!!!Bock, Fritz

~* 26. 2. 1911, Wien

† 12. 12. 1993, Wien


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Jurist, Buchprüfer und Steuerberater\\
Politiker und Mitbegründer der ÖVP


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Fritz Bock wurde am 26. Februar 1911 in Wien als Sohn eines Postamtsdirektors geboren.

Nach der Matura 1930 am Gymnasium Wien-Hietzing absolvierte er ein Studium der Rechtswissenschaft in Wien, das er 1935 mit der Promotion 1935 abschloss; nebenher arbeitete er bereits als Steuerberater und Wirtschaftstreuhänder.

Schon in jungen Jahren hatte er sich in der Katholischen Mittelschülerbewegung (zuletzt in leitender Stellung), im Reichsbund, in der Katholischen Hochschülerschaft und schließlich ab 1933 als Funktionär in der [Vaterländischen Front|AEIOU/Vaterländische_Front] (VF) engagiert, deren Bundeswerbeleiter er 1935 wurde. Als solcher war er für die Regierung [Schuschnigg|AEIOU/Schuschnigg,_Kurt] für die antinationalsozialistische Propaganda zuständig. Er war stark an der Organisation der - durch den Einmarsch der Wehrmacht verhinderten - Volksabstimmung über den Erhalt der österreichischen Selbständigkeit beteiligt. 

Unmittelbar nach dem "Anschluss" Österreichs im März 1938 wurde er verhaftet und kam mit dem ersten Österreichertransport - dem "Prominententransport" - ins Konzentrationslager Dachau. Er wurde 1939 wegen Haftunfähigkeit wieder entlassen, stand danach aber unter Polizeiaufsicht. Er wurde mit einem Berufsverbot belegt und für wehrunwürdig erklärt. Nach einiger Zeit wurde das Berufsverbot aufgehoben und er konnte wieder als Wirtschaftstreuhänder arbeiten. Er hatte Kontakte zur Widerstandsorganisation "O5" und entzog er sich kurz vor Kriegsende (im März 1945) einer neuerlichen Verhaftung, indem er mit falschen Papieren ins Innviertel flüchtete, wo er das Kriegsende erlebte. 


Schon während des Krieges an entsprechenden Vorbereitungen beteiligt, war er 1945 eines der Gründungsmitglieder der Österreichischen Volkspartei (ÖVP): er gehörte der ersten Bundesparteileitung an, war von 1945 bis 1947 Geschäftsführer des ÖVP-Generalsekretariates,  von 1947 bis 1951 Hauptreferent für Sozialpolitik in der ÖVP-Bundesparteileitung und außerdem von 1947 bis 1953 Generalsekretär des [Österreichischen Arbeiter- und Angestelltenbundes|AEIOU/Arbeitnehmerinnen-_und_Arbeitnehmerbund,_Österreichischer,_ÖAAB] (ÖAAB).

Ab 1948 war er im Aufsichtsrat der Länderbank und ab 1949 Abgeordneter im Parlament, 1952 erfolgte seine erste Berufung in die Regierung: er wurde er von Kanzler [Julius Raab|Biographien/Raab,_Julius] als Staatssekretär in das Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau geholt, wo damals der Wohnhaus-Wiederaufbau-Fonds seine Arbeit aufnahm. Sein  zweiter wichtiger Aufgabenbereich war der Autobahnbau, der als wichtiges Arbeitsbeschaffungsprogramm angesehen wurde. 
Im Mai 1955 wechselte er als Staatssekretär ins Finanzministerium, wo ihm die Abwicklung des so genannten "Deutschen Eigentums" übertragen wurde (es dauerte schließlich bis weit in die 1970er Jahre, bis dieser gesamte Bereich abgewickelt war).

Von 1956 bis 1968 war Fritz Bock Bundesminister für Handel und Wiederaufbau bzw. ab 1966 als Vizekanzler betraut mit der Leitung des Bundesministeriums für Handel, Gewerbe und Industrie, wie das Ministerium dann hieß.

Nach Differenzen mit Bundeskanzler [Josef Klaus|Biographien/Klaus,_Josef] schied er 1968 aus der ÖVP-Alleinregierung aus und wurde Aufsichtsratspräsident der Creditanstalt – eine Funktion, die er bis 1989 ausübte.

Neben seiner Ministertätigkeit übte Fritz Bock fast jahrzehntelang sein Mandat im Nationalrat aus, er war Mitglied einer Reihe von Ausschüssen und ein im Hohen Haus sehr geschätzter und geachteter Debattenredner.

Fritz Bock setzte sich nach 1945 für politisch Verfolgte ein und trat für die große Koalition, die Sozialpartnerschaft und die wirtschaftliche Integration Österreichs in Europa ein.

Er war Präsident des Donaueuropäischen Institutes und der Bundeskonferenz der Freien Berufe. Ein großes Anliegen war ihm auch die Erforschung von Widerstand und Verfolgung in Österreich – so engagierte er sich u.a. im [Dokumentatiosnarchiv des Österreichischen Widerstands|AEIOU/Dokumentationsarchiv_des_österreichischen_Widerstands] (DÖW), dessen Mitbegründer, Vizepräsident und zuletzt Ehrenpräsident er war.

Seit 1955 war er Mitglied des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem und Gründer sowie von 1955 bis 1960 Leitender Komtur der Komturei Wien, Niederösterreich und Burgenland. Fritz Bock war Urmitglied der K.Ö.H.V. Nordgau Wien sowie Ehrenmitglied der katholischen Studentenverbindung K.Ö.H.V. Mercuria Wien im ÖCV (Österreichischen Cartellverband).

Dr. Fritz Bock starb am 12. Dezember 1993 in Wien und wurde auf dem Friedhof Wien-Hernals bestattet.

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--> [Historische Bilder zu Fritz Bock|Bilder_und_Videos/Historische_Bilder_IMAGNO/Bock,_Fritz] (IMAGNO)

!Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)
* Großes Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich, 1956
* Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich, 1959

!Tonaufnahme 

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__Schulfunkserie Zeugen der Zeit - Folge 6 - Fritz Bock.__\\
Interview. 07. 03. 1978

[Abspielen|http://www.mediathek.at/atom/01782B17-1B5-00CEE-00000BEC-01772EE2]

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!Essay

[{InsertPage page='Wissenssammlungen/Essays/Wirtschaft/Fritz_Bock'}]

!Quellen
* AEIOU
* [Vereinigung der Alt-Hietzinger|http://www.alt-hietzinger.at]
* [Republik Österreich, Parlament|http://www.parlament.gv.at/WWER/PAD_00138/index.shtml]
* [Österreichischer Cartellverband (ÖCV)|https://www.oecv.at/Biolex/Detail/12600118]
* [Dokumentationsarchiv des Österr. Widerstandes (DÖW)|http://www.doew.at/erinnern/biographien/erzaehlte-geschichte/haft-1938-1945/fritz-bock-gegeneinander-ist-nie-etwas-herausgekommen]
* Das große Buch der Österreicher, ed. W. Kleindel & H. Veigl, Verlag Kremayr & Scheriau, Wien, 615 S.
* [I. Ackerl, F. Weissensteiner, Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, 1992|Kunst_und_Kultur/Bücher/Österreichisches_Personenlexikon_1992]


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Redaktion: Isabella Ackerl, I. Schinnerl%%


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