachten von Haus zu Haus, klopfen an, wünschen Glück und werden dafür belohnt. Der älteste bekannte Beleg aus einem Augsburger Kloster geht auf das Ende des 15. Jahrhunderts zurück. Als Brauch der armen Leute bestand das Klöpfeln bis ins 20. Jahrhundert. 1880 zogen im Rauriser Tal die Anglöckler „schiach vermummt“ von Hof zu Hof. Sie kritisierten die Bewohner und wünschten ihnen dann Glück. Nüsse waren ihr Lohn. Im Gasteiner Tal schlugen unkenntlich gemachte Gestalten noch 1924 mit langen Stöcken an Fenster und Türen.

Das "Anklöpfeln" im Nordtiroler Unterland zählt seit 2011 zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO. 2021 wurde auch das Staner Anklöpfeln in der Kategorie Gesellschaftliche Praktiken aufgenommen. Es findet seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, derzeit alle 10 Jahre an den Samstagen im Advent statt. Dabei gehen ca. 30 Figuren, wie der Hohen Priester, Bacchus, MinistrantInnen, SpendensammlerIn und ca. 25 Leviten in Bauernhöfe und Gasthäuser, um ihre Lieder vorzutragen. Das aus zwölf Strophen bestehende "Klöckellied" ist eine musikalische Satire mit biblischen Anspielungen. Das profane Leben wird im folgenden "Bettlerlied" weiter parodiert. Die Darbietung der Anklöpfler dauert etwa 12-14 Minuten.

In München, wo das Klöpfeln seit dem 15. Jh. belegt ist, gingen Scharen von Kindern und Jugendlichen heischen. Ihre Sprüche enthielten drastische Strafandrohungen bei Gabenverweigerung wie "... Will sie mir koa Küachl geb'n Tua i 's haus auf d' Seitn leg'n!...". Nicht selten wurden Drohungen in die Tat umgesetzt und zumindest die Fenster eingeschlagen. 1822 verfügte die bayrische Polizei das Geben und Betteln. Nach einigen Jahren fand der Brauch ein Ende.


Ebenseer Glöckler, Foto: Alfred Wolf
Foto: A. Wolf
Ebenseer Glöckler, Foto: Alfred Wolf
Foto: A. Wolf

Glöckler heißen im Salzkammergut auch weiß gekleidete Burschengruppen, die große, von innen beleuchtete Aufbauten, „Kappen“, auf den Köpfen tragen. Seit den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts in Ebensee nachweisbar, sind sie nicht nach den Glocken benannt, die sie an ihre Gürtel hängen, sondern nach dem Anklopfen bei den besuchten Häusern. Vieles spricht dafür, dass Not leidende Salinenarbeiter die Braucherfinder waren. Sie trugen in ihrem Beruf weiße Kleidung und Kopflampen. Die Glöcklerkappe besteht aus einem mit schwarzem Karton überzogenen Holzgestell. Die ausgeschnittenen Motive sind mit buntem Seidenpapier hinterklebt. Die Burschen treten am Vorabend des Dreikönigstages in Gruppen („Passen“) auf. Vor den Häusern, in die sie anschließend zur Bewirtung gebeten werden, laufen sie im Gänsemarsch Figuren wie Achter oder Kreise, was als glückbringend gedeutet wird. Der Vorläufer mit seinem Stock führt die Gruppe an. Damit schafft er Platz, gibt an, welche Figuren zu laufen sind und klopft an die Türen. 2011 wurde der Ebenseer Glöcklerlauf von der UNESCO zum Immateriellen Kulturerbe ernannt.


Quellen:
Dietz-Rüdiger Moser: Bräuche und Feste durch das ganze Jahr. Freiburg/Br. 2002. S. 53 f.
Helga Maria Wolf: Weihnachten. Kultur & Geschichte. Wien 2005. S. 103 f.
Cornelia Oelwein: Weihnachten im alten München. Dachau 2006. S. 45-47
UNESCO

Bilder:
Ebenseer Glöckler. Fotos: Alfred Wolf


Siehe auch:
--> Heimatlexion
-->AEIOU Video-Album