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Tandelmarkt#

Tandelmarkt

"Tandeln, Tandler, Tandlerin sagt man in der gemeinen Sprache der Wiener statt Trödeln, Trödler, Trödlerin und man versteht unter dem Geschäfte ein Handeltreiben mit aller und jeder Gattung von Plunder, altem und neuem Zeugs," definierte Adalbert Stifter (1805-1868). Für weniger Begüterte war der Tandelmarkt eine billige Einkaufsquelle, die auf bürgerliche Beobachter faszinierend wirkte.

Mitte des 18. Jahrhunderts erschien das anonyme Quodlibet "Der wienerische Tändelmarkt", in dem sich verschiedene Kaufrufe finden.

Im Lauf der Zeit sind sieben Standplätze für den Tandelmarkt überliefert:
(1) Die Brandstätte (16. Jahrhundert)
(2) Vor dem Kärntnertor, nachdem sich 1623 die „Zunft der bürgerlichen Tandler“ gebildet hatte
(3) 1671 bis 1730 in der Leopoldstadt, wo die Tandelmarktgasse daran erinnert
(4) 1730 bis zum Bau der Technischen Universität (um 1820) in der Gegend des Resselparks, wobei die Technikerstraße Tandelmarktplatz hieß
(5) Auf dem Spittelberg
(6) Schwarzenbergplatz/Heumarkt/Lothringerstraße
(7) 1864 bis 1944 in der Rossau. 

1863 gründeten 200 Trödler die Wiener Hallentrödler-Gesellschaft, die im folgenden Jahr eine Halle mit 200 Ständen und geräumigen Kellermagazinen bauen ließ. Rund ein Drittel der Läden befand sich, mit sichtbar ausgelegter Ware, an den Außenseiten. Der prominente Ringstraßenarchitekt Emil Förster (1838-1909) entwarf ein basarartiges Gebäude im Stil der Neorenaissance mit zwei Höfen und Brunnen. In einem Inserat warben die Händler mit Öffnungszeiten von 6 bis 20 Uhr. Die Trödlerhalle im 9. Bezirk bestand bis 1944 im Bereich Rossauer Lände, Berggasse, Türkenstraße und wurde 1952 nach Bombentreffern demoliert. An ihrer Stelle baute 1957 Franz Schuster die Pensionsversicherungsanstalt der Arbeiter. Nun befinden sich in dem umgebauten Hochhaus am Oskar-Morgenstern-Platz 1 die Fakultät für Mathematik, die Fakultät für Wirtschaftswissenschaften sowie Fachbereichbibliothek, Forschungsplattform, Raum- und Ressourcenmanagement der Universität Wien.


Quellen: 
Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Wien 1992-1997. Bd. 2/ S. 348, Bd. 5/ S. 414
Alfred Wolf: Alsergrund-Chronik. Wien 1981. S. 182
Helga Maria Wolf: Die Märkte Alt-Wiens. Wien 2006. S. 42, 116 f.

Bild: 
Der Tandelmarkt in der Rossau. Wien um 1900