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Hrdlička, Alfred #

* 27. 2. 1928, Wien

† 5. 12. 2009, Wien


Bildhauer und Graphiker


Hrdlička, Alfred
Alfred Hrdlicka. Foto.
© Ch. Brandstätter Verlag, Wien, für AEIOU

Alfred Hrdlicka wurde am 27. Februar 1928 in Wien geboren.

Hrdličkas politischer Geist wurde schon in frühester Kindheit geprägt - als der kommunistische Vater von den Nazis gedemütigt und verhaftet wurde. Zeit seines Lebens war er bekennender Marxist, auch wenn er 1956 die KPÖ verließ.


Nach Absolvierung einer Zahntechnikerlehre absolvierte er von 1946 bis 1952 ein Studium der Malerei an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Albert Paris Gütersloh und Josef Dobrowsky und schloss dieses 1953 mit dem Diplomabschluss ab.

Von 1953 bis 57 schloss er ein Studium der Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste bei Fritz Wotruba an.

1953 war er von Österreich für die Studenten-Schach-Weltmeisterschaft in Brüssel nominiert.

Bis 1961 lebte er fast ausschließlich von Hilfs- und Gelegenheitsarbeiten.


Seiner ersten Skulpturenschau 1960 folgten Ausstellungen im Künstlerhaus und in der Galerie Welz in Salzburg und schließlich folgten zahlreiche internationale Ausstellungen, u.a. in Deutschland, Italien, Japan, Mexiko, England, Israel und den Niederlanden.

1962 trat er der Wiener Secession bei und 1964 nahm er als Vertreter Österreichs an der Biennale in Venedig teil.


Im Gegensatz zur allgemeinen Tendenz in Richtung abstrakter Kunst hielt Hrdlička konsequent an einem figurativ-expressiven Stil fest und machte die menschliche Figur zu seinem zentralen Motiv. Die Themen waren psychische und physische Extremzustände, Schmerz, Gewalt und Tod.

Seine kritische Denkweise erlaubte ihm einen direkten Zugang zu sämtlichen Themen der Weltgeschichte - dennoch konzentrierte er sich in seinem skulpturalen Werk auf wenige Motive, die er immer wieder neu erstehen ließ, wie zum Beispiel die Darstellung des geschundenen Satyrs Marsyas, das Motiv der Kreuzigung sowie Porträts von Massenmördern und Märtyrern.

Mit einer Reihe von Skulpturen für den öffentlichen Raum wirkte Alfred Hrdlička gezielt als politischer Künstler. So lösten das Monument für Friedrich Engels (Wuppertal, 1978/81), das Gegendenkmal zu einem Kriegerdenkmal (Hamburg, 1982/87) und das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus (Wien, 1983/88) vor und nach ihrer Realisierung lange Kontroversen aus, die Enthüllung des Renner Denkmals 1967 am Ring in Wien führte zu Protesten unter anderem der "Liga gegen entartete Kunst".


Sein plastisches Werk wurde begleitet von Zeichnungs- und Radierzyklen zu Themen wie Haarmann, Winckelmann, Schubert, Tolstoi, Rodin, Mondrian, Pasolini, zu den Türken vor Wien, zum 20. Juli 1944, der französischen Revolution und dem Schachspiel. Im Randolectil-Zyklus thematisierte Hrdlicka die Welt der psychisch Kranken.
Professuren führten ihn an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (1971-73, 1975-86), die Hochschule für bildende Künste Hamburg, die Hochschule der Künste Berlin (1986-89) und schließlich 1989 an die Universität für angewandte Kunst Wien.


Als Bühnenbildner arbeitete Hrdlicka u. a. in Bonn ("Faust" I und II, 1982) und Stuttgart ("Intolleranza", 1992). Im Jahr 2001 stattete er eine Inszenierung des "Ring des Nibelungen" in Meiningen aus.

2006 wurde in Bonn eine von Hrdlicka gestaltete Plastik des Komponisten Robert Schumann enthüllt, im Mai dieses Jahres wurde eine von Hrdlicka geschaffene Skulptur der 1998 seliggesprochenen Ordensfrau Schwester Restituta Kafka in der Barbarakapelle im Wiener Stephansdom aufgestellt.


Alfred Hrdlicka starb am 5. Dezember 2009 in Wien.
Er wurde am 19. Dezember 2009 auf dem Wiener Zentralfriedhof im Grab seiner ersten Frau Barbara beigesetzt.

Werke (Auswahl)#

  • Marsyas I, 1955
  • Gekreuzigter, 1959
  • Porträt O. Kokoschka, 1963
  • Dr.-Karl-Renner-Büste, Wien, 1967
  • Denkmal für F. Engels, Wuppertal 1981
  • Bronzefries über den Serienmörder F. Haarmann in Hannover, 1991
  • Mahnmale gegen den Faschismus in Hamburg und Wien
  • "Gegendenkmal" , Hamburg, 1985/86
  • "Marsyas", Mahnmal Wien, 1988
  • "Mahnmal gegen Krieg und Faschismus", Skulptur, Wien, 1988-91
  • Restituta-Skulptur, Wien, 2009
  • Radierzyklen:
    • Martha Beck, 1963
    • Die Schlacht auf den Katalaunischen Feldern, 1964
    • Haarmann, 1965/66
    • Randolectil, 1968

Weiterführendes#

Tonaufnahmen#


Hörprobe Österreichische Mediathek


Verein zur Förderung selbstverwalteter Jugendclubs (1). Ausschnitt
Pressekonferenz. Wien, 9.4.1974

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Verein zur Förderung selbstverwalteter Jugendclubs (2). Ausschnitt
Pressekonferenz. Wien, 9.4.1974

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Kalter Krieg und Kultur im Nachkriegs-Wien. Ausschnitt
Diskussion. Wien, 30.11.1999

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Literatur#

  • M. Lewin (Hg.), A. Hrdlička, Das Gesamtwerk, 3 Bände, 1987-1992
  • K. Klemp (Hg.), A. Hrdlička. Skulpturen, Zeichnungen, Druckgraphik 1945-1997, Ausstellungskatalog, Frankfurter Kunstverein, 1997.
  • T.Brandstaller, B. Sternthal, "Hrdlicka", Residenz Verlag, 2008
  • Ch. Walda, "Der gekreuzigte Mensch im Werk von Alfred Hrdlicka", Dissertation, 2008

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl