!!!Rot
 
[{Image src='Rot_gr.jpg' alt='Rot' height='250' class='image_left' width='194'}]  

Rot gilt als "die" [Farbe|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Farben], steht für __Feuer__, Blut und Vitalität. Es ist die aktivste und energischste Farbe und hat neben der alle anderen übertreffenden Leuchtkraft psychologische Wirkung. Im Altertum waren Krieger und römische Beamte rot gekleidet. Im Triumphzug trug der siegreiche Herrscher Rot. Trompeten und Signalhörner sind beim Militär fast überall rot umwickelt. Seit dem 18. Jahrhundert gilt Rot als Farbe der Revolution und Freiheit. \\ \\
 
In der additiven Farbmischung ist Orangerot eine Grundfarbe, in der subtraktiven entsteht es aus Magenta und Gelb. Die Komplementärfarbe ist Cyanblau. __Purpur__ wirkt würdevoller und ernster als Rot und war - wegen der Kostbarkeit des Farbstoffs - Herrschern vorbehalten. Daran erinnern der Kardinalspurpur und die violetten Gewänder der katholischen Bischöfe und Prälaten. Helles Purpur wird als __Magenta__ bezeichnet. Die blaurote Farbe war eine der ersten künstlich hergestellten Anilinfarben. 1859 kurz nach der Schlacht von Magenta erfunden, wurde sie nach dieser benannt. \\ \\
 
Rot als __Zeichen__ des Feuers, [Lichts|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Licht] und [Blitzes|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Blitz] führte zur Vorstellung, dass rote Tiere, Pflanzen und Gegenstände Unwetter anziehen - aber andererseits auch vor Blitzschlag schützen. Rote Stoffe waren, da kostspielig, [Bauern|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Bauer] verboten. Rote Paramente werden als Sinnbild des Heiligen Geistes ([Pfingsten|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Pfingsten], zur [Firmung|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Firmung]), am [Palmsonntag|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Palmsonntag], Karfreitag sowie zu Festen der [Märtyrer|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Märtyrer] getragen. "Rubriken" heißen die rot gedruckten Erklärungen im Messbuch. Im [Kalender|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Kalender] sind [Sonntage|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Sonntag] und Feiertage rot hervorgehoben. Als Warnfarbe wird Rot bei Verkehrsampeln und Verbotsschildern verwendet. Es findet sich in vielen Fahnen (so auch der österreichischen), Wappen und Schutzmarken. \\ \\
 
Ambivalent ist die Bedeutung der Farbe im __Zauber__. Zwerge und Spukgeister tragen rote Mützen. Andererseits war Rot eine apotropäische Farbe, rote Bänder sollten vor dem "bösen [Blick|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Blick]" bewahren. Roter Himmel kündete böse Zeiten, Abendrot "Morgenkot" (nach [Regen|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Regen]). In der [Sympathiemedizin|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Signaturenlehre] steht Rot für das Blut. Als rote [Amulette|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Amulett] sollten [Korallen|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Koralle] vor [Pest|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Pest] und Fraisen schützen. Säckchen mit Rötelstein wurden gegen Rotlauf verwendet. "Rubit" als Zauberwort gegen Blutungen findet sich 1493 in einem Straßburger Gebet. \\ \\
 
__Rote Haare__ verrieten nach landläufiger Meinung [Hexen|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Hexe] (oder zumindest böse Menschen). In der Posse "Der Talisman" von Johann Nestroy (1840) spielen der wandernde Barbiergeselle Titus Feuerfuchs und die ebenfalls rothaarige Gänsemagd Salome Pockerl die Hauptrollen. Mit dem Aufkommen des Farbfilms in den 1940er- Jahren schienen rothaarige Darstellerinnen für die Filmindustrie interessant. Sie verkörperten Klischeevorstellungen: geheimnisvoll, undurchschaubar und verführerisch. Schon der Antike fanden manche rotes Haar attraktiv. Wie bei einer ägyptischen Mumie aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. tönt man auch jetzt mit dem natürliche Farbstoff Henna.  \\ \\
 
Dem __Rotkehlchen__ (''Erithacus rubecula'') sagten die Brüder Grimm nach, dass es ein dämonischer Vogel sei ("dem rotbärtigen Donar heilig") und den Blitz anziehe. Als [Orakeltier|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Orakel] bringe es hingegen Glück, ganz besonders bei der [Hochzeit|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Hochzeit]. Nach der [Legende|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Legende] wollte es die Kreuznägel Jesu lösen und befleckte dabei seine Brust. Auch der Hausrotschwanz (''Phoenicurus ochruros'') soll den Blitz anziehen (oder abwehren). Er gilt als "Muttergottesvogel" und bringt Glück (oder Tod). \\ \\
 
__Rotkäppchen__ ist die Titelgestalt eines der bekanntesten [Märchen|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Märchen] der Brüder Grimm im 1812 erschienenen ersten Band ihrer Kinder- und Hausmärchen.\\ \\

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__Quellen:__ \\
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 681\\
Arthur Haberlandt: Taschenwörterbuch der Volkskunde Österreichs. Wien 1953. Bd. 1/S. 145\\
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 1936/1987. Bd. 7/Sp. 787 f.\\
Wikipedia-Artikel zu den einzelnen Stichworten\\ \\
 
__Bild:__ \\
"Rotes Kreuz" in Klosterneuburg, Foto: Alfred Wolf
 
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