!!!Habergeiß

[{Image src='Habergeiss.jpg' alt='Habergeiss' class='image_left' height='250' width='169'}]
 
Die Habergeiß galt im bayrisch-österreichischen Alpengebiet als __gespenstischer Vogel__ mit drei Beinen und einem Ziegenkopf, der in der Nacht meckert. Gebietsweise sah man sie als [Hexe|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Hexe] oder Teufel an. In der ländlichen Vorstellung war sie ein Quälgeist der Schläfer (wie der [Alp|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Alp]). Die erstmals 1482 in Nürnberg belegte Bezeichnung wurde mit Hafer oder dem lateinischen Wort für Bock (''Caper'') in Verbindung gebracht, bleibt aber letztlich ungeklärt. \\ \\
 
In Niederösterreich (Wechselgebiet, St. Pöltner Krippenspiel) trat die Habergeiß als Kinderschreck und bei weihnachtlichen __Brauchspielen__ auf. Die Atrappentiere mit beweglichem Maul wurden von den Burschen bei [Hochzeiten|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Hochzeit] vorgeführt (Semmering, Tullnerfeld).\\ \\

Aus __Salzburg__ berichtete der Brauchtumsforscher und Schützenmajor Karl Zinnburg (1924-1994) dass man die Gestalt noch Mitte des 20. Jahrhunderts im Flachland und im angrenzenden Bayern verhältnismäßig oft sehen konnte: "''Häufig war sie bei verschiedenen Brauchtumsumzügen, bei der Drischleg (Abschluss der Drescharbeit mit dem Flegel), beim Brecheltanz, zu [Weihnachten|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Weihnachten] und beim [Aperschnalzen|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Aperschnalzen] zugegen." ''Früher habe sie die Teilnehmerinnen der [Spinnstubenabende|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Spinnen] erschreckt, beim [Dreschen|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Dreschen] hätten sich ganze Spielszenen rund um das Vieh entwickelt. Auch im [Gasteiner|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Gasteiner_Perchten] Perchtenzug ist die "Spukgestalt" vertreten. \\ \\

Im 2022 erschienenen Buch "Vergessene Wörter" nennt Peter Ahorner unter dem Stichwort "Howagas" mehrere Bedeutungen. Die Interpretation als Dämonengestalt ist nach neuen Erkenntnissen nicht haltbar. '' Habergeiß (Haber: Ziegenbock, Geiß; Ziege) 1. Brauchtumssymbol beim Erntedankfest. Dämonengestalt in Form einer Ziege mit Pferdehufen oder eines Vogels, der entweder die Stimme einer Ziege hat oder in einer anderen Weise verunstaltet ist. 2) Mageres Einspänner-Pferd, 3) Weberknecht (aufgrund seiner langen Beine), 4) Mädchen mit allzu langen Beinen, 5) Schreckgespenst für Kinder.''
 
----
__Quellen: __\\
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 314\\
Leopold Schmidt: Volkskunde von Niederösterreich. Horn 1972. Bd. 2/S. 299, 559, 629\\ 
Karl Zinnburg: Salzburger Volksbräuche. Salzburg 1972 \\ 
Peter Ahorner: Vergessene Wörter. Wien 2022. S. 55 \\ \\

__Bild:__ \\
"Habergeiß und Krampus". Federzeichnung von Johannes Mayerhofer (1859-1925) \\ \\

----

__Siehe auch:__ \\
--> [Heimatlexikon|Heimatlexikon/Graßteufel_und_Habergeiß]  \\


 [{WebBookPlugin src='web-books/verschwundenebrauche00de2015iicm/000080' 
text='Habergeiß' mode='big'}]



 
[{Metadata Suchbegriff='Brauch Habergeiß' Kontrolle='Nein' }]