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Hudal, Alois#


* 31. 5. 1885, Graz (Steiermark)

† 13. 5. 1963, Rom (Italien)


Theologe


Alois Hudal
Alois Hudal
© DÖW
Alois Hudal wurde am 31. Mai 1885 in Graz geboren.

Er besuchte hier von 1896 bis 1904 das Gymnasium und absolvierte anschließend von 1904 bis 1908 ein Theologiestudium.

1908 wurde er zum Priester geweiht, 1911 promovierte er zum Dr. theol. in Graz und ging nach Rom, um sein Studium fortzusetzen. Hier promovierte er ein zweites Mal (am päpstlichen Bibel-Institut zum Thema "Die religiösen und sittlichen Ideen des Spruchbuches").


Zurückgekehrt nach Graz, war Hudal von 1913 bis 1916 als Subdirektor im Grazer Priesterseminar tätig, habilitierte sich 1914 in den alttestamentlichen Bibelwissenschaften und beschäftigte sich intensiv mit den Ostkirchen.

Dann sollte Hudal in Wien einen Lehrstuhl zu 'Liturgie, Leben und Verfassung der griechisch-slawischen Kirchen' übernehmen. Dieser Lehrstuhl wurde jedoch nie eingerichtet und so wurde er 1919 Professor für Altes Testament in Graz.

1923 wurde er Vizerektor bzw. bald darauf Rektor des deutschsprachigen Kollegs "S. Maria dell'Anima" in Rom.

Alois Hudal
Buchumschlag Alois Hudal
© DÖW
1933 wurde er durch den vatikanischen Staatssekretär Eugenio Cardinal Pacelli, dem späteren Papst Pius XII., zum Bischof geweiht.


1937 erschien in Wien seine Abhandlung "Die Grundlagen des Nationalsozialismus". Dieses Machwerk widmete der Bischof Adolf Hitler, dem "Führer der deutschen Erhebung" und "Siegfried deutscher Hoffnung und Größe". Das Buch erregte in Kirchenkreisen gleichermaßen Anstoß wie auf Seiten der Nationalsozialisten. Es verhinderte letztlich Hudals weitere Karriere in der kirchlichen Hierarchie.

Hudal sah den Nationalsozialismus in einem historischen Zusammenhang mit dem "Heiligen Römischen Reich deutscher Nation". Hudal scheiterte mit seinem Versuch, einen "modus vivendi zwischen Nationalsozialismus und den beiden christlichen Bekenntnissen im Reich vorzubereiten". Papst Pius XI. verweigerte sich Hudals Bestrebungen eines Brückenschlages zwischen Kirche und Nationalsozialismus.


Nach 1945 beteiligte sich Hudal als Fluchthelfer auf der sogenannten "Rattenlinie" (engl. "rat-line"), auch "Klosterroute" genannt, auf der nationalsozialistische Flüchtige durch Italien in "sichere" Drittländer geschleust wurden.

Er besorgte die notwendigen Ausweiskarten, die die flüchtigen Funktionäre des nationalsozialistischen Regimes benötigten, um vorzugsweise nach Südamerika und Arabien zu gelangen.

1952 schließlich wurde Hudal gezwungen, auf das Rektorat des Kollegs S. Maria dell'Anima zu verzichten und er zog sich in seine private Villa nach Grottaferrata bei Rom zurück. 1958 feierte er in Graz sein goldenes Priesterjubiläum, die Verleihung eines Goldenen Doktordiploms 1961 in Graz unterblieb nach einer Pressekampagne.

Hudal starb am 13. Mai 1963 in Rom. Er ist auf dem deutschen Friedhof "Campo Santo Teutonico" neben der Peterskirche begraben.


Seine Memoiren, "Römische Tagebücher" genannt, erschienen - wie von ihm selbst verfügt - posthum 1976 in Graz. In dieser Schrift versuchte Hudal, seine Gedanken und seinen Einsatz zu rechtfertigen und beschrieb seine Auseinandersetzungen mit staatlichen und kirchlichen Stellen. In der Rückschau lehnte er den Nationalsozialismus in seiner konkreten Ausformung ab, blieb jedoch seiner ursprüngliche Idee einer Verbindung von Christentum, Nationalismus und Sozialismus verhaftet.

Werke (Auswahl)#

  • Die religiösen und sittlichen Ideen des Spruchbuches - kritisch-exegetische Studie, Rom 1914
  • Soldatenpredigten, Graz 1917
  • Einleitung in die Heiligen Bücher des Alten Testaments. Lehrbuch für Theologie Studierende, 1920
  • Kurzgefaßte Einleitung in die Heiligen Bücher des Alten Testaments, 1925
  • Kurze Einleitung in die Heiligen Bücher des Alten Testamentes, 1936
  • Vom deutschen Schaffen in Rom. Predigten, Ansprachen und Vorträge, Innsbruck 1933
  • Die deutsche Kulturarbeit in Italien, Münster 1934
  • Ecclesiae et nationi. Katholische Gedanken in einer Zeitenwende, Rom 1934
  • Der Vatikan und die modernen Staaten, Innsbruck 1935
  • Deutsches Volk und christliches Abendland, Innsbruck 1935
  • Rom, Christentum und deutsches Volk, Innsbruck 1935
  • Das Rassenproblem, Lobnig 1936
  • Die Grundlagen des Nationalsozialismus. Eine ideengeschichtliche Untersuchung von katholischer Warte, Leipzig/Wien 1937
  • Nietzsche und die moderne Welt, Rom 1937
  • Europas religiöse Zukunft, Rom 1943
  • Römische Tagebücher. Lebensberichte eines alten Bischofs, Graz 1976

Literatur#

  • R. Giefer, Th. Giefer, Die Rattenlienie. Fluchtwege der Nazis. Eine Dokumentation, Frankfurt/Main 1992
  • E. Klee, Persilscheine und falsche Pässe. Wie die Kirchen den Nazis halfen, Frankfurt/M 1991
  • M. Langer, A. Hudal. Bischof zwischen Kreuz und Hakenkreuz, Versuch einer Biographie, Wien 1995, Dissertation

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl