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Schiff#

Schiff

Das erste nachweisbare Wasserfahrzeug aus behauenen Baumstämmen wird auf circa 6500 v. Chr. datiert. In Europa berühmt wurden die Wikingerschiffe, die bis zum 13. Jahrhundert in Variationen von Größe und Proportionen der Schiffstyp Nordeuropas wurde. Mit diesen Schiffen erreichten die Wikinger Island (862), Grönland (901), Amerika (≈1000) und drangen bis in den Mittelmeerraum vor. Um 1500 ermöglichten Segelschiffe die großen Entdeckungen und den Fernhandel. Dampfschiffe waren zunächst Segelschiffe mit einem Hilfsantrieb. Der entscheidenden Durchbruch kam mit der Erfindung der Schiffsschraube, die Joseph Ressel (1793-1857) zur technischen Reife brachte. 

Für Österreich war die Schifffahrt auf der Donau von größter Bedeutung. Seit dem Spätmittelalter (1488 erstmals erwähnt) diente die Ulmer Schachtel (oder Wiener Zille) der Beförderung von Waren und Personen. Die 1 ½ m hohen Bordwände trugen die Stadtfarben von Ulm als Streifenmuster. Die 22 bis 30 Meter langen, und 3 bis 7,5 m breiten Schiffe waren in der Mitte des Decks mit einem Hausaufbau ("Schachtel") versehen und trieben, mit vier Stangen gelenkt, flussabwärts. Sie wurden von einer eigenen Zunft gebaut, betrieben und am Ende der Fahrt als Nutzholz verkauft. Es bestand ein fahrplanmäßiger Verkehr der "Ordinari-Schiffe" nach Regensburg, Passau, Linz, Wien, Budapest und Belgrad. Stromaufwärts wurden Wasserfahrzeuge von - bis zu 60 - Pferden gezogen. Da sich die Anlegeplätze im 9. Bezirk, in der danach benannten Rossau befanden, entwickelte sich hier ein Zentrum des Sattlergewerbes, ebenso wie der Wagner und ihrer Zulieferer. 

Das seit 2008 bestehende Forschungsprojekt „Der Donauhandel“ erschließt zentrale Quellen der österreichischen Wirtschaftsgeschichte und des kontinentaleuropäischen Binnenhandels des 17. und 18. Jahrhunderts in Form von Datenbanken. Die Arbeit an den „Kremser Waag- und Niederlagsbüchern“ (1621 bis 1737)ist weitgehend abgeschlossen. Mit den „Aschacher Mautprotokollen“ (1627 bis 1775) die umfangreichste und wichtigste Massenquelle zur frühneuzeitlichen Handelsgeschichte im Raum der Oberen Donau zugänglich gemacht.

1830 lief der erste Donaudampfer ("Franz I.") vom Stapel und bald nahm die Donaudampfschifffahrtsgesellschaft (DDSG) den regelmäßigen Verkehr nach Pressburg und Budapest auf. Die Talfahrt dauerte etwa 14 Stunden. 1837 fuhr das Dampfschiff "Maria Anna" mit 250 Passagieren erstmals stromaufwärts nach Linz und benötigte dazu mehr als zweieinhalb Tage. Ende des 19. Jahrhunderts war die DDSG mit 154 Raddampfern, 25 Schraubendampfern, 8 Kettenschiffen, 770 Transportfahrzeugen, 273 weiteren Fahrzeugen und Eisenbahnfuhrpark, zwei Werften und vier Reparaturwerkstätten die größte Binnenschifffahrt-Gesellschaft der Welt. Sie bestand 1829 bis 1990. 

Symbolisch, literarisch und in Redensarten kommt das Schiff seiner Bedeutung entsprechend oft vor. So schildert der Schwank "Der Wiener Meerfahrt von dem Freudenleeren" vor 1273 den schädlichen Einfluss des Weins. 1494 erschien in Basel das moralsatirisch-didaktische Werk "Das Narrenschiff" des Humanisten Sebastian Brant. Kirchengemeinden vergleichen sich mit einem Schiff ( "Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit…" ). Das Schiff war seit der antiken Metaphorik ein bekanntes Bild, z.B.: "Die Ratten verlassen das sinkende Schiff", "das Schiff ist mit Mann und Maus untergangen" (alles ist verloren), jemand "führt ein großes Schiff" (trägt viel Verantwortung), "das Schiff nach dem Wind richten" (lavieren), "wir sind alle auf einem Schiff / sitzen in einem Boot" (teilen das Schicksal), "Schiffbruch erleiden".


Quellen:
Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Wien 1992-1997. Bd. 2/S. 66 f.
Lutz Röhrich: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Freiburg/Br. 1992. Bd. 3/S. 1330
Helga Maria Wolf: Mythos Wasser. St. Pölten 2009
Wikipedia: Schiff (Stand 3.3.2024)
Donauhandel

Bild:
Neujahrsglückwunsch mit Schiff, Holzschnitt um 1500