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Wienerlied#

Kremser- Alben, 2. Band

Das Wienerlied ist ein Lied „aus, über und für Wien“ (Harry Zohn). Der Begriff stammt der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als sich die Stadt in einem massiven Umgestaltungsprozess befand und "Alt-Wien" und seine Lebensweise zu verschwinden drohten. Damals waren auch die Reproduktionstechniken vorhanden, die eine weitere Verbreitung der Lieder ermöglichten. Ihre Autoren sind meistens bekannt.

Das Wiener Volksliedwerk nennt mehrere Quellen für das Wienerlied:

  • Straßenlied
  • Theatercouplet (z.B. Johann Nestroy, Ferdinand Raimund)
  • Kunstlied (z.B. Franz Schubert)
  • Vorträge professioneller "Volkssänger" (z.B. Johann Baptist Moser, 1799-1863, der anstelle des Absammelns fixe Eintrittspreise einführte und den pädagogischen Anspruch erhob, das Niveau des Wienerliedes zu heben. Klavier oder Streichmusik lösten die Harfe ab)
  • Ländliche Lieder
  • Operette, Varieté

1852 regelte die k.u.k. Nö Statthalterei das Volkssängerwesen. Zur Erlangung einer - nur einjährigen - Lizenz waren Unbescholtenheit, musikalische und sonstige Bildung Voraussetzung. Das Mindestalter für den Leiter eines Ensembles war 30, für Mitglieder 20 Jahre. Es durften nicht mehr als vier Personen und (offiziell bis 1871) keine Frauen mitwirken. Texte und Benehmen wurden behördlich überprüft. Populäre Interpreten traten in Lokalen und Singspielhallen auf, wie Johann Fürst, Edmund Guschelbauer, Carl Lorens oder Josef Matras. Volkssängerinnen wie Emilie Turecek-Pemer , Antonie Mannsfeld oder Fanny Hornischer waren beim Publikum äußerst beliebt. Auch Opernsänger und Schauspieler wie Alexander Girardi oder Hermann Leopoldi widmeten sich dem Wienerlied. Bekannte Autoren waren Wilhelm Wiesberg („Das hat ka Goethe g'schriebn“) oder Carl Lorens („Die Weana Gemütlichkeit stirbt niemals aus“), Gustav Pick ("I führ' zwa harbe Rappen", 1885). Am beliebtesten war das Wienerlied vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er-Jahre. Große Verdienste um die Dokumentation erwarb sich Eduard Kremser (1838-1914), Chormeister des Wiener Männergesangsvereins, von 1869-1899. Er sammelte im Auftrag der Stadt Wien alte Lieder und Tänze. Die drei Bände der Kremser-Alben erschienen 1911 bis 1925.

In den 1970er-Jahren erfolgte die Wiedererweckung des Wienerliedes in unterschiedlichen Richtungen. Der Jurist und ausgebildete Sänger Eberhard Kummer nahm bereits 1973 beim ORF (Radio Wien, Karl Grell) Lieder aus den Kremser-Alben auf. 1975 wurden diese Aufnahmen auf einer Langspielplatte herausgegeben, 1978 und 1981 folgten CDs. Wie auch bei seinen anderen Produktionenen folgt Kummer der historischen Aufführungspraxis und begleitet sich mit Drehleier, Harfe oder Gitarre. Er kannte diese Praxis aus seiner Familientradition, während sie die Allgemeinheit nicht mehr rezipierte. Seither wurden diese Lieder von mehreren anderen Künstlern aufgegriffen.

Einen ganz anderen Weg schlugen Künstler wie André Heller, Karl Hodina oder Roland Neuwirth ein, die Traditionelles mit modernen Musikstilen wie Jazz oder Blues mischten. In jüngster Zeit verzeichnen, wie bei denVolksliedern Crossovers mit Weltmusik kommerzielle Erfolge.

Die Schrammelmusik, eine für Wien typische Musikgattung des ausgehenden 19. Jahrhunderts wurde von Johann Schrammel (1850-1893) und Josef Schrammel (1852-1895) komponiert. Beide hatten eine solide musikalische Ausbildung, u. a. am Wiener Konservatorium, genossen. Typische Besetzungen sind zwei Geigen, Kontragitarre, G-Klarinette (das so genannte picksüße Hölzl), später auch Knopfharmonika. Sie gründeten ihr erstes Terzett 1878, begeisterten in Wien Zuhörer aus allen Milieus und unternahmen internationale Konzertreisen. In sieben Jahren komponierten die Brüder Schrammel mehr als 200 Stücke, die bis heute populär sind.


Literatur:
Susanne Schedtler (Hg).: Wienerlied und Weana Tanz. Wien 2004

Tonträger:
Eberhard Kummer: Alt-Wiener Volkslieder. Preiser-Records, EMI-Electrola, Köln (LPs und CDs, 1975, 1978, 1981)
Ders. Alt-Wiener Volkslieder I + II. ORF und Preiser-Records, Wien (CD 90038, 90131, 1967)

Bild:
Kremser- Alben, 2. Band Wien 1913