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Karwoche#

Karwoche
Bild 'Heiliges Grab'

Die Große oder Heilige Woche ist die Woche vor Ostern. Der deutsche Name Karwoche (mhd. kar - Klage; got. kara, engl. care - Sorge) betont die Passion Christi. In der frühchristlichen Osterfeier wurden jedoch Leiden, Tod und Auferstehung als Einheit erfahren. Ab dem 4. Jahrhundert zeigte sich die Tendenz, die Geschichte historisierend zu entfalten. Es kam zur Ausgliederung des Triduum sacrum. Da der Vorabend zum folgenden Tag zählt, beginnen die "drei österlichen Tage" mit der Abendmahlsmesse am Gründonnerstag

Der Palmsonntag eröffnet die Karwoche, weil nach christlicher Rechnung der Sonntag als erster Tag der Woche zählt. Er erinnert an den Einzug Jesu in Jerusalem (Mk. 11,1-11). Die Blätter der Fiederpalmen (z.B. Dattelpalme) galten in der Antike als Symbol des Lebens, der Hoffnung und des Sieges.

Die Bezeichnung Gründonnerstag wird vom althochdeutschen "grinan" (das Gesicht verziehen -> grinsen) oder vom mittelhochdeutschen "grinnen" (stöhnen, klagen -> greinen) abgeleitet. (Bibelstellen zu Passion und Auferstehung: Mt. 26,1-28,20; Mk. 14,1-16,20; Lk. 22,1-24,53; Joh. 18,1-20,29). Nach dem Gloria schweigen die Glocken. Wie die Orgel erklingen sie erst wieder zum Halleluja in der Osternacht. Um trotzdem die Gebetszeiten zu signalisieren, gingen Kinder mit Ratschen durch den Ort.

Der Karfreitag erinnert an den Tod Jesu. Er wurde gefangen genommen, vor dem Hohen Rat verhört, dem römischen Statthalter Pilatus überstellt, verspottet und zum Tod verurteilt. Um die neunte Stunde starb er in Golgotha am Kreuz. Die Feier vom Leiden und Sterben Christi findet am Nachmittag statt. Der Gottesdienst besteht aus drei Schriftlesungen, den großen Fürbitten, der Kreuzverehrung und der Kommunionfeier. Weil es keine Wandlung gibt, sprachen die Gläubigen von einer "zerstörten Messe". Im Gegensatz zur Trauer des Tages stehen die prächtigen Heiligen Gräber mit Blumenschmuck. Zur Zeit der Kreuzzüge entstanden überall in Europa Nachbildungen der Jerusalemer Grabkapelle. In der Barockzeit erlebten diese eine Hochblüte. In den Kirchen stellte man Nachbildungen des Felsengrabs auf, legte eine Holzfigur hinein und hielt die Grabwache. Oft war damit die Anbetung des Allerheiligsten verbunden. Für besondere Stimmung sorgten bunte Glaskugeln, die das Licht der Kerzen verstärkten. Weil die Kirchenglocken schweigen, kündigen vielerorts Kinder mit Ratschen die alten Gebetszeiten an. In der Frömmigkeit evangelischer Christen kommt dem Karfreitag ein besonderer Rang zu. Er gilt vielfach als höchster Feiertag des Kirchenjahres und einer der wichtigsten Abendmahltage. 

In Bayern bestanden bis 2016 am Karfreitag rigorose Tanz- und Partyverbote. Der Karfreitag zählt in Bayern, wie Allerheiligen und der Heilige Abend, zu den "stillen Tagen". An diesen sind im Freistaat „öffentliche Unterhaltungsveranstaltungen nur dann erlaubt, wenn der diesen Tagen entsprechende ernste Charakter gewahrt ist“. Sportveranstaltungen und „musikalische Darbietungen jeder Art“ „in Räumen mit Schankbetrieb“ waren bisher ausnahmslos verboten, jetzt sind Ausnahmen möglich. In Österreich regelt das Kärntner Veranstaltungsgesetz, dass am Karfreitag „Veranstaltungen verboten“ sind und am Karsamstag erst am Nachmittag beginnen dürfen. In Burgenland, Niederösterreich und Salzburg sowie in Wien und Tirol sind jene Veranstaltungen untersagt, die geeignet sind, „religiöse Gefühle der Bevölkerung verletzen“ beziehungsweise „den Charakter dieser Tage stören“. In Vorarlberg ist nur die Veranstaltung von Lichtspielen eingeschränkt, sofern diese der Bedeutung des Karfreitags „abträglich“ ist.

Der Karsamstag ist als Tag der Grabesruhe ein stiller Tag ohne liturgische Feier. Ludwig Hörmann von Hörbach berichtete 1909 aus Tirol, dass der Priester im violetten Ornat am Karsamstag früh auf dem Friedhof das Feuer weihte, worauf sofort das "Holzrauben" einsetzte. Jeder wollte das schönste brennende Scheit heimbringen. Die Bäuerin entzündete damit im häuslichen Herd das Feuer, das ein Jahr lang nicht erlöschen sollte. Der Bauer vergrub verkohlte Stücke im Stall und auf dem Acker. Andere Teile der Karsamstagkohle wurden für spätere Notfälle, wie Unwetter, aufgehoben und dann ins Feuer geworfen.

Neue Bräuche konnte man 2023 in Wien beobachten. So wie Jesus am Gründonnerstag seinen Jüngern die Füße wusch, putzten Mitglieder der Pfarre "Zur frohen Botschaft"au den Stufen der Kalskirche Passanten die Schuhe. Der Verein gegen Tierfabrken protestierte mit einen "Kreuzweg" von als Schweine, Rinder und Hühner verkleideten Aktivisten, die Kreuze schleppten, gegen Tierquälerei in Schlachthöfen.


Quellen:
Rupert Berger: Neues Pastoralliturgisches Handlexikon. Freiburg/Br. 1999. S. 234
Karl-Heinrich Bieritz: Das Kirchenjahr. München 1994. S. 90 f., S. 122 f.
Duden - Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. Mannheim 2006
Ludwig Hörmann: Tiroler Volksleben. Stuttgart 1909 (Reprint Innsbruck 1995), S.58 f.
Schott-Messbuch für die Sonn-und Festtage. Freiburg/Br. 1983
Helga Maria Wolf: Das neue BrauchBuch. Wien 2000. S. 111 f.
Verbote, publiziert 30.11.2016
"Kurier", 5.4.2023
"Heute", 6.4.2023

Bilder:
Ratscher beim Heiligen Grab, Schwanenstadt (Oberösterreich). Foto: Alfred Wolf, 2003
Grabchristus 1350-60, Fürstlich Liechtenstein'sche Sammlungen. Foto: H. M. Wolf, 2019


Siehe auch:
-->Kalvarienberg Graz