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Funder, Friedrich#

* 1. 11. 1872, Graz

† 19. 5. 1959, Wien


Journalist, katholischer Publizist


Funder, Friedrich
Friedrich Funder. Foto, um 1955
© Ch. Brandstätter Verlag, Wien, für AEIOU

Friedrich Funder wurde am 1. November 1872 in Graz als Sohn einer Bäckerfamilie geboren. Er übersiedelte 1879 mit seinen Eltern nach Dresden und kehrte 1887 nach Graz zurück, besuchte das bischöfliche Knabenseminar, wo er 1892 maturierte.

Zunächst wollte er Priester werden und begann Theologie und Kunstgeschichte in Graz zu studieren. Dann entschloss sich aber zum Jusstudium, das er 1898 mit dem Doktorat abschloss.

Am Katholikentag 1892 in Linz erlebte er die Debatte mit, endlich eine Zeitung "für das christliche Volk" zu gründen, um den Kampf gegen den vorherrschenden Liberalismus zu gewinnen.

Und so gründeten in Wien auch bald katholische Laien und Intellektuelle eine christlich-soziale Zeitung, die "Reichspost".


Der Student Friedrich Funder - jetzt auch Mitglied des Cartellverbandes (CV-Verbindung "Norica") - hatte schon in Graz als Journalist für das "Linzer Volksblatt" gearbeitet, in Wien gehörte er ab 1896 zur Redaktion der "Reichspost" (als Feuilletonschreiber), deren Chefredakteur er 1903 und deren Herausgeber er 1905 wurde. Er baute die "Reichspost" zum politisch bedeutsamsten Blatt des österreichischen Katholizismus zwischen den beiden großen Kriegen aus (bis die Zeitung 1938 von der nationalsozialistischen Regierung eingestellt wurde).


Dank dieser Tätigkeit verfügte er über eine wichtige Machtposition; er war auch Mitglied des christlichsozialen Parlamentsklubs, obwohl er nie ein Mandat dieser Partei innehatte.

Bedeutungsvoll waren seine Beziehungen zum Kreis des Thronfolgers Franz Ferdinand und seinen vom "Belvederekreis" vertretenen Ideen eines föderalistischen Umbaus der Donaumonarchie.

In der Ersten Republik verband ihn herzliche Freundschaft mit Prälat Ignaz Seipel und er galt bald als enger Vertrauter des Bundeskanzlers; auch Bundeskanzler Dollfuß und die von ihm in den Krisenjahren 1930 vertretenen Ideen der "Neuordnung des politischen Lebens auf ständischer Grundlage" wurden von Funder unterstützt; von 1934 bis 1938 war er Staatsrat.


Wegen seiner konsequenten Stellungnahme gegen den Nationalsozialismus wurde er nach dem Anschluss im März 1938 sofort seines Postens enthoben und verbrachte Monate in Polizeihaft und in den Konzentrationslagern Dachau und Flossenbürg (1938/39), anschließend wurde er zwar freigelassen, aber mit Berufsverbot belegt.


1945 gründete Funder die katholische Wochenschrift "Die Furche", deren Herausgeber und Chefredakteur er bis zu seinem Tode blieb.



Friedrich Funder - in seiner Jugend bewegt vom Geist der christlichsozialen Bewegung eines Karl Lueger, die erfolgreich den Aufstand gegen einen klerikal geprägten katholischen Konservativismus gewagt hatte, trat in der Zwischenkriegszeit für den Ständestaat ein und widmete seine späten Jahre dem katholischen Journalismus, um glaubhaft eine Politik der Versöhnung mit der Sozialdemokratie zu vermitteln.


Friedrich Funder starb am 19. Mai 1959 in Wien und wurde auf dem Hietzinger Friedhof beigesetzt.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Preis der Stadt Wien für Publizistik, 1953
  • in Würdigung und im Angedenken an ihn hat der Zeitschriftenverband im April 1961 die Friedrich-Funder-Medaille geschaffen, mit der besonders verdiente Persönlichkeiten des Verbandes geehrt werden

Werke (Auswahl)#

  • Vom Gestern ins Heute, 1952
  • Aufbruch zur christlichen Sozialreform, 1953
  • Als Österreich den Sturm bestand, 1957

Literatur#

  • H. Pfarrhofer, F. Funder, ein Mann zwischen Gestern und Morgen, 1978

Weiterführendes#

Quellen#

  • AEIOU
  • Friedrich Funder Institut
  • Die FURCHE
  • Kleine Zeitung
  • Neue Deutsche Biographie
  • I. Ackerl, F. Weissensteiner, Österreichiches Personenlexikon der ersten und zweiten Republik



Redaktion: I. Schinnerl