!!!Goldhaube
 
[{Image src='Goldhaube.jpg' alt='10 Schilling Münze mit Darstellung der Wachauer Goldhaube' height='100' class='image_left' width='105'}]

Vorläufer von Kopfbedeckungen aus Goldgewebe wurden in Gräbern aus dem Mittelalter (Villach-Judendorf, 13. Jahrhundert) gefunden. In __Wien__ trugen zur Barockzeit nicht nur Bürgerinnen, sondern auch Blumenmädchen, Stubenmädchen und Kellerinnen Goldhauben. \\ \\

Heute denkt man dabei vor allem an die Festtracht der Frauen in __Oberösterreich__. Die Linzer Goldhaube wird erstmals 1782 erwähnt. Vorläufer war die Böndelhaube. Deren Seitenteile wurden mehr und mehr nach hinten gezogen und der Boden (Böndel) zu einem Knauf. Die Linzer Goldhaube ist heute in ganz Oberösterreich und den angrenzenden Regionen verbreitet. Ein Drahtgestell gibt die Form. Die Herstellung einer Goldhaube ist teuer und arbeitsaufwändig, es braucht bis 300 Arbeitsstunden Auf einem ca. 16 x 116 cm langen Goldstoffband werden vergoldete Kupferplättchen, Flitter, Folien und Goldperlen gestickt. Das Muster obliegt der Stickerin. 1985 stellte die Trachtenexpertin Gexi Tostmann fest: ''"Ein wahres Goldhaubenfieber hat die Oberösterreicherinnen erfasst. Sie sticken wunderschöne Goldhauben, nähen herrliche Bürgerkleider und nützen jede Gelegenheit, ihre Schätze zu zeigen." '' Derzeit (2021) gibt es in Oberösterreich fast 18.000, in Vereinen organisierte Trägerinnen, die  Kontakte zu Trachtenvereinen, Hutgruppen, Blasmusikkapellen und anderen Vereinen pflegen und karitativ tätig sind. Ihre Aktivitäten sind geprägt von den kirchlichen Festen, wie [Fronleichnamsprozession|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Fronleichnam],  [Erntedankfest|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Erntedankfest], Jubelhochzeiten oder [Kräuterweihe|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Kräuterweihe] (15. August). Herstellung und Verwendung der Linzer Goldhaube  wurden 2016 in der Kategorie "Gesellschaftliche Praktiken, Rituale und Feste, Traditionelle Handwerkstechniken" in die UNESCO-Liste des [Immateriellen Kulturerbes|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Immaterielles_Kulturerbe] aufgenommen. \\ \\

[{Image src='Blumenmädchen.jpg' height='200' class='image_left' width='150'}]
[{Image src='Stubenmädchen.jpg' height='200' class='image_right' width='147'}]


In __Niederösterreich__ gab es "reiche Goldhauben" (Bodenhauben aus Metallfäden mit Stickerei und herabhängenden Schnüren) seit der Mitte des 18. Jahrhunderts in den Orten entlang der Straße, die von Graz nach Brünn führte. Die Wachauer [Haube|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Haube] war hingegen aus Brokat genäht, der wie Gold wirkte. Die über einem Drahtgestell gearbeiteten Kopfbedeckungen entsprachen der Empire-Mode. \\ \\

In Niederösterreich führt die [Wallfahrt|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Wallfahrt] der Goldhauben- und Trachtengruppen am [Maria Himmelfahrtstag|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Mariä_Himmelfahrt] die "Goldhaubenfrauen" seit 1957 ins Mostviertel.  Die ["Goldhaubenwallfahrt"|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Goldhaubenwallfahrt] wurde 2022 in die [UNESCO-Liste des Imateriellen Kulturerbes|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Immaterielles_Kulturerbe] aufgenommen.  Sichtbares Zeichen der Wallfahrtsteilnehmerinnen ist die namengebende Goldhauben-Tracht.
Anfangs Bürgerinnen - dem "Industrieadel" der Zeit an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert -
vorbehalten, wurde sie von reichen Bäuerinnen übernommen und ist heute in allen
Gesellschaftsschichten anzutreffen. Das Anfertigen einer Goldhaube ist teuer und zeitaufwendig (300
bis 400 Stunden). Sie besteht aus einem Drahtgerüst und Stoff, der mit Golddraht und Pailletten
bestickt wird. \\ \\

Die zur Wachauer Festtracht passenden "Bretthauben" bestehen aus Brokat, Seide und Goldspitzen.
Sie waren ebenfalls ein Statussymbol der jungen oder verheirateten Frauen aus dem Bürgerstand.
Vermutlich lagen die Vorbilder in der Renaissancezeit und sind daher wesentlich älter als die über
einem Drahtgestell aufgebauten "Gupfhauben". Für kleine Mädchen gab es eigene "weiche" Hauben.
Neben Goldhauben sind die - billigeren und leichteren - schwarzen Perlhauben sehr beliebt.
Eine aktuelle Entwicklung der Wallfahrtstracht stellen bestickte Haarbänder für die kleinsten
Teilnehmerinnen dar. Manche Frauen tragen quadratmetergroße schwarze Kopftücher, die gegen Ende des 19.
Jahrhunderts durch kostbare Stickereien und teureres Material (Taft, Seide) eine Aufwertung
erfuhren. Zuvor waren Kopftücher "ein untergeordneter Teil der Arbeitskleidung", wie der
Volkskundler Franz C. Lipp (1913-2002) feststellte. Von Norden nach Süden verbreiteten sich die
zwei- oder dreizipfeligen "Flügelhauben" oder "Schwalbenschwänze" in regional unterschiedlichen
Bindungen.\\ \\

Der langjährige Direktor des österreichischen Museums für Volkskunde, Leopold Schmidt (1912-
1981) schrieb über Hauben und Tücher: ''Beide Kopfbedeckungen standen in der ersten Hälfte des
18. Jahrhunderts in einem gewissen sozialen Wechselverhältnis zueinander. Die starre Haube war
die Kopfbedeckung der wohlhabenden Frauen, das Kopftuch gehörte den armen Leuten an. ... Der
Südwesten hat längere Zeit noch eine Sonderform gekannt, nämlich das große schwarze Kopftuch ,
das im Nacken mit großen abstehenden Zipfeln gebunden wurde.... (Um 1810) dürfte sie die
wohlhabenden Einzelhofbäuerinnen in der Eisenwurzen erreicht haben, die sich dabei wie in vielen
volkstümlichen Moden im Lande ob der Enns anschlossen. Mit dem schwarzen Kopftuch kam die
schwarze Farbe für mehrere Trachtenstücke, für die Jacke, wie für die Schürze und schließlich für die
ganze Gewandung auf und verbreitete sich im Voralpenland bis ungefähr in die Gegend von
Lilienfeld.''\\ \\

Zu den Goldhauben gehören - wie diese ein Statussymbol - lange Seidenkleider in Schwarz, dunklem Blau, Grün, Violett oder Rot,
in der Art der städtischen Empiremode, ohne Schürze. Die Tracht der Kopftuchfrauen ist aus
schwarzem Wollstoff und hat eine lange, schwarze Schürze. \\ \\

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__Quellen:__ \\
Tracht in Österreich (Hg. Franz C. Lipp, Elisabeth Längle, Gexi Tostmann, Franz Hubmann) Wien 1984 \\ 
[Oberösterreich|https://www.ooe-goldhauben.at] \\ 
Gutachten zur Goldhaubenwallfahrt (hmw) \\ \\

__Bilder:__ \\
10 Schilling-Münze mit Darstellung der Wachauer Goldhaube \\
Blumenmädchen und Stubenmädchen aus dem Brand'schen Kaufruf, Wien 1775\\ \\
 
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__Siehe auch:__  \\
--> [Heimatlexikon|Heimatlexikon/Goldhauben]