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Stab#

Stab

Der Stab als Zeichen von Macht und höchster Gewalt (Zepter) befand sich in den Händen der Herrscher und wurde von Bittenden, Gelobenden und Schwörenden berührt. Der bischöfliche Krummstab, unter dem sich "gut leben" lässt, war Zeichen des geistlichen Fürstentums. 

Die Gerichtsbarkeit wurde vom Herrscher verliehen. Der Gerichtsstab war Symbol dieser Vollmacht und das Zeichen richterlicher Gewalt. Damit eröffnete der Richter die Verhandlung, gebot Ruhe, und die Versammlung dauerte so lange, wie er ihn in Händen hielt. Dem zum Tode Verurteilten wurde der Stab über dem Haupt zerbrochen und vor die Füße geworfen. 

Wer nach dem Germanischen Recht über seinen Besitz verfügen wollte, musste fähig sein, "ohne Stab und Stütze" allein zu gehen. Wehrfähig war, wer "Stab und Stange tragen" konnte. 

Der Feldherr trug den Marschallstab, seine Berater waren die Stabsoffiziere, sie bildeten den Generalstab. Später wurde der Begriff auf die Gesamtheit der höheren Offiziere übertragen. Boten und Herolde wiesen sich durch den Stab mit dem Zeichen ihres Herrn aus. Der Begriff Stabführung wurde auch auf die Orchesterleitung angewandt. Der Taktstock erinnert an die Stange, mit der der Kapellmeister den Takt stieß. 

Der Stab drückte nicht nur die Ausübung, sondern auch die Übergabe von Gewalt oder Besitz aus. "Den Stab ergreifen" hieß, eine Wanderung zu beginnen. Der Wanderstab oder Pilgerstab bedeutete Stütze ebenso wie Heimatlosigkeit - und war damit nahe am Bettelstab. Der weiße Stab kennzeichnete Bettler und des Landes Verwiesene. Wenn sich - zur Zeit der Bauernkriege - jemand auf Gnade oder Ungnade ergab, trug er den weißen Stab. Es war Brauch, dass der Vater eines Neugeborenen vor der Taufe auf seinem Weg zum Pfarrer und zu den Paten einen weißen Stab trug. 

Von besonderer Bedeutung war im Alten Testament der Stab des Moses mit der ehernen Schlange (Ex 4, 2-4) und des Aaron, der damit die Ägyptischen Plagen verursachte (Ex 7, 8-12). "Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht", heißt es im Psalm 23,4. Nach dem apokryphen Jakobusevangelium aus dem 2. Jahrhundert grünte der Stab des Nährvaters Josef unter allen Bewerbern bei der Brautwerbung um Maria - wie schon zuvor vom Grünen und Fruchttragen von Aarons Stab die Rede war. 

In Bräuchen trägt der Darsteller des hl. Bischofs Nikolaus einen Krummstab, der Hochzeitslader einen geschmückten Stock, der Vorläufer des Stubenspiels klopft mit dem Stab, beim Anklöckeln, dem weihnachtlichen Heischebrauch, schlug man damit auf die Fenster, um Einlass zu begehren. Bei der Promotion legt man die Hand in Schwurgeste auf den dargebotenen Stab.


Quellen:
Beitl: Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Stuttgart 1974. S. 765 f.
Lutz Röhrich: Das große Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Freiburg/Br. 1992. Bd. 3/S. 1519f.
Heiligenlexikon

Bild:
Nikolausdarsteller Werner Kalcher (+) mit Krummstab, Wien 1979


Siehe auch:
Stab in: Verschwundene BräucheDas Buch der untergegangenen RitualeHelga Maria WolfBrandstätter VerlagWien2015jetzt im Buch blättern