!!!Reenactment

[{Image src='MA Gautsch.jpg' alt=' Mittelalterliche Gewandung bei der Gautschfeier der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt, Wien 2019 Foto: Wolf' class='image_left' height='200' width='68'}]  

Als Reenactment oder __Living history__ bezeichnet man das Nachspielen historischer Ereignisse, wie Schlachten oder [Hochzeiten|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Hochzeit]. Die Akteure bemühen sich um detailgetreue Wiedergabe (z.B. Kostüme, Requisiten, Unterbringung, Speisen) und Aufführungen an Originalschauplätzen. \\ \\
 
Ähnliches gibt es seit langem. Im alten Rom sah man Historienspiele. Auch [Passionsspiele|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Passionsspiel] fallen in diese Sparte. Seit 1903 veranstaltet die bayrische Stadt __Landshut__ mit 2000 Teilnehmern in historisierenden Kostümen die mehrtägige "Landshuter Hochzeit". Sie erinnert an die Eheschließung der polnischen Königstochter Hedwig und des Landshuter Herzogssohnes Georg (1475). Die philosophischen Grundlagen für die moderne Spielart schuf der englische Philosoph George Collingwood (1889-1943). In den 1940er- Jahren stellte die US-Armee die Schlacht bei Gettysburg (Amerikanischer Bürgerkrieg, 1863) nach. \\ \\

Seit den 1960er- Jahren gelangt das Bedürfnis nach "erlebbarer Geschichte" von Amerika nach Europa, seit den 1980-er Jahren gefällt auch hierzulande vielen "das physische und psychische Eintauchen in die Vergangenheit", wie die deutsche Ethnologin Barbara Krug-Richter beobachtete. Als Trend-Epoche bezeichnet sie das Mittelalter, "jene ferne Zeit die offensichtlich jede Menge Projektionsfolien für Phantasien bietet". Am Beginn stand eine jugendkulturelle Szene, die "Leben wie im Mittelalter" als Freizeitgestaltung betrieb. Die Akteure bezogen ihre Kenntnisse für möglichst authentische Darstellungen aus der wissenschaftlichen Literatur. Sie nähten Kostüme und fertigten Alltagsgegenstände an, veranstalteten Mittelaltermärkte und Zeltlager. Dadurch fanden sie eine "partielle Heimat und alternative Identität". Zu den historisch interessierten Laien gesellte sich ein kommerzielles __"Histotainment"__ (''historical entertainment'').  \\ \\

1994 erfanden vier Eggenburgerinnen als kulturelle und wirtschaftliche Belebung für ihre Stadt die "Zeitreise ins Mittelalter". Daraus entwickelte sich eines der größten Mittelalterfeste in Österreich. __Eggenburg__, am Ostrand des Waldviertels in Niederösterreich gelegen, hatte im Spätmittelalter einen wirtschaftlichen und kulturellen Höhepunkt erlebt. Die Organisatorinnen orientierten sie sich an der Geschichte, die in den Straßenverläufen, Platzanlagen und Bauwerken wie Stadtmauer, Pfarrkirche und Franziskaner- (Redemptoristen-)kloster erkennbar ist. Die Durchführung des Festes organsiert der anfangs  "Eggenburg Aktiv"  genannte "Verein zur Erforschung des Mittelalters in Eggenburg".  Akrobaten, Gaukler, MusikantInnen, Lesungen, Lagerleben, HandwerkerInnen, Vorträge, Führungen,  Spaziergänge etc. stehen auf dem Programm.\\ \\

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__Quellen:__ \\
Barbara Krug-Richter: Abenteuer Mittelalter ? Zur populären Mittelalter-Rezeption der Gegenwart. In: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde. Wien 2009. Heft 2, S. 53-75\\
[Wikipedia: Reenactment|https://de.wikipedia.org/wiki/Reenactment] (Stand3.3.2024 )\\ 
[Eggenburg|https://www.mittelalter.co.at] \\ \\
  
__Bild:__ \\
Ing. Bernhard Honkisz im historischen Kostüm als Faktor bei der Gautschfeier der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt, Wien 2019 \\ \\

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__Siehe auch:__ \\
--> [Essay Trendepoche Mittelalter|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Reenactment/Trendepoche_Mittelalter] \\ \\ 
 
 

 
 
[{Metadata Suchbegriff='Reenactment' Kontrolle='Nein' }]