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Brus, Günter#


* 27. 9. 1938, Ardning (Steiermark)

† 10. 2. 2024, Graz (Steiermark)


Maler, Graphiker und Schriftsteller


Günter Brus. Foto 2009, © Mag. Anna Geiger
Günter Brus. Foto 2009
© Mag. Anna Geiger

Günther Brus wurde am 27. September 1938 in Ardning, einem kleinem Dorf in der Steiermark, geboren.

Nach dem Besuch der Kunstgewerbeschule in Graz besuchte er die Hochschule für angewandte Kunst in Wien, schloss jedoch das Studium nicht ab. Er lernte Otto Muehl, Hermann Nitsch und Rudolf Schwarzkogler kennen; 1964 trat er erstmals als Aktionist in Erscheinung. Gemeinsam mit Muehl, Nitsch und Schwarzkogler gilt er heute als Mitbegründer des Wiener Aktionismus.

Kennzeichnend für seine Aktionen waren die schwarz-weißen Körperbemalungen und die Verwendung von Objekten wie Rasierklingen, Nägeln, Scheren und Sägen. Er entwickelte die Symbolik des schwarzen, trennenden Strichs, "eine Andeutung der Verletzung des Körpers und analytisches Symbol".

Im Sommer 1968 war der damalige Aktionist und heutige Staatspreisträger Günter Brus wohl der umstrittenste Künstler Österreichs. Auf Grund seiner "Körperanalyse" im Rahmen der Veranstaltung "Kunst und Revolution" an der Wiener Universität erklärte man Brus in einer Pressekampagne zum "meistgehassten Österreicher". Er wurde zu 6 Monaten Arrest verurteilt, floh mit seiner Familie nach Berlin und lebte im Exil, um der Haftstrafe zu entgehen. Von 1969 bis 1977 gab er hier im Selbstverlag die "Schastrommel" heraus, das "Organ der österr. Exilregierung". Er kehrte erst 10 Jahre später nach Österreich zurück, nachdem seine Frau Anna bei Bundespräsidenten Kirchschläger eine Umwandlung der Haftstrafe in eine Geldstrafe bewirkt hatte.

Nach einer letzten "Zerreißprobe" 1970 in München hatte sich Günther Brus vom Aktionismus abgewandt und entwickelte nun, beginnend mit der Mappe Irrwisch, neue Möglichkeiten einer Kombination von Literatur und bildender Kunst, seine sogenannten Bild-Dichtungen.
In den 1970er und 1980er Jahren entstand ein reiches zeichnerisches und literarisches Werk.

Heute zählt Günter Brus zu den wichtigsten österreichischen Künstlern nach 1945 und seine Werke sind in vielen großen Museen zu finden.


Der lang gehegte Wunsch der Neuen Galerie Graz, für den weltbekannten steirischen Künstler Günter Brus ein Brus-Museum innerhalb des Hauses zu schaffen, das so genannte BRUSEUM, konnte 2008 durch einen großen Sammlungsankauf realisiert werden.

Das BRUSEUM repräsentiert einen eigenen Sammlungs- und Forschungsschwerpunkt zum Leben und Werk des Künstlers innerhalb der Neuen Galerie Graz und verfügt über einen permanenten Ausstellungsbereich im Joanneumsviertel, im Museumsgebäude Neutorgasse.

2009 wurde Brus' literarischer Vorlass vom Land Steiermark angekauft.

Günter Brus ist am 10. 2. 2024 im Alter von 85 Jahren gestorben.


Entwicklung des Künstlers#

  • 1953-1958 Kunstgewerbeschule Graz, dann Akademie für angewandte Kunst Wien; Vorzeitiger Austritt
  • 1961 Ausstellung Galerie Junge Generation Wien (mit A. Schilling)
  • 1963 Malerei in einem labyrintischen Raum
  • 1964 Erste Aktion "Ana", Wien
  • 1966 Teilnahme am "Destruction in Art Symposion", London
  • 1968 Nach der Aktion "Kunst + Revolution" (Universität Wien) Verurteilung zu 6 Monaten Gefängnis
  • 1969 Flucht nach Berlin
  • 1970 Letzte Aktion "Zerreißprobe", München
  • 1971 In Frankfurt erscheint das Buch "Irrwisch"
    Ausstellung "Handzeichnungen", Galerie Michael Werner, Köln
  • 1972 "Documenta 5", Kassel. "The Berlin Scene", Gallery House London
  • 1973 "Bodyworks", Museum of Contemporary Art Chicago.
  • 1976 Ausstellung "Zeichnungen und Schriften", Kunsthalle Bern
  • 1979 Übersiedlung nach Graz
  • 1980 "Kunst der 70er Jahre", Biennale Venedig
    Wanderausstellung "Bild-Dichtungen", Whitechapel Art Gallery London,
    Kunstverein Hamburg, Kunstmuseum Luzern
  • 1981 Schluß der Wanderausstellung, Kulturhaus Graz
  • 1982 "Documenta 7", Kassel. "Australian Biennale", Sydney
  • 1983 "New Art", Tate Gallery London
    "Stillstand der Sonnenuhr" erscheint (Wien/München)
  • 1984 Der Roman "Die Geheimnisträger" erscheint (Salzburg)
    "Augensternstunden" (Retrospektive), Van Abbe Museum Eindhoven
  • 1985 Bühnenbild- und Kostümgestaltung zu G. Roths
    "Erinnerungen an die Menschheit", Schauspielhaus Graz
  • 1986 "Der Überblick" (Retrospektive), Museum des 20 Jahrhunderts Wien, Lenbachhaus München, Kunsthalle Düsseldorf
  • "Rennweg" (Attersee, Brus, Nitsch, Pichler, Rainer), Castello di Rivoli Turin, Nationalbibliothek Madrid
  • 1987 "Berlin art 1961-1987", Museum of Modern Art, New York
  • 1988 "Australian Biennale", Sydney
    "Aktionsmalerei - Aktionismus", Museum Fridericianeum Kassel, Kunstmuseum Winterthur, Museum für Angewandte Kunst Wien
    Bühnenbild- und Kostümgestaltung zu A. Schönbergs "Die Erwartung", Stadttheater Luxemburg
  • 1989 "Der zertrümmerte Spiegel", Albertina Wien, Museum Ludwig Köln
    "Bilderstreit", Messehallen Köln
    "Open Mind", Museum Van Hedendaagse Kunst, Gent
  • 1990 "Gegenwart Ewigkeit", Martin-Gropius-Bau, Berlin
  • 1993 "Morgen des Gehirns, Mittag des Mundes, Abend der Sprache", (Verlag "Das hohe Gebrechen")
    "Sichtgrenze-Limite de Vue" (Retrospektive), Centre Georges Pompidou, Paris
  • 1994 Kostümgestaltung zu L. Jánaceks "Das schlaue Füchslein", Semperoper Dresden
    "Couplet 2", Stedelijk Museum Amsterdam
  • 1995 Kostümgestaltung zu F. von Hermanovsky-Orlandos
    "Die Fürstin von Cythera", Nationaltheater Weimar, Schönbrunner Schloßtheater (Wiener Festwochen)
    "Identitá e Alteritá", Biennale Venedig
  • 1996 "Blitzartige Hinfalle in vorgegebene Ideen", Neue Galerie Graz, Moderna Galerija Lublijana
  • 1997 "Biennale", Lyon
  • 1998 "Out of action", Los Angeles, Wien, Barcelona
    "Goya, hommages", Musee des Beaux-Arts Bordeaux
    "Werke aus der Sammlung Essl", Sammlung Essl, Klosterneuburg
  • 1999 "Leuchtstoffpoesie" (Retrospektive Bild-Dichtungen), Kunsthalle Tübingen Kunsthalle Kiel, Neue Galerie Linz
  • 2001 "Peinture comme Crime", Musee de Louvre, Paris
    Film "Körperanalyse" in Zusammenarbeit mit Peter Kasperak
  • 2002 "Body Art and Nobody Art", Institute of Contemporary Art Palm Beach, USA
    "Die gute alte Zeit", Verlag Jung und Jung, Salzburg
  • 2003 "Werkumkreisung", (Retrospektive), Albertina Wien
  • 2004 "Werkumkreisung", (Retrospektive), Neue Galerie Graz, Kunsthaus Zug
    "Art Utopia", Macba, Barcelona
    "Viaggio intorno all'opera", (Retrospektive),
    Galleria d` Arte Moderna di Bologna "Aktionismus", Budapest Galerie
  • 2005 "The dirty imballishment", Mike Weiss Gallery, New York
    "Nervöse Stille am Horizont", "Quietud nerviosa a l `horitzo" MACBA, Barcelona
  • 2006 "A Günter Brus Retrospective", Slought Foundation Philadelphia
  • 2007 Uraufführung des Theaterstücks "Burleske Kunstfehler", Kunsthaus Weiz
    "Aurore de minuit", Museé d'Art Moderne, Saint Etienne
  • 2008 "Brus' and Blakes Jobs" Neue Galerie Graz
  • 2009 Bruseum, "Konfluenzen & Differenzen I", Grafiken Günter Brus und Max Klinger, Neue Galerie Graz "Mitternachtsröte", Gemeendemuseum Den Haag

Aktionen#

Günter Brus: 'SELBSTVERSTÜMMELUNG' 1965, Wien, © Foto, Copyright by Günter Brus
Günter Brus: "SELBSTVERSTÜMMELUNG" 1965, Wien
© Foto, Copyright by Günter Brus
Günter Brus: 'AKTION IN EINEM KREIS' 1965, Wien, © Foto, Copyright by Günter Brus
Günter Brus: "AKTION IN EINEM KREIS" 1965, Wien
© Foto, Copyright by Günter Brus
Günter Brus: 'SELBSTVERSTÜMMELUNG' 1965, Wien, © Foto, Copyright by Günter Brus
Günter Brus: "SELBSTVERSTÜMMELUNG" 1965, Wien
© Foto, Copyright by Günter Brus


GÜNTER BRUS: AUS DEM BUCH "LEUCHTSTOFFPOESIE UND ZEICHENCHIRURGIE"#

Günter Brus: © Copyright by Günter Brus
Günter Brus: © Copyright by Günter Brus
Günter Brus: © Copyright by Günter Brus
Günter Brus: © Copyright by Günter Brus
Günter Brus: © Copyright by Günter Brus
Günter Brus: © Copyright by Günter Brus
Günter Brus: © Copyright by Günter Brus
Günter Brus: © Copyright by Günter Brus
Günter Brus: © Copyright by Günter Brus
Günter Brus: © Copyright by Günter Brus
Günter Brus: © Copyright by Günter Brus
Günter Brus: © Copyright by Günter Brus

Auszeichnungen (Auswahl)#

  • Österreichischer Kunstpreis für Bildende Kunst, 1981
  • Großer Österreichischer Staatspreis, 1997
  • Oskar Kokoschka Preis, 2004
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern des Landes Steiermark, 2013
  • Ehrenring der Stadt Graz, 2023

Ausstellungen (Auswahl)#

  • Retrospektive "Der Überblick", Museum des 20. Jahrhunderts, Wien, Lenbachhaus München, Kunsthalle Düsseldorf, 1986
  • "Aktionsmalerei - Aktionismus", Museum Fridericianum Kassel, Kunstmuseum Winterthur, Museum für Angewandte Kunst, Wien, 1988
  • "Der zertrümmerte Spiegel", Albertina, Wien, Museum Ludwig, Köln, 1989
  • Retrospektive "Sichtgrenze - Limité du visible", Centre Georges Pompidou, Paris, 1993
  • "Blitzartige Einfälle in vorgegebene Ideen", Neue Galerie Graz, Moderna Muzej Ljubljana; "Out of Action", u. a. Museum of Contemporary Art, Los Angeles, Museum für Angewandte Kunst, Wien, 1996
  • Retrospektive "Leuchtstoffpoesie", Kunsthalle Tübingen, Kunsthalle Kiel, Neue Galerie Linz, 1999
  • "Werkumkreisung", u. a. Albertina, Wien, Neue Galerie Graz, 2003
  • "Günter Brus - Nervous stillness on the horizon", MACBA Barcelona, 2005
  • "A Günter Brus Retrospective", Slought Foundation, Philadelphia, 2006
  • "Günter Brus - Aurore de minuit", Musée d'art moderne de Saint Etienne Metropole, 2007
  • "Günter Brus - Mitternachtsröte", Museum für Angewandte Kunst, Wien, 2008
  • "Günter Brus", Groeningemuseum Brügge, 2008
  • "Ein Fest für Brus", bestehend aus Ausstellung "BRUS's + BLAKE's Jobs" und Symposion, Neue Galerie Graz, 2008
  • "Günter Brus: Die große Dichtkunstmaschine", Galerie kunsthaus muerz, 2009
  • Konfluenzen & Differenzen I. Günter Brus und Max Klinger, Neue Galerie Graz, 2009
  • Konfluenzen & Differenzen II. Günter Brus und Alfred Kubin, Neue Galerie Graz, 2009
  • "Günter Brus - Crossing the border", BRUSEUM/Neue Galerie Graz und Janus Pannonius Múzeum Pécs, 2010

Werke (Auswahl)#

  • Zerreißprobe (Aktion), 1970
  • Irrwisch (Roman), 1971
  • Die Geheimnisträger (Roman), 1984
  • Bühnenbild und Kostüme zu "Erinnerungen an die Menschheit" von G. Roth, Schauspielhaus Graz, 1985
  • Nachtquartett, Radierungsmappe, 1982
  • Weisser Wind, (72 Teile, literarisches bzw. bimediales Hauptwerk), 1980er Jahre
  • Die gute alte Zeit (Autobiographie), 2002
  • Das gute alte Wien, 2007
  • Das gute alte West-Berlin, 2010

Weiterführendes#

Literatur#

  • H. Amanshauser und D. Ronte, G. Brus, 1986
  • H. Klocher (Hg.), Der zertrümmerte Spiegel, Wiener Aktionismus, 1989
  • Günter Brus, Der Sehkörper, Mailand,1996
  • G. Brus - Werke aus der Sammlung Essl, Ausstellungskatalog Sammlung Essl Privatstiftung, Klosterneuburg 1998
  • J. Schwanberg, Günter Brus: Bild-Dichtungen (mit Werkverzeichnis), 2003

Quellen#

Redaktion: A. Geiger, I. Schinnerl