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Stadtbräuche Wien#

Der Begriff "Brauch" weckt sehr unterschiedliche Assoziationen, sie hängen von den persönlichen Einstellungen und Erfahrungen ab. Viele denken dabei an das ländliche, bunte "Brauchtum". In dem Zusammenhang gilt es ein Vorurteil zu entkräften, nämlich das von der brauchfeindlichen Stadt. 1934 kritisierte der Steirische Volkskundler Hanns Koren (1906-1987) in seinem Buch "Volksbrauch im Kirchenjahr" das "widersinnige Leben der städtischen Unkultur" und war überzeugt: "Auf den Asphaltplatten und Katzenköpfen wächst Brauchtum nicht. Der Industriearbeiter hat es völlig verloren." Hingegen hat der langjährige Direktor des Österreichischen Museums für Volkskunde, Leopold Schmidt (1912-1981), belegt, dass viele traditionelle Bräuche aus dem städtischen Mittelalter stammen. Als ein Beispiel nannte er den Maibaum. Dessen Aufstellen und Schmücken gehörte zu den Pflichten des Vertreters der Obrigkeit. In Wien waren die Babenberger-Herzöge pflichtgemäß die Brauchführer ihres Volkes. Schmidt zitierte in diesem Zusammenhang einen Reim anlässlich des Todes von Leopold IV. (1176-1230): "Wer singet uns nu vor / zu Wienn auf dem chor / als er vil dicke hat getann / der viel tugendhafte man? / Wer singet uns nu raien / wer zieret uns nu die maien ?"

Auf dem Platz Am Hof brannten damals Johannesfeuer, bis in die Gegenwart ist der Stephansdom Mittel- und Ausgangspunkt von Feiern und Prozessionen. Die Feste des Kirchenjahres wurden und werden in allen Pfarren der Stadt - mehr oder weniger - prächtig begangen. Kirtage haben sich nach den Wiederbelebungsversuchen der 1970er Jahre wenige gehalten. Der Volksfestcharakter lebt bei den (Einkaufs-)Straßenfesten weiter. Dazu kommen jede Menge Veranstaltungen mit Eventcharakter, von denen viele auf dem Rathausplatz über die Bühne gehen.

Die folgenden Beiträge bringen eine Kurzcharakteristik der 23 Wiener Bezirke und erwähnen ihre Bräuche. Viele davon hatten schon im 19. Jahrhundert kommerzielle Gründe, besonders wenn sie in den populären großen Vergnügungsetablissements stattfanden. Sollten bei einzelnen Bezirken keine besonderen Bräuche angeführt sein, so wurden doch die allgemein üblichen Feste des Kirchenjahres begangen.