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Königsegg, Anna Bertha#

* 9. 5. 1883, Königseggwald (Württemberg, Deutschland)

† 12. 12. 1948, Salzburg


Ordensschwester


Sr. A. B. Königsegg
Sr. A. B. Königsegg

Am 9. Mai 1883 wurde Anna Bertha Königsegg geboren.

Sie stammte aus einer gräflichen Familie in Württemberg (Deutschland). Der Hauptwohnsitz der Familie war in Königseggwald, doch die Familie pendelte oft zwischen Wien, Königseggwald und Ungarn, wo sie große Besitztümer hatten.


Anna begleitete schon als Kind begleitete oft den Vater, wenn er die Liegenschaften und Besitzungen inspizierte. Die gräfliche Familie war für ihre karitative Tätigkeit bekannt und die religiös-karitativ geprägte Atmosphäre war wohl auch einer der Gründe, dass Anna schon als Kind den Wunsch äußerte, später einmal in ein Kloster einzutreten.


Im September 1901 brachten die Eltern sie nach Paris zu den Vinzentinerinnen (Barmherzige Schwestern des Heiligen Vinzenz von Paul). Warum Anna Bertha gerade nach Paris wollte, blieb ihr Geheimnis, denn nie zuvor hatte sie eine Klosterfrau dieser Kongregation gesehen oder gesprochen.

Sie verbrachte ihre Probezeit im St. Josef Spital in Paris, 1903 kam sie nach Angers, wo sie zu Weihnachten 1906 ihre ersten Heiligen Gelübde ablegte und den Klosternamen Marcellina annahm.

Hier wurde sie auch in Krankenpflege ausgebildet, musste aber 1914, als der Erste Weltkrieg ausbrach, als Deutsche das Land verlassen. In Italien fand sie für die nächsten 11 Jahre ihre neue Wirkungsstätte: zuerst als Krankenschwester, ab 1921 als Lehrschwester in der Turiner Krankenpflegeschule und ab 1923 deren Leiterin und gleichzeitig Oberin des Turiner Spitals.

Im Herbst 1925 wurde sie völlig überraschend zur Visitatorin der Provinz Salzburg ernannt. Der vom Salzburger Fürsterzbischof im Jahr 1844 ins Land gerufene Orden betätigte sich vorwiegend im Spitalswesen und hatte sich mit der Pflege geistig Behinderter im Schloss Schernberg große Verdienste erworben.


Nun lernte sie zuerst ihre Provinz kennen und baute eine Krankenpflegeschule auf, die auch weltlichen Schülerinnen offen stand. 1940 wurde ihr die Schule entzogen und diese dem Deutschen Roten Kreuz eingegliedert.



Die resolute, glaubensstarke Frau und entschiedene Gegnerin des Nationalsozialismus, die dem Konflikt mit dem Regime nicht auswich, war bereits 1939 Angriffen der NS-gesteuerten Presse in Salzburg und Tirol ausgesetzt. Sie wies ihre Untergebenen an, an durch die NS-Gesetzgebung beauftragte Zwangssterilisation nicht mitzuwirken. Sie war dadurch ein fester Halt für die Kirche in Salzburg.

Im Wissen um die NS-Euthanasiemaßnahmen leistete Schwester Königsegg Widerstand gegen die Ankündigung der Reichsstatthalterei-Gaufürsorgeamt auf Verlegung der in Schernberg gepflegten Kranken und nahm in einem Schreiben an den Reichsstatthalter und NS-Gauleiter Friedrich Rainer ausdrücklich Stellung gegen diese Maßnahmen.

"Es ist nunmehr ein offenes Geheimnis, welches Los diese abtransportierten Kranken erwartet, denn nur zu oft langt oft kurz oder lang nach ihrer Überführung die Todesnachricht vieler derselben ein." Sie ersuchte eindringlich Gauleiter Rainer mit Verweis auf sein religiöses Gewissen und die Gefahr negativer Reaktionen im Ausland Abstand zu nehmen und bot den Verzicht auf staatliche Beiträge für die Anstalt an. Sie lehnte auch namens des Ordens jegliche Mithilfe bei einem Abtransport ab.

Diese Einstellung war die gleiche, welche von der Deutschen Bischofskonferenz im August 1940 eingenommen wurde. Alle deutschen Bischöfe, auch Kardinal Innitzer aus Wien und Fürsterzbischof Waitz aus Salzburg, verurteilten jede Art von Euthanasie und verboten katholischen Pflegeanstalten jegliche Mitwirkung.


Am 17. September 1940 wurde Schwester Königsegg als Antwort auf ihren mutigen Schritt für 11 Tage verhaftet; sie gab ihre Informanten über die NS-Euthanasie nicht preis. Trotz aller Schikanen protestierte sie im Jänner 1941 erneut bei Gauleiter Rainer gegen die Verlegung von 70 geistig behinderten Kindern vom Heim der Barmherzigen Schwestern in Marienthal/Tirol.

Knapp vor dem Abtransport der Pfleglinge aus Schernberg demonstrierte sie ihre Entschlossenheit in einem neuerlichen Schreiben, in dem sie jedwede Art von Hilfe – sei es schriftlich oder manuell - bei der Verlegung ablehnte. "Ich übernehme jede Verantwortung, und sollte es auch mein Leben kosten, ich gebe es gern für Gott und unsere lieben Armen."


Daraufhin wurde Schwester Königsegg am 16. April 1941 neuerlich verhaftet. Während ihrer Abwesenheit wurden die Pfleglinge in die Vernichtungsanstalt Hartheim transportiert. Nur 17 Kranke konnten rechtzeitig gewarnt werden und entgingen ihrem Schicksal. Die Aufregung in der Bevölkerung war so groß, dass in Zukunft Pfleglinge erst durch das Deutsche Rote Kreuz nach Salzburg überstellt wurden, von wo sie in die Transporte nach Hartheim einsickerten.

Als Anna Bertha Königsegg nach viermonatiger Haft entlassen wurde, musste sie den Reichsgau Salzburg verlassen und sich auf das Gut ihres Bruders in Königseggwald zurückziehen. Als Repressalie wurde das gesamte Vermögen des Ordens beschlagnahmt. Erst im Sommer 1945 konnte die Visitatorin, die trotz Drohungen ihr Amt nicht zurückgelegt hatte, nach Salzburg zurückkehren und am Wiederaufbau mitwirken.


Anna Bertha Königsegg starb am 12. Dezember 1948, erst 65 Jahre alt.


Ernst Hanisch bezeichnete die Handlungsweise von Anna Bertha Königsegg als "die couragierteste Protestaktion der Kirche in Salzburg". Im Jahrbuch 1991 des DÖW wird sie "in eine Reihe mit Bischof Clemens August von Galen und andere mutige Christen gestellt".


Nach einem Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Neugebauer vom 12.11.1998


Im Gedenken an Anna Bertha Königsegg trägt die Sonderschule für schwerst behinderte Kinder in Salzburg seit 1999 den Namen Anna Bertha Königsegg Schule.

Quellen#


Redaktion: P. Diem, I. Schinnerl