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Vom Lesliehof zum virtuellen Campus#

Von Ursula Tomantschger-Steßl und Josef W. Wohinz


Die Entwicklung der Infrastruktur#


Lesliehof
Lesliehof und alte Technik - Ansichtskarte zur Erinnerung an die Jahrhundertfeier 1911 (Sammlung J. W. Wohinz)

Mit der organisationsrechtlichen Entwicklung verbunden war auch eine Entwicklung der Infrastruktur, die hier in den wichtigsten Schritten nachgezeichnet wird. Dabei wird in die folgenden Abschnitte gegliedert:


  • Vom Lesliehof zur Alten Technik
  • Erweiterungsbauten auf den Mandellgründen
  • Die Neue Technik und der Komplex auf dem Schörgelhofgelände
  • Die Entwicklung auf den Inffeldgründen
  • Auf dem Weg zum virtuellen Campus




Vom Lesliehof zur Alten Technik#

In Verbindung mit der Gründung des Joanneums zur Übernahme der naturwissenschaftlichen Sammlungen und damit zur Durchführung des ersten Lehrbetriebes wurde 1811 von den Ständen des Herzogtums Steiermark in der Raubergasse Nr. 10 der ehemalige Lesliehof erworben. Es handelt sich dabei um ein 1665 bis 1674 von Domenico Sciassia als Stiftshoffür das Benediktinerstift St. Lambrecht erbautes, durchaus repräsentatives Gebäude. Von 1684 bis 1802 war es im Besitz der Grafen von Leslie und wird deshalb auch heute noch als Lesliehof bezeichnet (DEHIO).

Die äußere Erscheinung wird durch einen langgestreckten, dreigeschoßigen Baublock mit zwei Innenhöfen geprägt. Über dem Eingang befinden sich sieben bemalte Bronzewappen steirischer Verordneter. Diese Wappen wurden 1811 von Leopold Zeillinger geschaffen. Auf der rechten Seite des Haupttraktes im Erdgeschoß befindet sich die ehemalige Hauskapelle, in der auch heute noch am Gründungstag des Joanneums - dem 26. November jeden Jahres — eine Meßfeier abgehalten wird.

Neben Bronzebüsten Erzherzog Johanns und Kaiser Franz' I. verdienen eine Marmorbüste Franz Ungers sowie eine Büste Friedrich Mohs' besondere Beachtung.

Der Lesliehof diente anfangs zur Unterbringung der Sammlungen zur Geologie, Mineralogie, Zoologie und Botanik und wird in diesem Sinn auch heute noch genutzt.

Auch die Vorlesungen über Mineralogie, Botanik und Chemie, Experimentalphysik und Astronomie sowie über Technologie, die im Jahre 1812 aufgenommen wurden, fanden hier statt.

Mit der Umwandlung der technischen Lehranstalt am Joanneum in die Technische Hochschule mit Beginn des Studienjahres 1865/66 blieb zunächst die Unterbringung in der Raubergasse bestehen.


Hauptfassade der Alten Technik
Die Hauptfassade der Alten Technik (Universitätsarchiv TU Graz)

Die steigende Hörerzahl — 1870/71 gab es bereits 362 Studierende — und der dadurch gegebene Raumbedarf führten zu vorübergehenden Anmietungen, z. B. im Lindnerhaus in der Neutorgasse und im Mildschuhhaus auf dem Dietrichsteinplatz.

Schon seit 1858 hatte das Professorenkollegium der damaligen technischen Lehranstalt auf die ungünstigen Raumverhältnisse hingewiesen. Spätestens mit der Umwandlung in die k.k. Technische Hochschule in Graz am 12. August 1873 wurde die Errichtung eines entsprechenden Neubaues immer dringlicher.

Im Oktober 1875 erfolgte dazu durch das Ministerium für Kultus und Unterricht der Ankauf des ehemals Baron Mandell'schen Grundes in der Rechbauerstraße als Bauplatz für den Neubau. Am 26. November 1884 konnte der erste Spatenstich vollzogen werden.

Die Professoren Josef Horky und Johann Wist wurden mit der Planung beauftragt; der Kostenrahmen wurde mit 650.000 Gulden festgelegt. Nach vier Jahren Bauzeit konnte das neue Gebäude — die heutige Alte Technik — am 12. Dezember 1888 in Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph I eröffnet werden.

In der aus diesem Anlass von der k.k. Technischen Hochschule herausgegebenen Festschrift wird als Einleitung festgehalten:

"In Anwesenheit seiner k. und k. Apostolischen Majestät des Kaisers Franz Joseph L, des erhabenen Schirmherrn der Wissenschaften und Künste, findet am 12. December 1888 in feierlichster Weise die Eröffnung des in den Jahren 1885 bis 1888 aufgeführten Neubaues der k.k. Technischen Hochschule in Graz statt. Seiner Majestät, Allerhöchstderen eigenster Initiative die Inangriffnahme dieses Neubaues zu verdanken ist, geruhen durch die beglückende Gegenwart bei dieser Feier neuerdings die huldvolle Fürsorge zu bethätigen, deren sich das technische Unterrichtswesen in Österreich während der nun vierzigjährigen glorreichen Regierung unseres Allergnädigsten Kaisers und Herrn in so überaus reichem Masse zu erfreuen hat.

In der Geschichte der Technischen Hochschule, deren bisherige Entwicklung und deren neue Heimstätte die nachstehenden Blätter zu schildern versuchen, wird der 12. December 1888 für alle Zeiten als leuchtender Ehrentag verzeichnet stehen."


Der durchaus monumental wirkende Baukörper bringt seine spezifische Nutzung durch die künstlerische Gestaltung der Frontfassade besonders deutlich zum Ausdruck. Neben der Aufschrift K.K. TECHNISCHE HOCHSCHULE sind hier einzelne Plastiken erwähnenswert. Die Giebelgruppe stellt „Austria schützend Künste und Wissenschaften" dar, zwei Nischenfiguren verkörpern Euklid und Archimedes und wurden von Hans Brandstetter geschaffen. Vier Attikafiguren links und rechts der Mittelgruppe, wichtige Repräsentanten der Technik darstellend, und zwar Schinkel, G. Stephenson, Redtenbacher und Liebig, sowie zwei Medaillons mit Porträts von Gauss und Darwin stammen von Carl Pekary. Darüber hinaus sind auf Steintafeln die Namen hervorragender Gelehrter verschiedenster technischer Fachgebiete angeführt.

Mit der Errichtung des neuen Gebäudes wurde der Standort Lesliehof beendet. Mit 3. September 1886 wurde auch der Bau des Laboratoriums für das Chemische Institut genehmigt, welches bereits 1889 zur Benützung übergeben werden konnte.


Erweiterungsbauten auf den Mandellgründen#

Noch heute begrenzt eine unter Denkmalschutz stehende Bauzeile gemeinsam mit einem Altbau das Areal der Mandellgründe in südlicher Richtung. Diese Bauwerke wurden ursprünglich als Beamtenwohnhäuser errichtet und nach und nach von Instituten und Verwaltungseinrichtungen der heutigen Technischen Universität Graz besiedelt.

Erweiterungsbau Technikerstraße
Der Erweiterungsbau Technikerstraße 4 (Foto: LBD/IVb)

So entstanden auf diesen ehemals Mandell'schen Gründen verschiedene Erweiterungsbauten.

1965 bezeichnet den Beginn mit der Errichtung eines Fakultätsgebäudes für Bauingenieurwesen. Dieser Bauteil befindet sich an der Stelle des ursprünglichen Chemiegebäudes, welches nach Fertigstellung des Neubaues auf dem Schörgelhofgelände abgerissen wurde. Für die Planung des Gebäudes zeichneten die Architekten Prof. Dipl.-Ing. K. R. Lorenz, Dipl.-Ing. H. Repolusk, Dipl.-Ing. H. Ilgerl, Dipl.-Ing. H. Worschitz, Dipl.-Ing. H. Weixler verantwortlich. Nach vierjähriger Bauzeit konnte das erste Gebäude 1969 seiner Bestimmung übergeben werden.


Der Erweiterungsbau sollte in Zukunft die gesamte Fakultät für Bauingenieurwesen mit den Studienrichtungen Bauingenieurwesen, Vermessungswesen und Wirtschaftsingenieurwesen-Bau aufnehmen. Die Fakultät für Architektur sollte nach ersten Überlegungen im Altbau verbleiben. Heute sind in diesem Gebäude die Institute für Kunstgeschichte und Tragwerkslehre der Fakultät für Architektur, das Institut für Analytische Chemie, Mikro- und Radiochemie und ein Teil des Institutes für Physikalische und Theoretische Chemie der Technisch Naturwissenschaftlichen Fakultät beheimatet.


Das Planungsteam um Professor K. R. Lorenz realisierte als nächsten Bauabschnitt in diesem Bereich die Zentralbibliothek in den Jahren 1970-1975. Diese bildet den südlichen Abschluß des Erweiterungsbaues der TU Graz an der Straßengabelung Technikerstraße - Sparbersbachgasse und schließt an die Mandellstraße an.


Bibliotheksgebäude
Das Bibliotheksgebäude (Foto: H. Tezak)
Es handelte sich dabei um den ersten eigenständigen Bibliotheksbau Österreichs. Dies führte am 25. 8. 1974 in der Wiener Zeitung zu folgender Meldung: "Die Quellen der Weisheit für jeden Studenten - die Hochschulbibliotheken - werden nun in Österreich einem gründlichen Ausbau unterzogen. ... Die Bücherzentrale an der TH Graz wird gleichzeitig für den Hochschulbereich eine Besonderheit sein; es handelt sich hier nicht um einen Zu- oder Ausbau, sondern um ein völlig eigenes Gebäude."


Wegen des geringen zur Verfügung stehenden Bauareales kam für den Neubau der Universitätsbibliothek nur ein sogenannter "Turmtypus" in Frage, und zwar in ähnlicher Weise wie er beim Neubau der Hochschulbibliothek der Universität Karlsruhe konzipiert wurde. Der Bau besitzt eine Grundfläche von 528 m2 und einen umbauten Raum von ca. 18.150 m2. Er ist nach den damals neuesten bibliothekstechnischen Gesichtspunkten durchgeführt worden (K. R. Lorenz).


Das Bibliotheksgebäude gliedert sich wiederum in zwei Bauteile, deren Funktionen auch von außen deutlich unterscheidbar sind: das Büchermagazin sowie den Bürotrakt mit den Lesesälen und Verwaltungsräumen, die im Süden des Bücherturmes U-förmig um diesen herumgreifen. Der Bibliotheksbau ist mittels eines Gelenks, das ein Treppenhaus und Sanitärgruppen enthält, unmittelbar mit dem im ersten Bauabschnitt errichteten Fakultätsgebäude verbunden. In Bezug auf die Höhenerstreckung ist die Bibliothek so organisiert, dass die Geschoße der Lesesäle und Verwaltungsräume auf gleichem Niveau wie das Fakultätsgebäude liegen und somit ein niveaugleicher Übergang ermöglicht wird.


Das eigentliche Hauptgeschoß der Bibliothek ist das 3. Obergeschoß, in dem sich die Bücherausgabe und die Bibliothekskataloge befinden. Es ist durch eine freitragende geschwungene Treppe mit dem darüberliegenden und dem darunterliegenden Lesesaal direkt verbunden. Der freie Zugriff zum Buch ist in den Lesesälen oberstes Prinzip. Insgesamt können diese Räume 260 Leser aufnehmen und bieten einen einzigartigen Blick auf die Dachlandschaft von Graz.

Erweiterungsbau Lessingstraße
Der Erweiterungsbau Lessingstraße 25 (Foto: Architekturbüro G. Domenig


Den damals ca. 4200 Studierenden und ca. 900 Lehrenden wurden mit Eröffnung des Bauvorhabens am 15. Oktober 1975 fast 4000 m2 Nutzfläche zur Verfugung gestellt. Die reinen Baukosten betrugen rund 37 Millionen Schilling. Für die Inneneinrichtung mußten weitere 8 Millionen aufgebracht werden.



Im Frühling 1986 wurde die Baugenehmigung für ein weiteres Objekt in der Lessingstraße, den Erweiterungsbau für die Institute der Architektur und des Bauingenieurwesens, erteilt.


Die städtebaulichen Vorgaben waren komplex. Das alte "solitäre" Gebäude sollte nicht angetastet werden, während die Bibliothek und das Institutsgebäude unter Berücksichtigung der geschlossenen Gründerzeitbebauung der Umgebung in die Neuplanung zu integrieren waren. Weiters war die Durchlässigkeit und Durchsichtigkeit der Parkanlage voll zu erhalten. Eine Jury erteilte im Frühjahr 1983 dem Entwurf „Körper und Freiraum" von Architekt o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Günther Domenig den Zuschlag. Vehemente Bürgerproteste ließen diesen Erstentwurf jedoch stark abmagern.


Es war eine lange Wegstrecke vom ersten Wettbewerb 1983 bis zur Besiedelung des letztlich in seinem Umfang sehr reduzierten Neubaues in der Lessingstraße. Seine prägnantesten Elemente stellen wohl die langgezogene Rampe und der Glaskörper des Eingangsbereiches dar. Die relativ enge Halle mit den rundumliegenden Galerien auf den einzelnen Geschoßebenen hat sich Christian Ludwig Attersee im Rahmen der Aktion "Kunst am Bau" für seine "Wetterwand" gewählt. Der Hörsaal - von den Studierenden wegen seiner rundlichen Form als "Guglhupf" bezeichnet — liegt gleich neben dem gläsernen Keil der Haupttreppe und dominiert gemeinsam mit diesem die Hauptansicht des Bauwerkes. Die Institutsbauten selbst scheinen einander praktisch zu durchdringen und sind so organisiert, dass mit einem Mittelgang die links und rechts liegenden Institutsräumlichkeiten erschlossen werden. Eine nicht gleich sichtbare Besonderheit des Gebäudes stellt eine Reihe den Institutsbereichen vorgelagerter Terrassen dar, die großzügige Freibereiche zur Verfügung stellen. Die ersten Institute konnten im Oktober 1993 den mit 130 Millionen Schilling errichteten Neubau beziehen und somit den Altbau in der Rechbauerstraße entlasten.


Die Neue Technik und der Komplex auf dem Schörgelhofgelände#

Mit der steigenden Hörerzahl nach dem Ende des Ersten Weltkrieges stellte sich bald heraus, daß das Hauptgebäude für ca. 300 Studierende viel zu knapp konzipiert gewesen war. Besonders schwierig gestalteten sich die Lehr- und Studienverhältnisse in der Abteilung für Maschinenbau. Die starken Zuwächse an Studierenden, ebenso wie Neugründungen von Lehrkanzeln bzw. Instituten ließen den Raumbedarf neuerlich ansteigen. Weiters zeigte sich immer stärker der Bedarf an moderneren Laboratorien und entsprechenden Einrichtungen für experimentelle Forschung und Lehre. Dies veranlasste das Professorenkollegium, mit Nachdruck die Errichtung eines Neubaues für die Fakultät für Maschinenbau und ein Institut für Elektrotechnik zu fordern.

Abhilfe konnte erst 1921 durch den Spatenstich zum Neubau auf dem 9200 m2 großen Baugrund Ecke Brockmanngasse - Kopernikusgasse geschaffen werden. Der Grundrissplan zur nun entstehenden "Neuen Technik" stammte vom damaligen Ministerium für öffentliche Arbeiten; der Fassadenplan wurde von Professor Franz Drobny erstellt. Aufgrund der schwierigen Verhältnisse der Zwischenkriegszeit konnte der Bau erst nach siebenjähriger Bauzeit 1928 bezogen werden.



Neue Technik nach Bombentreffern
Die Neue Technik nach Bombentreffern im November 1944 (Foto: Steiermärkisches Landesmuseum Joanneum, Bild- und Tonarchiv, Graz)
Im Zweiten Weltkrieg schlugen drei Bomben im Bauwerk ein und brachten den gesamten Mitteltrakt vom Erdgeschoß bis zum vierten Obergeschoß zum Einsturz. Die umfangreichen Wiederaufbauarbeiten waren erst mit Beginn des Wintersemesters 1951/52 beendet.


Angrenzend an dieses Areal wurde nach dem Zweiten Weltkrieg das sog. Schörgelhofgelände nach und nach vom Bund erworben; es umfasst etwa 31.500 m2 Baufläche. Auf einem Teil dieses Grundstückes befand sich das ursprüngliche Heeresverpflegsmagazin des Bundesheeres, welches im Krieg durch Bomben fast vollständig zerstört worden war.


Als erstes Bauwerk der Nachkriegsjahre wurde das Chemieinstitut in Angriff genommen. Ihm folgten alsbald ein zentrales Heizkraftwerk, welches die bestehenden Hochschulgebäude mit Wärme und elektrischer Energie versorgte, und das Wasserbaulaboratorium. Im Zuge der laufenden Entwicklungen stellte sich sehr rasch heraus , dass die auf dem Schörgelhofgelände geplanten Institutsbauten einen größeren Umfang benötigten, als ursprünglich angenommen wurde.


Dadurch ergab sich die Notwendigkeit, insbesondere für die Fakultäten für Maschinenbau und Elektrotechnik neue Gründe zu erwerben und das Schörgelhofgelände den Naturwissenschaften vorzubehalten.




Chemiegebäude
Das Chemiegebäude ((Foto: H. Tezak)





So wurde als nächster Neubau das Physikgebäude errichtet. Die zwischenzeitlich im angemieteten Palais der Dietrichsteinschen Stiftung untergebrachten biochemischen Institute konnten 1990 in das von den Architekten Szyszkowitz und Kowalski geplante Gebäude "Biochemie — Biotechnologie" gegenüber dem Felix-Dahn-Platz übersiedeln. Nach Abriß des Heizhauses, welches mit seinem Kohlebunker direkt an die Steyrergasse grenzte, wurde an derselben Stelle ein weiterer Neubau für die Institute der Geodäsie und der Mathematik gebaut.


Geblieben ist nach wie vor eine kleine Baulücke an der Petersgasse, ein kleines Areal, heute teils Grünfläche, teils Parkplatz.


Bereits nach dem Ersten Weltkrieg riefen die Raumverhältnisse der Naturwissenschaften, insbesondere des Institutes für Chemie, in den Mandellgärten große Sorgen hervor. Nach dem Zweiten Weltkrieg drängten deshalb vor allem die Institutsvorstände der chemischen Institute auf einen Neubau, unterstützt durch die Tatsache, daß die Arbeitsbedingungen geradezu unzumutbar geworden waren.


Das von Architekt o. Univ.-Prof. Karl Raimund Lorenz konzipierte Bauwerk wurde im Juli 1954 nach ca. dreijähriger Planung in Angriff genommen. Noch vor Beginn hatten Fachleute Universitäten in ganz Europa besucht, um Erfahrungen für ein solches Bauwerk zu sammeln. Mit der Fertigstellung 1961 präsentierte sich ein modernes, allen Erfordernissen entsprechendes, achtgeschoßiges Haus, welches von drei Instituten — gleichsam als Geschenk zur 150-Jahr-Feier der Technischen Hochschule Graz — besiedelt werden konnte: Dabei handelte es sich um die Institute für Organische Chemie, Organische Technologie und Holzchemie, die Institute für Anorganische Technologie und Analytische Chemie und das Institut für Anorganische Chemie.


Das Bauwerk hat Kosten in der Höhe von ca. 70 Millionen Schilling verursacht. Die besonderen Schwierigkeiten, die bei der Errichtung überwunden werden mussten, lagen vor allem in den Installationsarbeiten. Nicht weniger als 15 Kilometer Rohrleitungen wurden im Haus verlegt. Jeder Laborplatz musste mit Gas, Strom und Wasser versorgt werden. Die errichtete Frischluftanlage war imstande, in einer Stunde 50.000 m3 Luft umzuwälzen. Die zahlreichen Ventilationseinrichtungen ermöglichten es den Studierenden und Wissenschaftlern, die Experimente erstmals gefahrlos unter Abzugskaminen durchzuführen. Bei allen Wandverkleidungen, Tischbelägen und Fußböden wurde auf deren Säurebeständigkeit geachtet.


Wasserbaulabor
Das Wasserbaulabor und Chemiegebäude (Foto: LBD/IVb)

Das Gelände zwischen der Stremayrgasse und der Steyrergasse bot sich darüber hinaus den Architekten K. R. Lorenz, W A. Herdey und L. Herdey geradezu für die Errichtung eines Wasserbaulaboratoriums an, da das Labor gegenüber der Stremayrgasse um ca. sechs Meter höher liegt, eine Höhendifferenz, die idealste Voraussetzungen für viele Wasserbauversuche liefert.


Neben der großen Versuchshalle für den Kraftwerksbau und sonstige Forschungsaufgaben konnten in diesem Bau auch das Institut für Wasserwirtschaft und Konstruktiven Wasserbau und das Institut für Hydraulik, landwirtschaftlichen Wasserbau und Siedlungswasserbau untergebracht werden. Erst die Verlegung dieser beiden Institute aus dem Hauptgebäude ermöglichte die Besetzung zweier neu errichteter Lehrkanzeln. Das Wasserbaulaboratorium wurde mit einem reinen Baukostenaufwand von 17 Millionen Schilling errichtet und im Jahr 1964 seiner Bestimmung übergeben.




Gleich neben dem Gebäude der Wasserbauinstitute und nahe dem Chemiegebäude stand das Heizkraftwerk der Technischen Hochschule Graz - mit angeschlossenem Wärmelaboratorium und einer Trafostation -, welches Anfang der sechziger Jahre im typischen Stil der Fünfziger mit einem Bauaufwand von etwa 18 Millionen Schilling, ebenfalls nach Planungen von Architekt o. Univ.-Prof. Dipl.-Ing. K. R. Lorenz unter Mitarbeit der Diplomingenieure W. A. und L. Herdey errichtet wurde. Damals mit Kohle beheizt, sollte es die bereits vorhandenen Institutsbauten und ebenso alle Neubauten mit Wärme und Energie versorgen. 1981 erfolgte der Anschluss der gesamten Technischen Universität an das Grazer Fernwärmenetz. Das Heizkraftwerk wurde zur Freude aller Anrainer außer Betrieb gesetzt. Da aber Raumnot an der TU schon legendär war, fanden rege Diskussionen zu einer möglichen Adaptierung des Gebäudes statt. Was tun mit einem Gebäude, das zwar massive Außenmauern besaß, aber keine Zwischendecken aufwies?

Sprengung des Heizkraftwerkes
Sprengung des Heizkraftwerkes im August 1985 (Foto: H. Stuhlhofer)
Die Hochschülerschaft wollte ein Studienzentrum errichten, auch Biochemiker, Materialprüfer und Verfahrenstechniker wären unter beträchtlichem Aufwand zum Einzug bereit gewesen. 1983 sollte das Gebäude für Versuche im Bereich der Biomasseverwertung wieder eingesetzt werden. Dies brachte die Anrainer — noch die dunklen Rauchschwaden aus dem Schlot vor Augen — auf die Barrikaden. In einer Bürgerversammlung im Hörsaal A in der Neuen Technik wurde am 4. Mai 1983 heftigst gegen dieses Vorhaben protestiert.


Etwa ein Jahr später - am 5. Februar 1984 - schreibt Herbert Starmühler in der Kleinen Zeitung: "Die Entscheidung ist gefallen: Das Heizkraftwerk der Technischen Universität in der Steyrergasse wird abgerissen, ..." Der einstimmige Beschluss des Akademischen Senates begründete sich einerseits auf die vehementen Bürgerproteste, andererseits auf die Tatsache, daß eine Umnutzung des Heizkraftwerkes für andere Zwecke zu unwirtschaftlich gewesen wäre. Das Areal war jedoch äußerst wertvoll. Abbruch und Neubau waren somit die einzig denkbaren Alternativen. Mit dem Schleifen des Betonbunkers bot sich Bauraum für das dringend benötigte Gebäude für die Geodäsieinstitute an. Denn auch dieser Raum war — zuvor im Erweiterungsbau Lessingstraße vorgesehen - einer Bürgerinitiative zum Opfer gefallen.


So wurde unter großem Aufwand die Sprengung des Gebäudes in Angriff genommen. Heizhaus und Schlot lösten sich rasch in Schutt auf, doch der alte Kohlebunker stellte sich auch bei zwei weiteren präzise abgestimmten Sprengungen quer. Das Ereignis fand nicht nur in den Medien reges Interesse, Anrainer und Schaulustige drängten sich dicht vor den Absperrungen in der Steyrergasse und auf den umliegenden Gebäuden. Die Fachleute schienen ratlos. Das Bauwerk wollte nicht weichen. Erst als Monate später das österreichische Bundesheer unter Einsatz von Panzern eingriff, konnte das widerspenstige Gebäude geschliffen werden. 1988 wurde an dieser Stelle mit einem neuen Erweiterungsbau der Technischen Universität Graz begonnen, der die Fachgruppe Geodäsie der Fakultät für Bauingenieurwesen, alle Fachrichtungen des Institutes für Mathematik, das Zentrum für elektronische Datenverarbeitung und eine Fachbibliothek für Mathematik und Geodäsie aufnehmen sollte.


In der Folge wurde im Jahr 1967 ein allgemeiner baukünstlerischer Wettbewerb durchgeführt, der für das Schörgelhofgelände die Detailplanung für ein gefordertes Physikinstitut enthielt. Außerdem sollte die städtebauliche Verteilung der Baumassen zweier weiterer Chemieinstitute - eines davon an der angrenzenden durchzubrechenden Stremayrgasse — angegeben werden und ein Institut für Festigkeitslehre und Materialprüfung sowie ein studentisches Zentrum mit Mensa konzipiert werden.

Physikgebäude
Das Physikgebäude (Foto: LBD/IVb)

Den ersten Preis in diesem offenen Wettbewerb erhielt der Leobner Architekt Dipl.-Ing. Eduard Praschag für seinen Vorschlag eines mehrgeschoßigen Institutsbaues. Er wurde infolgedessen mit der Planung des Physikgebäudes beauftragt. Die Bauarbeiten begannen mit 1. Juni 1970. Vier physikalische Institute (Experimentalphysik, Kernphysik, Angewandte Physik und Lichttechnik) sowie das Dekanat der Technisch Naturwissenschaftlichen Fakultät sollten in den zwei sechs- und siebengeschoßigen Labortrakten (einschließlich der Tiefkeller) und einem davor gelagerten viergeschoßigen Praktikumstrakt untergebracht werden.


Im Jahr 1955 war o. Univ.-Prof. Dr. R. Gebauer an die Lehrkanzel für Experimentalphysik berufen worden. Bereits in seinen Berufungsverhandlungen wurde die Schaffung eines Neubaues für die Physikinstitute zum zentralen Thema, doch konnten vorerst nur Adaptierungsarbeiten und neue technische Ausstattungen für die vorhandenen Räumlichkeiten in der Alten Technik erreicht werden.


Bis zum Jahr 1970 stiegen die Studierendenzahlen derart, dass sowohl die umgebauten Institutsbereiche als auch der neu errichtete provisorische Hörsaal - ein Annex der Alten Technik an der Technikerstraße - viel zu wenig Raum boten. Von besonderer Bedeutung für die Technische Universität Graz ist der bis heute größte Hörsaal P l für ca. 530 Hörer. Seine spezielle Ausstattung ermöglicht die Präsentation auch aufwendigerer physikalischer Experimente vor einem größeren Publikum. An den Hörsaal schließen ein Praktikumstrakt und die Werkstätten an. Ein weiterer kleiner Hörsaal für theoretische Fächer befindet sich neben dem Institutstrakt parallel zur Petersgasse.


Die Baukosten betrugen rund 70 Millionen Schilling. Nach mehr als siebenjähriger Bauzeit konnte das Gebäude mit Beginn des Studienjahres 1977/78 seiner Bestimmung übergeben werden.





Für die Biochemie/Biotechnologie wurde 1983 ein "allgemeiner baukünstlerischer Wettbewerb" zur Erlangung von möglichen Bauentwürfen durchgeführt. Aus den insgesamt 28 Bewerbungen ging das Projekt des Architektenehepaares Dipl.-Ing. Michael Szyszkowitz und Dipl.-Ing. Karla Szyszkowitz-Kowalski als Siegerprojekt hervor. Für die Zuerkennung des ersten Preises waren für die Jury folgende Gründe ausschlaggebend: "Das Projekt zeichnet sich durch eine durchgehende hohe Qualität aus. Insbesondere sind es maßstäbliche Einordnung in den städtebaulichen Umraum, die Fortführung von vorgegebenen Raumbildungen und die guten inneren Raumbezüge, die das Projekt auszeichnen. Eine allfällige Errichtung eines weiteren Institutsgebäudes würde in der vorgeschlagenen Weise gute städtebauliche Raumbildungen ergeben ..."

Biochemie
Biochemie
(Foto: Architekturbüro M. u. K. Szyskowitz-Kowalski)

Biotechnologie
Biotechnologie


Im Herbst 1985 konnte - nach den entsprechenden Detailplanungen und der Sicherung der Finanzierung - an der Kreuzung Mandellstraße - Schörgelgasse - Petersgasse mit der baulichen Durchführung begonnen werden. Die Baufertigstellung war zwar für Dezember 1988 geplant, verzögerte sich jedoch wegen eines vorübergehenden Finanzierungsengpasses bis zum September 1990. Die feierliche Eröffnung fand im darauffolgenden Frühjahr 1991 statt. Die Gesamtkosten betrugen 222 Mio. Schilling (inklusive 26 Mio. für die Inneneinrichtung).


Die äußerlich sehr bewegt wirkende Baumasse zeigt im Inneren ein sehr klares funktionelles Konzept. Eine breite Eingangshalle durchzieht den gesamten Mitteltrakt. An diesen schließen im Erdgeschoß eine Bibliothek und ein kleiner Hörsaal an. Bei der Planung wurde darauf geachtet, dass die in allen Geschoßen angeordneten Werkstätten und Labors an den Außenfronten liegen, während die Büroräume an den Innenfronten angeordnet wurden. Jedes Institut bzw. jede Abteilung sollte ihren eigenen Flügel bekommen. Gemeinsame Räumlichkeiten und ein Seminarraum wurden im Mitteltrakt angeordnet, um so die Zusammenarbeit und Kommunikation zu fördern. Ein wichtiges Gestaltungselement ist die Farbe. In kräftigen Farben werden Funktionszusammenhänge im Stiegenhaus und in den Gängen betont. Eine der besonderen Attraktionen dieses Bauwerkes stellt auch die Gestaltung der Außenanlagen dar. Dadurch konnten sich die Universitätsangehörigen beim Einzug in das Gebäude über bereits begrünte vollständig gestaltete Gartenanlagen freuen. Die weitere Besonderheit ist ein 27 m langer Betonstollen, welcher vom Vorplatz bis unter die Halle führt. Seine Öffnung ist mit poliertem Chrom-Nickelstahl verkleidet und verläuft in der Neigung des Geländes. Der Fußgänger sieht diese Form je nach Entfernung und Standort als Linie im Rasen, bis hin zum gleichschenkeligen Dreieck.


Mathematikgebäude
Das Gebäude für Mathematik und Geodäsie (Foto: Helge Sommer

Der Erweiterungsbau für Mathematik und Geodäsie in der Steyrergasse stammt von der Architektengemeinschaft Günther Domenig - Hermann Eisenköck. Das ursprünglich gemeinsam für Architekten, Bauingenieure und Vermessungstechniker auf den Mandellgründen geplante Bauwerk sollte dort zwischen Alter Technik und Bibliotheksbau eingefügt werden. Für den auf dem Stammareal durch die Bürgerinitiative verhinderten Bauteil für Vermessungstechniker mußte allerdings erst eine Baulücke - durch Abbruch des Heizhauses — auf dem Schörgelhof geschaffen werden. Die Finanzierung des Bauwerkes erfolgte über eine Bauträgergesellschaft. Es konnte daher in kürzester Bauzeit und ohne Finanzierungsengpässe von September 1987 bis Juni 1990 errichtet werden.


Das Gebäude besteht im wesentlichen aus zwei Institutsgebäuden in Form von Längsbalken, verbunden durch eine repräsentative Halle - "die Spange" — als Verbindungsbau. Sie beherbergt das Hauptstiegenhaus und bietet den Zutritt zum Hörsaal und zur Fachbibliothek für Mathematik und Geodäsie, beide im Erdgeschoß untergebracht. Diese rundum verglaste Eingangshalle vereinigt somit alle von den verschiedenen Instituten gemeinsam genutzten zentralen Funktionen und tritt in seiner äußeren Erscheinung wohl am spektakulärsten hervor. Der südlich gelegene Längsbalken entlang der Steyrergasse ist ausschließlich den Instituten für Angewandte und Theoretische Geodäsie mit deren Fachabteilungen vorbehalten. In seinen Obergeschoßen liegen alle Büro- und Lehrräumlichkeiten, während im Tiefgeschoß vor allem die Versuchseinrichtungen wie Labors, Lasermeßstrecke, Präzisionsmeßlabor etc. situiert sind. Der Gebäudekomplex wird heute vielfach genutzt. So konnten im zweiten, leicht in das Schörgelhofgelände verdrehten Längsbalken nach langer Zeit auch die vier Fachbereiche des Institutes für Mathematik unter einem Dach zusammengeführt werden. Die untere Hälfte des Gebäudes lieferte Platz für die räumliche Entwicklung des Zentrums für elektronische Datenverarbeitung.




Die Entwicklung auf den Inffeldgründen#

Gleichzeitig mit dem Wettbewerb für die Bautätigkeiten auf dem Schörgelhofgelände liefen seit 1965 zwei weitere öffentliche Wettbewerbe für die Bebauung der ca. 150.000 m2 umfassenden Inffeldgründe.

Fünf Institute der Fakultät für Elektrotechnik sollten in zwei nebeneinander errichteten Institutsgebäuden untergebracht werden. Entlang der Inffeldgasse entstanden ab 1970 im südlichen Bereich des Areals nach und nach die langgestreckten Bauwerke mit großen Werks- und Versuchshallen.

Als Besonderheit der Bauvorhaben auf den Inffeldgründen ist wohl die erste im öffentlichen Bau angewandte Nutzwasserversorgung zu erwähnen. Da auf einem Teil des Geländes ursprünglich einige Gärtnereien angesiedelt waren, existierten dort mehrere Brunnen, die einer weiteren sinnvollen Nutzung zugeführt werden konnten. Es ist der Bauleitung zu verdanken, daß alle Kühlleitungen und Sanitärräume noch heute mit diesem Brunnenwasser versorgt werden können. Die im Jahr 1970 installierten vier Wasserpumpen sind ebenfalls noch heute in Betrieb.


Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Fachrichtung Elektrotechnik größere Aufmerksamkeit geschenkt. Nur mit einiger Mühe konnten die einschlägigen Institute untergebracht werden. Man hatte Schwierigkeiten, mit der besonderen Entwicklung Schritt zu halten. Probleme traten besonders dort auf, wo großer Raumbedarf gegeben war. Nicht von ungefähr entstanden in den sechziger Jahren an fast allen deutschen Hochschulen modernst eingerichtete und leistungsfähige Hochspannungsinstitute.

Ehrentafel Oberdorfer
Ehrentafel Oberdorfer im Hochspannungsgebäude (Foto: H. Tezak)
Nach Überwindung anfänglicher Schwierigkeiten, Überzeugung der maßgeblichen Entscheidungsträger und der erfolgreichen Suche nach einem geeigneten Bauplatz trat im Jahr 1964 die Planung für ein Gebäude der Hochspannungstechnik in ein konkretes Stadium. Die zwanzigjährige Erfahrung auf diesem Lehrgebiet und die zehnjährige Tätigkeit der Versuchs- und Forschungsanstalt für Hochspannungstechnik waren die Grundlage zur Erstellung des Raumkonzeptes des Neubaues. Viele gemeinsame Interessen von Hochspannungstechnik und der elektrischen Anlagentechnik ließen es wünschenswert erscheinen, beide Disziplinen im neuen Gebäude unterzubringen. Spezialgebiete wie Regeltechnik, Elektromedizin und Schutztechnik sollten ebenfalls vom Anlageninstitut betreut werden. Die komplexen Arbeitsgebiete sollten optimale Zusammenarbeit ermöglichen, aber gegenseitige Störungen ausschließen.


Hochspannungshalle
Die Hochspannungshalle (Foto: H. Tezak)
Die architektonische Planung wurde nach einem öffentlichen österreichweiten Wettbewerb von den Architekten Dipl.-Ing. Ignaz Gallowitsch und Dipl.-Ing. Hubert Hoffmann durchgeführt. Nach mehrjähriger Bauzeit wurde der Gebäudekomplex 1972 seiner Bestimmung übergeben. Die reinen Baukosten betrugen 144 Millionen Schilling. Die Einrichtungen, die auch mehrere Großgeräte erforderten, schlugen mit weiteren 100 Millionen Schilling zu Buche.


Besonderes Interesse verdient die angeschlossene Hochspannungshalle aus Stahl mit außenliegender Konstruktion (d. h. das gesamte Gebäude hängt auf einem Stahlrahmen) und einer nach F. Achleitner "perfekten konstruktiv-strukturellen Durchbildung und einer hohen ästhetischen Qualität".

Großes Gewicht wurde der Abschirmfrage der großen Halle beigemessen, um sowohl Störungen nach außen als auch von außen nach innen weitgehend auszuschalten. Auf Grund der Untersuchungen wurde ein geschlossener Blechschirm gewählt, bei dessen Auslegung auch die Gewichtsbeanspruchungen und Wärmedehnungen berücksichtigt werden mußten. Beeindruckend ist das riesige Hallentor mit seinen Abmessungen von 14 x 14 Metern Seitenlänge. Es wird hydraulisch betrieben und war für die damalige Zeit einzigartig im Hochschulbau.

Der gesamte Gebäudekomplex besteht heute aus Lehr- und Forschungsinstituten für Hochspannungstechnik, Elektrische Anlagen, Elektro- und Biomedizinische Technik, Elektronik sowie Nachrichtentechnik und Wellenausbreitung. Das etwas seitlich stehende Gebäude allgemein „Hochfrequenztechnik" genannt, bekam eine Halle für aufwendige Laserversuche.



Heute befindet sich darin das Toningenieurstudio des Institutes für Nachrichtentechnik und Wellenausbreitung. Das Flachdach wurde begehbar gestaltet, um so Raum für die ausladenden Antennen zur Förderung der Weltraumforschung zu schaffen.




Maschinentechnische Institute
Maschinentechnische Institute in der Inffeldgasse im Jahr 1974 (Foto: LBD/IVb)

Die Errichtung der maschinentechnischen Institute kann wegen der langwierigen, mit vielen Problemen und Planungsänderungen verbundenen Bauzeit wohl als "unendliche Geschichte" bezeichnet werden.


1967 ging Architekt Dipl.-Ing. Helmut Dorner als Gewinner des Wettbewerbs in die Detailplanung des umfangreichen Bauprojektes. Im Jahr 1970 erfolgte der Spatenstich für den ersten Institutstrakt. Mitte der 70er Jahre fanden vor allem im Bereich der Versuchshallen umfangreiche Planungsänderungen statt, so daß erst zu Beginn der 80er Jahre die ersten Institute in den Neubau einziehen konnten. Dennoch war die Bautätigkeit noch lange nicht abgeschlossen. Die endgültige Fertigstellung erfolgte erst im Jahr 1988.


Heute ist der Gebäudekomplex die Forschungs- und Lehrstätte von sieben Instituten der Fakultät für Maschinenbau. Dazu gehören: das Institut für Wärmetechnik, das Institut für Fördertechnik und Logistiksysteme, Teile des Institutes für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik, das Institut für Thermische Turbomaschinen und Maschinendynamik, das Institut für Grundlagen der Verfahrenstechnik und Anlagentechnik, das Institut für Apparatebau, Mechanische Verfahrenstechnik und Feuerungstechnik, das Institut für Thermische Verfahrenstechnik und Umwelttechnik und das Institut für Strömungslehre und Gasdynamik.


An das letzte Institutsgebäude schließt südlich eine Versuchshalle an, in welcher ursprünglich ein Windkanal eingerichtet wurde. Heute ist dort das Acoustic Competence Center/ACC untergebracht.




Ebenfalls im Bereich der Maschinenbauinstitute in der Inffeldgasse wurde ein nach modernsten Anforderungen errichteter Schwingprüfstand mit Beginn des Wintersemesters 1998/99 eröffnet. Entscheidend trug dazu die am Institut für Allgemeine Maschinenlehre und Fördertechnik vorhandene Kapazität und Erfahrung in der wissenschaftlichen Bearbeitung von Schwingungsfragen und in der Prüfung von Fahrwerken bei.

Dem Projekt ging ein im Studienjahr 1996/97 geschlossenes Kooperationsabkommen der Technischen Universität Graz mit der Firma Siemens SGP Verkehrstechnik GmbH zur Entwicklung und Prüfung neuer Laufwerke für Schienenfahrzeuge voran. Das gesamte Vorhaben wurde mit einem Aufwand von insgesamt 33 Millionen Schilling realisiert. Zur Finanzierung trug das Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten 28 Mio. S und die Firma Siemens SGP Verkehrstechnik 5 Mio. S bei.



Die langjährigen Bemühungen, alle in Anmietungen im Nahbereich der Technik in Graz untergebrachten Institute der Informationstechnik und der Elektrotechnik auf einem Areal zu vereinigen, mündeten im Juli 1991 in einem Raum- und Funktionsprogramm für einen Neubau auf den Inffeld-gründen. Nutznießer sind nicht ausschließlich die betroffenen Forschungsund Lehreinrichtungen, sondern auch die Hörerinnen und Hörer der im Studienjahr 1985/86 eröffneten Studienrichtung Telematik, die laufend zwischen den in den drei Stadtteilen verstreuten Lehreinrichtungen pendeln mußten.

Informationstechnische Institute
Informations- und Elektrotechnische Institute (Foto: H. Tezak)

Die Jury des baukünstlerischen Wettbewerbs erkannte im Herbst 1993 dem Architektenteam Dipl.-Ing. Florian Riegler und Dipl.-Ing. Roger Riewe den ersten Preis zu. Das von den Architekten bereits mehrfach aufgenommene Thema paralleler Rippen und ihrer räumlichen Interaktion rindet sich auch im Projekt für die Technische Universität Graz wieder. Hier wurden die im oberen Bereich durch zweistöckige Arkaden und Brücken verbundenen parallelen Blöcke - acht parallel zueinander ausgerichtete Bauwerke - als Reaktion auf eine Reihe unterschiedlicher Anforderungen auf einer flexiblen Basis entwickelt.

Um die Finanzierung des Gebäudes zu gewährleisten, wurde das Projekt in zwei Bauteile gesplittet. Der erste Bauabschnitt umfaßt eine Nettonutzfläche von etwa 12.200 m2. Der Spatenstich dazu erfolgte im Jänner 1997. Bereits im Februar 1999 konnten von den vorgesehenen Instituten (Technische Informatik, Maschinelles Sehen und Darstellen, Angewandte Informationsverarbeitung und Kommunikationstechnologie sowie der Abteilung Medizinische Informatik des Instituts für Elektro- und Biomedizinische Technik) die Räume bezogen werden.

Der zweite Bauabschnitt wurde im Sommer 2000 nach zweieinhalbjähriger Bauzeit seiner Bestimmung übergeben. Die reinen Baukosten der Informationstechnischen Institute (also Bauteil 1) betrugen rund 340 Millionen Schilling; für die Inneneinrichtungen mußten weitere 14 Millionen Schilling aufgewendet werden.



Seit das Areal auf den Inffeldgründen der Technischen Universität Graz zur Verfügung steht, besteht das Bestreben nach Errichtung eines Bauwerkes, das alle infrastrukturellen Einrichtungen der zentrumsnahen Standorte vereint: so u. a. eine Bibliothek, eine Mensa und studentische Arbeitsräume. Der für das Studienzentrum vorgegebene 4000 m2 große Bauplatz war bereits im Bebauungsplan des Jahres 1966 für diesen Zweck ausgewiesen.

Er wird an drei Seiten von den Instituten der Fakultäten für Maschinenbau und Elektrotechnik umlagert und im Nordosten vom Wirtschaftskundlichen Realgymnasium begrenzt.

Aus den 26 eingereichten Entwürfen gingen das Architektenehepaar Michael Szyszkowitz/Karla Kowalski gemeinsam mit dem Team A (Franz Cziharz, Dietrich Eccher, Herbert Missoni, Jörg Wallmüller) als Preisträger hervor. Auf Empfehlung der Jury hatten beide Teams die Entwürfe zu überarbeiten. Die Entscheidung fiel zwei Monate später, im Oktober 1990, für das Projekt der Architekten Szyszkowitz/Kowalski.


Im Jahr 1993 wurde mit der Planung begonnen. Zentraler Drehpunkt und "Zentrum" des hufeisenförmigen Bauwerkes ist der nach Westen zur Abendsonne geöffntete Innenhof. Deshalb sind die der Geselligkeit gewidmeten Räume ausschließlich an der Innenseite angeordnet. Das Gebäude wurde in einer Rekordzeit von 14 Monaten (1999 und 2000) errichtet. Es stellt eine Nettonutzfläche von ca. 5100 m2 zur Verfügung. Die Gesamtinvestition betrug etwa 120 Millionen Schilling.

Die Technische Universität Graz betreibt seit vielen Jahren Einrichtungen zur Untersuchung und zur Prüfung von Werkstoffen, Bauteilen und Konstruktionen. Deshalb wurde von der Fakultät für Bauingenieurwesen ein Gesamtkonzept für ein Bauzentrallabor, das Bau-Technik-Zentrum/BTZ erstellt. Der erste Abschnitt wurde bereits als Stahlbeton-Holzbau ausgeführt und umfasst 3700 m2 Nettonutzfläche. In drei Bauphasen werden 9200 m2 Nutzfläche für Laboreinrichtungen und eine gemeinsam genutzte Halle entstehen. Das Bauwerk wird fünf Einrichtungen der Technischen Universität Graz integrieren: die Institute für Bodenmechanik und Grundbau, Felsmechanik und Tunnelbau, Technische Geologie und Angewandte Mineralogie, die Konstruktive Versuchsanstalt (KVA) und die Technische Versuchs- und Forschungsanstalt für Festigkeits- und Materialprüfung (TVFA). Gleichzeitig erhalten die Institute für Hoch- und Industriebau, Stahl- und Holzbau sowie das Institut für Eisenbahnwesen zusätzliche Laboreinrichtungen (J.Theurl).

Auf der Basis der neu entstehenden Infrastruktur des Bautechnikzentrums soll hier die Einrichtung eines anwendungsorientierten Forschungs-, Prüf- und Transferzentrums entstehen. Die reinen Baukosten werden auf ca. 5,8 Millionen Euro geschätzt.

Zusätzlich konnte in den Jahren 1974-1976 in Zusammenarbeit mit der Karl Franzens Universität Graz auf dem Lustbühel bei Graz eine Satelliten-Beobachtungsstation für je zwei Institute der Universität und der Technik errichtet werden. Sie dient vor allem der Unterstützung der Weltraumforschung in Graz und ist ein wichtiger Stützpunkt für die Lehre in der Astronomie.




Auf dem Weg zum virtuellen Campus#

Meilensteine_Infrastruktur
Meilensteine in der Entwicklung der Infrastruktur der Technik in Graz
Obwohl sich die Technische Universität Graz im wesentlichen an drei verschiedenen Standorten (Mandellgründe, Schörgelhofgelände und Inffeld-günde) zu ihrer heutigen Form entwickelte, wird diese Dislozierung der einzelnen Fachbereiche durch ein unsichtbares Band überwunden und damit der Weg zu einem virtuellen Campus eröffnet. Es handelt sich um ein hochleistungsfähiges Glasfaserdatennetz. Dieses TU-weite Backbone-Datennetz auf Basis von ATM-Technologie erlaubt die Übertragung aller Arten von Daten (Audio, Video, Grafik, Text, ...) mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 155 Mbit/sec. Die Anbindung an das internationale Datennetz erfolgt über eine ATM-Verbindung via Wien mit 8 Mbit/sec (J. Theurl).

Das gesamte Rechnernetz der TU Graz umfaßt mehr als 100 leistungsstarke Server, etwa 300 Workstations und etwa 2000 PCs. Dabei stehen ca. 250 Arbeitsplatzrechner nur für Ausbildungszwecke in den Subzentren der drei TU-Standorte zur Verfügung. Alle EDV-Arbeitsräume weisen eine strukturierte Verkabelung mit einer 100 Mbit/sec-Ethernet-Anbindung je Arbeitsplatz auf.

1993—1996 wurden im Rahmen der Aktion "Akademisches Wohnen" drei neue Studentenwohnanlagen mit insgesamt 726 Plätzen errichtet. Sie alle erhielten eine hochwertige, strukturierte Verkabelung mit einer leistungsfähigen Anbindung an das Datennetz der Grazer Universitäten. Damit stand den Heimbewohnerinnen und -bewohnern ein eigener im Wohnraum befindlicher Zugang zu allen Diensten der TU Graz zur Verfügung, und zwar in gleicher Qualität wie in den TU-Gebäuden. Aus dieser Initiative erwuchs ein mehrjähriges Förderungsprogramm zur EDV-Integration aller studentischen Wohnanlagen. Dies ermöglicht den Studierenden mittels eigener E-Mail-Adresse weltweit zu kommunizieren, sich auf einer selbst gestalteten Informationsseite im World Wide Web zu präsentieren, Prüfungsanmeldungen von der Wohnung aus vorzunehmen und neue Wege des Lernens zu beschreiten. Der externe Zugang zum Datennetz der TU Graz kann dabei über eine der 90 Modem- und ISDN-Verbindungen über eine „Online-Nummer" der PTA kostengünstig genutzt werden. Ein zusätzliches CALLBACK-Service mit derzeit 30 ISDN-Anschlüssen bietet allen Universitätsangehörigen (Bediensteten und Studierenden) eine kostenfreie Netzverbindung zur Technischen Universität Graz und damit einen Weg in den Cyberspace.


Dennoch prägt auch heute und in Zukunft die Technik in Graz das Stadtbild dreier Grazer Bezirke: des Bezirkes St. Leonhard mit der Alten technik bzw. dem Komplex auf den ehemaligen Mandell'schen Gründen, das Bild des Bezirkes Jakomini und dem daran anschließenden Komplex auf dem ehemaligen Schörgelhofgelände und jene des Bezirkes St. Peter mit dem Komplex auf den sog. Inffeldgründen. Die Technik in Graz wird auch im Zeitalter des Cyberspace Bestandteil der Grazer Stadtlandschaft bleiben.




Literaturhinweise: #

  • ACHLEITNER Friedrich: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band II, Salzburg 1983
  • AMT DER STEIERMARKISCHEN LANDESREGIERUNG, Landesbaudirektion, FA IVa: Architektur als Haltung, Eine Dokumentation anläßlich 125 Jahre Landesbaudirektion, Graz 1992
  • DEHIO: Handbuch Graz, hrsg. vom Institut für österreichische Kunstforschung des Bundesdenk-malamtes, bearbeitet von Horst Schweigen, Wien 1979
  • FORUM STADTPARK GRAZ, Referat für Architektur (Hg.): Standpunkte '94, Graz 1994
  • GEBAUER, Rudolf: Zum Neubau der Physik-Institute derTH Graz, in: Studentenführer der Technischen Hochschule Graz, Studienjahr 1970/71
  • HAUS DER ARCHITEKTUR (Hg.): Institute für Biochemie und Biotechnologie der Technischen Universität Graz, Szyszkowitz-Kowalski, Graz 1991 (Deutsch/Englisch)
  • HAUS DER ARCHITEKTUR (Hg.): Technische Universität Graz, Erweiterungsbauten, Günter Domenig, Hermann Eisenköck, Graz 1995 (Deutsch/Englisch)
  • LESCHANZ, Alfred; OBERDORFER, Günther: Das neue Hochspannungsinstitut derTH Graz, in: Studentenführer der Technischen Hochschule Graz, Studienjahr 1969/70
  • LORENZ, Karl Raimund: Der Neubau der Universitätsbibliothek, Kurzbericht im Rahmen des 2. Symposions „Moderner Bibliotheksbau" des Österr. Instituts für Bildungsforschung, Wien 1978
  • RIEGLER, Florian; RIEWE, Roger; ULAMA, Margit: Minimalismus made in Graz, Architektur aktuell, June 1998, S. 96-109
  • TECHNISCHE UNIVERSITÄT GRAZ (Hg.): Leitbild der Technischen Universität Graz, vorgelegt von der Planungskommission für den Zeitraum 1975—1985, Band l Gesamtübersicht, Graz, Oktober 1975
  • TECHNISCHE UNIVERSITÄT GRAZ (Hg.): Technische Universität Graz / Erzherzog-Johann-Universität, Geschichte, Lehr- und Forschungstätigkeit (herausgegeben anläßlich des 850-Jahr-Jubiläums der Stadt Graz), Studienjahr 1977/78
  • TECHNISCHE UNIVERSITÄT GRAZ (Hg.): Bericht 1993-1996 und 1996/97, Graz
  • TECHNISCHE UNIVERSITÄT GRAZ (Hg.): Der neue Schwingprüfstand an der Technischen Universität Graz, Prospekt zur Eröffnung am l. 10. 1998
  • THEURL Johann: Infrastruktur, in: Technische Universität Graz (Hg.): Bericht 1993-1996, 1996/1997, 1999/2000 und 2000/2001, Graz
  • WIST, Johann: Baubeschreibung, in: Festschrift zur Feier der Eröffnung des Neubaues der k.k. Technischen Hochschule in Graz am 12. December 1888, Graz




© Text und Bilder: Josef W. Wohinz