!!!Schalenstein
 
[{Image src='Schalenstein_gr.jpg' alt='Schalenstein' width='250' class='image_left' height='157'}]

Eiszeitliche __Restlinge__ (erratische Blöcke) mit 3-20 cm großen, 2-5 cm tiefen Ausnehmungen finden sich in vielen Teilen Europas. Im Waldviertel (Niederösterreich) sind es Granitsteine. Über Ursprung und eventuelle Funktion wurde viel spekuliert. Realistisch liest sich hingegen das "Waldviertler Heimatbuch". Es verweist auf die große Anzahl von 1500 Schalen allein im dünn besiedelten Waldviertel. Der Autor fragt, wer diese alle aus dem harten Stein gemeisselt hätte. Er verweist darauf, dass sich in der Gegend der ältesten Siedlungen keine solchen Gebilde befinden. So erscheint die __Verwitterungstheorie__ am plausibelsten, wonach sich Bäume auf Steinen ansiedeln, und wenn sie diese, wie beim Granit, nicht mit den Wurzeln spalten können, mit dem Wurzelstock eine kleine Grube formen. \\ \\
 
__Sagen__ bringen die Schalen in den Steinen und das Wasser, das sich darin hält, mit [Heiligen|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Heilige]  in Verbindung. So habe die Muttergottes das Jesuskind darin gebadet, auch nach den Heiligen [Christoph|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Christophorus,_hl.], [Koloman|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Koloman], [Petrus|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Peter_und_Paul,_hll.]
, [Johannes|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Johannes_der_Täufer,_hl.] und [Wolfgang|Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_Österreichs/Wolfgang,_hl.] wurden Schalensteine benannt.\\ \\

Ein besonders bekanntes Exemplar - und offizielles Naturdenkmal - ist der Schalenstein in __Retzbach__ (Niederösterreich). Er liegt genau zwischen Weinviertel und Waldviertel, 275 Meter von der Staatsgrenze zur Tschechischen Republik entfernt. 1999 erhielt er eine  architektonische Rahmung durch eine elliptische Aussichtsplattform. Mitte des 17. Jahrhunderts entsprang hier eine Quelle. 1709 sollte der Stein (wegen "abergläubischen Gebrauchs") vom bischöflichen Konsistorium zerstört werden, doch setzte sich der Lilienfelder Abt Sigismund, dessen Kloster die Kultstätte unterstand, für seine Erhaltung ein. Er argumentierte, dass die Leute nicht wegen des Steins, sondern zur Marienkapelle kämen. Ein Einsiedler betreute die Kultstätte bei "Maria Stein". \\ \\

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__Quellen:__ \\
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 698\\
Franz Jantsch: Kultplätze im Land um Wien. Unterweitersdorf 1993. S. 22 f.\\
Waldviertler Heimatbuch (Hg. Adolf Kastner). Zwettl 1994. S. 37 f.\\
Helga Maria Wolf: Mythos Wasser. St. Pölten 2009. S. 40, 80 f.\\ \\
 

__Bild:__ \\
Der "heilige Stein" bei Retzbach (Niederösterreich). Foto: Alfred Wolf, 1995
 
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__Siehe auch:__  \\
--> [Heimatlexikon|Heimatlexikon/Schalenstein]

[{Metadata Suchbegriff='Natur Schalenstein' Kontrolle='Nein' }]