!!!Brendel, Alfred

~* 5. 1. 1931, Wiesenberg (Loučna, Tschechische Republik)


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Pianist



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[{Image src='Brendel,_Alfred1.jpg' height='250' class='image_left' caption='Alfred Brendel. Foto.\\© Ch.Brandstätter Verlag, Wien, für AEIOU' alt='Alfred Brendel' width='358'}] 
Alfred Brendel wurde am 5. Jänner 1931 in Wiesenberg (in der heutigen Tschechischen Republik) geboren.

Die Familie übersiedelte nach Jugoslawien, wo sein Vater längere Zeit als Hotelmanager in einem Hotel auf der (jugoslawischen) Insel Krk arbeitete, dann ein Kino in Zagreb betrieb. Hier begann Alfred mit sechs Jahren Klavier zu lernen.


Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die Familie nach Graz, wo Alfred am Konservatorium Klavier studierte und privaten Kompositionsunterricht nahm. 

Er hatte es immer als sehr wichtig empfunden, anderen Pianisten und Sängern genau zuzuhören und sich die Stücke selbst zu erarbeiten. An der Wiener Akademie legte er als externer Hörer die Staatsprüfung im Fach Klavier ab. 

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Da er vielfältig kulturell interessiert war, konzentrierte er sich trotz seines Musikstudiums nicht nur auf die Musik, sondern beschäftigte sich genauso mit Malerei, Literatur und vertiefte sich in philosophische Schriften.

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Sein erstes öffentliches Konzert gab Alfred Brendel 1948 in Graz, ein Jahr nach seinem Debüt ging er als Preisträger des Busoni-Wettbewerbs in Bozen hervor. 

Seine Karriere begann in den 1950er Jahren mit der Interpretation von Werken von 
[Franz Liszt|AEIOU/Liszt,_Franz,_geb._1811], [Arnold Schönberg|Biographien/Schönberg,_Arnold], 
[Wolfgang Amadeus Mozart|Biographien/Mozart,_Wolfgang_Amadeus] und vor allem 
[Ludwig van Beethoven|Biographien/Beethoven,_Ludwig_van]. Sein Repertoire reichte von Bach bis Schönberg, er hat als erster das Klavierwerk Beethovens in seiner Gesamtheit aufgenommen. 

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1960 spielt er als erster Pianist das gesamte Klavierwerk Beethovens ein. Er gastiert regelmäßig in London, Paris, New York, Wien, Berlin, München u. Amsterdam sowie auf europäischen und amerikanischen Festivals und trat mit großem Erfolg regelmäßig bei den Salzburger Festspielen auf. Spätestens ab seiner Amerikatournee 1963 wurde er zu den weltbesten Pianisten gezählt.


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Alfred Brendel lebt seit Anfang der 1970er Jahre in London und wurde von der Queen zum "Sir" geadelt.

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Alfred Brendel ist nicht nur Pianist, sondern auch ein Essayist, dessen Aufsätze zu musikalischen Themen in mehreren Sammelbänden vorliegen und schreibt Gedichte.

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In seinen letzten Konzertjahren nahm er mit seinem Sohn, dem Cellisten Adrian Brendel, die Cellosonaten von Beethoven auf. 

Sein letztes Konzert gab Alfred Brendel am 18. Dezember 2008 an der Seite der Wiener Philharmoniker.

!Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)
* Joseph-Marx-Musikpreis des Landes Steiermark, 1980
* Ehrenmitglied der Hochschule (heute: Universität) für Musik und darstellende Kunst in Graz, 1981
* 1998 Ehrenmitglied der Wiener Philharmoniker, 1998 
* Robert-Schumann-Preis, 2002
* 2004 Ernst von Siemens Musikpreis, 2004
* Ehrenbürger seines tschechischen Heimatortes Loučná nad Desnou, 2005
* Herbert-von-Karajan-Musikpreis, 2008
* Ehrendoktorate der Universitäten Oxford und Yale 
* Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, 2010

!Werke (Auswahl)
''Diskographie''

unzählige Schallplattenaufnahmen, darunter Musik von Bach, Beethoven, Brahms, Haydn, Liszt, Mozart, Mussorgsky, Schönberg, Schubert, Schumann u. Weber

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''Bücher''

* Ausgerechnet ich. Gespräche mit Martin Meyer, 2001
* Spiegelbild und schwarzer Spuk. Gedichte, 2003
* Über Musik. Sämtliche Essays und Reden, 2005
* Nach dem Schlussakkord. Fragen und Anworten, 2010

* Musik beim Wort genommen, 1992
* Fingerzeig, 1996
* Störendes Lachen während des Jaworts, 1997
* Kleine Teufel, 1999 (Gedichte)


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!Leseprobe
aus __"Störendes Lachen während des Jaworts"__

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Als FUFLUNS\\
der Gott des Entzückens\\
beschloß\\
einer ansehnlichen Dame namens Hildegard\\
seine Aufwartung zu machen\\
kräuselte sich auf ihren Armen unverzüglich die Gänsehaut\\
und kroch\\
wie eine Ameisenstraße\\
über Schultern und Hals\\
bis auf den Kopf hinauf\\
wo sich das Haar\\
nach der Art eines Igels einer Drahtbürste oder eines Besens\\
um nicht zu sagen\\
einer Hexe oder der Medusa\\
prachtvoll sträubte\\
Zugleich\\
schnurrte es aus dem Inneren der Dame heraus\\
wie bei einer Katze einer Nähmaschine oder einer hydraulischen Pumpe\\
unterbrochen nur\\
von freudigen Seufzern\\
obwohl sich auch Artikulierteres wie FLUNSI mehrmals unterscheiden ließ\\
Des weiteren\\
sah man Hildegard\\
die Augen in der Manier des italienischen oder spanischen Seicento verdrehen\\
und\\
nach Gewohnheit sich häutender Schlangen oder indischer Tempeltänzerinnen\\
ihren Rumpf in elliptische Bewegung versetzen\\
Leider\\
wurde zu diesem Zeitpunkt\\
der erhabene FUFLUNS\\
von FLAUSIA\\
der Göttin der Sparsamkeit der Vernunft und des Hungerleidens\\
zur Ordnung gerufen\\
was FUFLUNS\\
denn er war ihr Gatte\\
dazu veranlaßte\\
verärgert\\
aber mit eingezogenem Kopf\\
das Weite zu suchen\\
Heute noch\\
kann man Hildegard\\
in Momenten plötzlicher Geistesabwesenheit\\
dabei ertappen\\
wie sie ihren Mund trompetenartig vorstülpt\\
das Wort FLUNSI formend\\
und dabei die Schultern hochzieht\\
als hätte etwas Kühles ihren Rücken berührt\\
(S. 54f.)\\


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© 1997, Hanser, München, Wien.\\
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.\\
LITERTURHAUS

!Weiterführendes
> [Dobner, W.: Wenn Unmögliches Wahr wird|Wissenssammlungen/Essays/Musik/Alfred_Brendel] (Essay)

!Quellen
* AEIOU
* [Alfred Brendel|http://www.alfredbrendel.com]
* [KunstUni Graz|http://www.kug.ac.at/nc/news-veranstaltungen/news/kug-aktuell/details/backto/86/article/alfred-brendel-spricht-im-mumuth-ueber-den-charakter-in-der-musik.html]
* [Literaturhaus|http://www.literaturhaus.at]
* [Die FURCHE|http://www.furche.at]
 
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%%small 
Redaktion: I. Schinnerl
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[{Metadata Geburtsort='Wiesenberg' Geburtsland='Tschechische Republik' Geburtsjahr='1931' Arbeitsgebiete='Pianist' Arbeitsorte='Österreich' Suchbegriff='Alfred Brendel Pianist' Kontrolle='ja' }]