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Kodré, Heinrich #

* 8. 8. 1899, Wien

† 22. 5. 1977, Linz


Ritterkreuzträger, Widerstandskämpfer und KZ-Häftling (Mauthausen)


Ritterkreuzräger
Ritterkreuzräger Kodré bei der Inspektion von "Walküre"- Verbänden in Wien

Heinrich Kodré wurde als Sohn der Französin Henriette Crochet und des aus Triest stammenden Abteilungsvorstandes der Kaiser Ferdinands - Nordbahn Richard Kodré geboren, war also schon abstammungsbedingt ein typischer Altösterreicher.

Sein Onkel, Regierungsrat Franz Kodré, ehemaliger Offizier der K.u.k. Armee, war Zuchthausdirektor in Krems und wurde am 6. April 1945 von Angehörigen der Waffen-SS erschossen, weil er die politschen Gefangenen angeblich widerrechtlich freigelassen hatte. Bei dem damaligen Massaker gab es mehr als dreihundert Tote, weil auch ein Teil der Freigelassenen von der SS verfolgt und in Hadersdorf am Kamp ermordet wurden. ("Kremser Hasenjagd").

Schon in der Unterstufe des Olmützer Gymnasiums hatte Kodré den unbedingten Wunsch, Offizier zu werden. Nach der Militär-Oberrealschule in Mährisch - Weißkirchen trat er daher 1917 in die Infanterieabteilung der Theresianischen Militärakademie ein. Seine Gymnasialstudien setzte er in der Freizeit fort und legte im Sommerurlaub 1918 die Matura ab.

Infolge des Kriegsendes 1918 konnte Kodré seinen "Traumberuf" Offizier nicht ergreifen. Er ließ sich aber von seinem Berufswunsch nicht abbringen, sondern sich in Wien für eine aus Freikorps bestehende deutsche Armee anwerben, ausschließlich um Offizier werden zu können, denn: "Die Zielsetzung dieses Unternehmens war mir völlig unklar (und auch sehr gleichgültig)", so Kodré in einem Bericht aus dem Jahr 1971, der im Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes in Wien aufbewahrt wird.

Der Feldzug im Baltikum endete mit der Niederlage der Freikorps. Kodré wurde auch im Sommer nicht, wie er gehofft hatte, in die deutsche Reichswehr übernommen, sondern mit dem Dienstgrad "Vicefeldwebel - Fahnenjunker" wegen seiner österreichischen Staatsbürgerschaft entlassen.

Jusstudium und Offizierslaufbahn im Heer der Ersten Republik#

Auf Wunsch seines Vaters begann er nun ein Jus-Studium in Graz. Nach dessen erfolgreicher Absolvierung arbeitete er jedoch bezeichnenderweise nicht im erlernten Beruf, der ihm eine Karriere als Jurist geboten hätte. 1924 trat er ohne Dienstgrad als Infanterist in das Österreichische Bundesheer ein und wurde nach der Absolvierung der Offiziersschule in Enns - obwohl er absolvierter Jurist war, wurde er nicht wie Robert Bernardis an die Offizersakademie zugelassen - im August 1927 zum Fähnrich ernannt und zum Jäger-Bataillon 1 in Eisenstadt kommandiert. Die Beförderung zum Leutnant erfolgte am 1. April 1929.

Im Bundesheer des Ständestaates stand dem völlig unpolitschen Offizier Kodré unter dem Heeresminister Carl Vaugoin eine schwierige Laufbahn unter massivem " Mobbing" - Druck bevor. Er schreibt über diese Zeit in seinem schon oben zitierten "Dokumentarbericht" : " Ich habe in meiner, von keinem politischen System wesentlich beeinflussten Vorstellung von meinem Beruf als Offizier diese politischen Aktionen abgelehnt (nämlich die parteipolitische Propaganda vor allem des "Wehrbundes" aber auch der anderen Gruppierungen, Anmerkung des Vfs.) und mich geweigert, irgendeiner politischen Gewerkschaft beizutreten. Die Folge waren Verfolgungen, Strafversetzungen und schließlich disziplinäre Maßregelungen."

Diesem dienstlichen Druck konnte Kodré, dessen Laufbahn als ehemaliger Absolvent lediglich der Offiziersschule und nicht der Offiziersakademie noch dazu mit dem Dienstgrad "Hauptmann" geendet hätte, auf Dauer nicht standhalten. So trat er 1935, wie sein "Gau-Akt" im Österreichischen Staatsarchiv zeigt, der NSDAP-Ortsgruppe Steinabrückl bei Wiener Neustadt bei. Prompt wurde ihm dadurch die Generalstabslaufbahn eröffnet, obwohl er keine der drei strengen Vorprüfungen abgelegt hatte und auch schon zehn Jahre zu alt dafür war.

1936 wurde er zu den "Höheren Offizierskursen" nach Wien beordert, deren Kommandant General Maximilian de Angelis, der Führer des illegalen "Nationalsozialistischen Soldatenringes" war. Dies zeigt, über welch bedeutenden Einfluss die Nationalsozialisten schon damals - zwei Jahre vor dem Anschluss - im Bundesheer verfügten. Kodrés Kurskameraden waren hier unter anderem Robert Bernardis (wichtig für seine spätere Widerstandstätigkeit) und die späteren Generale des Bundesheeres der Zweiten Republik Fussenegger, übrigens später erster Generaltruppeninspektor des Österreichischen Bundesheeres, Waldmüller und Vogl.

Nach dem Anschluss in die deutsche Wehrmacht übernommen, absolvierte Kodré die obligatorische Umschulung für alle österreichischen Offiziere in Landshut, wo er am 1. Juni zum Hauptmann befördert wurde. Am 1. Juli desselben Jahres an die Kriegsakademie nach Berlin überstellt, schloss er dort als Doyen der österreichischen Frequentanten die Generalstabsausbildung ab.

Zweiter Weltkrieg und Ritterkreuz#

Im Zweiten Weltkrieg war Kodré zunächst als Quartiermeister beim Kommando der Grenztruppen "Eifel" eingesetzt. Im April 1940 in den Generalstab übernommen , sollte er nach dem Waffenstillstand mit Frankreich eine Nachschub-Basis für das Unternehmen "Seelöwe", also die Invasion Englands aufbauen. Er wollte aber nicht im Versorgungsdienst bleiben und suchte daher um Versetzung an. "Zur Erprobung im Truppendienst" wurde er als Bataillons-Kommandeur dem Infanterie-Regiment 123 der 50. Division zugeteilt. Dabei sollte überprüft werden, ob "Ostmärker", also ehemals österreichische Offiziere in der Lage seien, deutsche Bataillone zu führen. Kodré bewährte sich dabei glänzend und eroberte mit seinem Bataillon im Griechenland-Feldzug das Fort "Hellas" der Metaxas-Linie, wofür er´sogar das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes erhielt.

Am 12. Juli 1941 in Bessarabien schwerstens verwundet, bekleidete er nach seiner Genesung ab 1. März 1942 die Funktion des ersten Generalstabsoffiziers der 305. Infanteriedivision, die zum LI.(einundfünfzigsten) Armee-Korps gehörte, das in Stalingrad eingesetzt wurde. Dritter Generalstabsoffizier des Korps war damals Kodrés persönlicher Freund Oberstleutnant i. G. Robert Bernardis, wodurch die beiden Widerstandskämpfer auch im "Stalingrad-Feldzug" regen Kontakt miteinander hatten und sich auch gegenseitig über die jeweils erlebten Kriegsverbrechen informieren konnten. "Und mit diesen vier Divisionen will der Trottel (sic !) die Lage in der Ukraine stabilisieren", sparte Bernardis Jedlicka zufolge auch am Telefon gegenüber Kodré nicht mit Kritik an der Kampfführung Hitlers, obwohl natürlich die Gefahr bestand, dass auch die Feldtelefone abgehört wurden. Wäre Kodré nicht selbst im Widerstand gewesen, hätte er diese Äusserungen von Bernardis melden müssen.

Beim Kampf um die Stalingrader Geschützfabrik wurde Kodré erneut schwerstens verwundet, indem er gleich dreifach getroffen wurde.(Schuss-Trümmerbruch des linken Armes, Lungendurchschuss, Unterleibsdurchschuss).

Da Ritterkreuzträger nicht in Feindeshand fallen sollten, flog man ihn mit einer der letzten Maschinen am 21. November 1942 aus dem Kessel von Stalingrad aus. Das Ritterkreuz rettete ihm also das Leben.

Nach seiner langwierigen Genesung von den erneut lebensgefährlichen Verletzungen ernannte man ihn am 26. Februar 1943 zum Chef des Stabes im Wiener Wehrkreis XVII. In dieser Funktion sollte er dann am 20. Juli 1944 gemeinsam mit Bernardis und Oberst Graf Marogna-Redwitz eine entscheidende Rolle spielen.

Ritterkreuz gegen Hakenkreuz: Oberst i. G. Heinrich Kodré und der 20. Juli 1944 in Wien#

Wie Carl Szokoll mitteilte, fuhr Bernardis ab Februar 1944 regelmäßig nach Wien, wo er zunächst seinen Freund Kodré besuchte, ihn ausfürlich informierte und anschliessend auch Szokoll die nötigen Befehle für die Vorbereitung der Walküre-Operation gab.

Am 20. Juli 1944, der übrigens ein sehr heisser Donnerstag war, gingen gegen 18h 20 die ersten Walküre-Fernschreiben im Wehrkreiskommando Wien ein, obwohl der Rundfunk schon um 18h das gescheiterte Attentat auf Hitler gemeldet hatte.

Da Kodré aber in die Planungen eingeweiht war (" als ich die Fernschreiben las, dachte ich sofort an Bernardis (sic !)und ob es nicht eine der Tatsachen sein könnte, die er mir in seiner temperamentvollen Art geschildert hatte", so Kodré bei Jedlicka in seiner im Anhang gedruckten ausführlichen Stellungnahme zu den Ereignissen des 20. Juli in Wien) war er auch eineinhalb Stunden nach Dienstschluss noch an seiner Dienststelle anwesend. Obwohl ihm sofort auffiel, dass die Fernschreiben nicht richtig unterfertigt waren, gezeichnet hatte der längst pensionierte General-Feldmarschall Erwin von Witzleben, und ihm die Meldung vom Scheitern des Anschlags bekannt war, überging Kodré den nicht anwesenden Wehrkreiskommandaten und gab den Befehl, "Walküre" auszulösen, wozu er keineswegs berechtigt war. Dieser Befehl zur Alarmierung des Ersatzheeres war strikt den Wehrkreis-Befehlshabern selbst vorbehalten.

Kodré hätte daher unbedingt seinen Vorgesetzten sofort telefonisch informieren müssen und dessen Entscheidung abwarten. Da der reguläre Wehrkreiskommandeur General der Infanterie Schuberth in der Slowakei zur Kur weilte, wurde er durch den General der Panzertruppen Karl Ernst Freiherr von Esebeck vertreten. Dieser war mit Stauffenberg seit dem Polen- und Afrikafeldzug eng befreundet, in die Pläne der Verschwörer eingeweiht und daher von Bernardis im Allgemeinen Heeresamt in Berlin ganz bewusst mit der Stellvertretung beauftragt worden, obwohl es üblich war, die beiden Wehrkreise der Ostmark durch Österreicher führen zu lassen. Prompt mokierte sich auch der Kommandeur des SS-Oberabschnittes "Donau", Oberst-Gruppenführer und General der Waffen-SS Rudolf Querner gegenüber Kodré, ob es denn neu sei, dass reichsdeutsche Generale jetzt diese Wehrkreise führten.

Kodré hatte nämlich telefonisch persönlich alle Größen der Partei und der SS telefonisch zu einer Besprechung in das Wiener Wehrkreiskommando geladen, nachdem General Esebeck die Alarmierung unter dem Stichwort "Walküre" gebilligt hatte, was er nach dem Scheitern des Unternehmens im KZ büßen musste. Die Eingeladenen wurden nach ihrem Eintreffen entwaffnet und - psychlogisch sehr geschickt - mit Kaffee und Cognac bewirtet, um die weitere Lageentwicklung in Ruhe abwarten zu können. Als Kodré dem SS-Kommandanten Querner die Fernschreiben zeigen wollte, wehrte dieser ab: "Wenn Sie das sagen, glaube ich Ihnen doch".

Damit hatte die Autorität des Ritterkreuzträgers Kodré den entscheidenden Sieg errungen, weil jetzt feststand, dass die SS im Wehrkreis nicht kämpfen würde. Dadurch konnten die Walküre-Verbände ungehindert ihre Positionen beziehen, der Aufstand gelang so wie sonst nur in Paris reibungslos. Hätte Querner die Fernschreiben gelesen, wäre ihm sofort die ungültige Unterschrift Witzlebens aufgefallen und Kodré hätte massiven Erklärungsbedarf gehabt.

Ganz anders entwickelte sich aber die Lage im Wehrkeis III, Berlin. Hier hatte Leutnant Dr. Hansen, der Ordonnanzoffizier des Kommandeurs des "Wachbataillons-Berlin", Major Otto Remer, Verdacht geschöpft. Hansen bewog Remer, Kontakt mit Goebbels aufzunehmen, der ein Telefonat mit Hitler vermittelte. Remer erhielt dabei eine Generalvollmacht zur Niederschlagung des Aufstandes, was er dann gemeinsam mit den starken SS-Verbänden in der Stadt auch tat. Die Verschwörer versuchten sich durch ausserhalb der Stadt gelegene stake Kampfverbände, wie etwa die Ersatzbrigade der Division "Gross-Deutschland" zu verstärken.

Für eine fernschriftliche Alarmierung war es allerdings schon viel zu spät.Daher entschloss sich der Öserreicher Robert Bernardis, obwohl er als Angehöriger des "Allemeinen Heeresamtes" und somit nicht des zuständigen Wehrkreiskommandos keinerlei Kompetenzen dafür hatte, diese Kampfverbände telefonisch zu alarmieren, womit er sich als Verschwörer enttarnte. Dennoch wurde der Aufstand in Berlin im Laufe des Abends niedergeschlagen. Damit war dann auch das Schicksal der "Operation Walküre" in allen anderen Wehrkreisen besiegelt.

Auch in Wien musste Kodré die "eingeladenen" politischen und SS-Führer wieder bewaffnen und entlassen, wobei er ausdrücklich betonte, dass er lediglich Befehle durchgeführt habe.

Das Imperium, also das Nazi-Regime, schlug brutal zurück. Tausende Verhaftungen wurden durchgeführt, SS und Gestapo triumphierten, eine Verfolgungswelle mit bisher unbekanntem bestialischen Terror setzte ein. Sie betraf nicht nur den engeren Täterkreis sondern auch bloss Verdächtige, die angeblich dem Regime kritisch gegenüberstanden. Gestapo und SS führten eine Generalabrechnung durch (Unternemen "Gewitter"), bei der über viertausend Verhaftungen vorgenommen wurden, die vielfach zu Todesurteilen führten.

Auch Kodré wurde pausenlos verhört, blieb aber als gelernter Jurist bei seiner Verantwortung des Befehlsnotstandes und widersprach sich in den Verhören nie. Dabei durchschauten die militärisch wenig gebildeten Gestapo-Leute nicht, dass Kodré "Walküre" gar nicht auslösen hätte dürfen, was ihm das Leben rettete. Obwohl durch den "Ehrenhof der Wehrmacht" freigsprochen, wurde er neuerlichen Verhören unterzogen und im Wiener Polizeigefängnis inhaftiert, bis er am 4.Jänner 1945 schließlich in Mauthausen landete. Dort arbeitete er zunächst in der Wäscherei. Im April wurde Kodré - wohl eine Folge der Kriegslage - als Ehrenhäftling eingestuft und im bereits geräumten Lager-Bordell untergebracht. Am 1. Mai überstellte ihn der Lagerkommandant Ziereis in den Arrest, weil die SS bald das Lager verlassen würde, wodurch Lebensgefahr für Kodré als hohen deutschen Offizier bestünde.

Hier irrte Ziereis, der von der Widerstandstätigkeit Kodrés nichts wußte. Denn am 5. Mai ersuchte Dr. Heinrich Dürmayer, der Vorsitzende des Internationalen Lager-Komitees, Kodré das Kommando über die bewaffneten Häftlinge zu übernehmen, um zu verhindern, dass die SS oder auch die Wehrmacht in das Lager zurückkehrte und unter den Häftlingen ein Massaker anrichten könnten. Kodré organisierte die Verteidigung als Generalstabsoffizier umsichtig und ließ auch zur Sicherheit die Mauthausener Donaubrücke überwachen. Er selbst verließ Mauthausen am 15. Mai, nachdem er sein Kommando an die sowjetischen Truppen übergeben hatte. Kodré wurde - obwohl Generalstabsoffizier und Ritterkreuzträger weder von den Russen noch von den Amerikanern in Kriegsgefangenschaft genommen, was seine Tätigkeit im Widerstand ganz eindeutig beweist.

Die Häftlinge hatten sich dem Ritterkreuzträger Kodré auffallender Weise bereitwilligst unterstellt. Dies gehört zu den stichhaltigsten Beweisen für seine im Lager allgemein bekannte Widerstandstätigkeit. Wäre er nicht als Widerstandskämpfer bekannt gewesen, hätten ihn die Häftlinge mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit getötet, was der nicht eingeweihte Lagerkommandant Ziereis ja auch immer befürchtet hatte.

Protagonist des militärischen Widerstandes der Österreicher in der Wehrmacht#

Kodré reichte am 6. April 1946 einen Opferfürsorgeantrag ein, in dem er sich ausdrücklich zu seiner Widerstandstätigkeit bekennt. Dieser wird im Dokumentationsarchv des österreichischen Widerstandes in Wien aufbewahrt. Zeugen könne er keine nennen, so führte Kodré ín seinem Ansuchen aus , da seine Kameraden Stauffenberg, Bernardis und Marogna-Redwitz wegen ihrer Täterschaft hingerichtet worden seien. Der Antrag wurde wegen seiner illegalen Mitgliedschaft in der NSDAP ab 1935 abgelehnt, wobei aber seine Widerstandstätigkeit nicht bestritten wird !!!

Kodré arbeitete in der Lambacher Flachsspinnerei, da seine Übernahme in das neue Bundesheer am "Obristen-Paragraph" scheiterte, wonach alle, die in der Wehrmacht den Dienstgrad "Oberst" erreicht hatten, vom Dienst im neuen Heer ausgeschlossen waren. Er hatte auch unter dem Titel "Probleme des Bundesheeres" in den "Oberösterreichischen Nachrichten" eine sehr kritische Artikelserie über die Personalpolitk im Ersten Bundesheer verfasst, wodurch er sich zusätzlich zu seinen Neidern viele Feinde machte. Schließlich gelang es ihm, 1958 eine Anstellung als Zivilschutz-Referent im Innenministerium zu erhalten. 1964 ging er in Pension und starb am 22. Mai 1977 in seiner Heimatstadt Linz.

Gemeinsam mit seinen Linzer Kameraden Robert Bernardis und Erwin von Lahousen gehört er zu den Protagonisten des militärischen Widerstandes der Österreicher in der deutschen Wehrmacht. Bemerkenswert ist, dass sie alle in Linz heimatberechtigt waren. Hitler hatte also in seiner österreichischen Lieblingsstadt einerseits mit Kaltenbrunner und Eichmann seine mörderischen Anhänger, andererseits aber auch mit Bernardis, Lahousen und Kodré seine entschiedensten Gegner. Diese bewährten sich auch an der Ostfront, um Deutschland so lange wie möglich vor der Rache der Sieger des Vernichtungskrieges im Osten zu bewahren, waren also, wie Freisler im Prozess gegen Bernardis selbst einräumen musste, keine Saboteure.
Mit der "Operation Walküre", die erstmalig schon beim Schlabrendorff-Attentatsversuch am 13. März 1943 ausgelöst wurde, (siehe Beitrag über Erwin von Lahousen) strebten sie den Sturz des NS-Systems an, um den Krieg zu beenden und ein rechtsstaatliches politisches System zu errichten. Dieses hätte dann bei den Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen eine wesentlich bessere Ausgangsposition gehabt, weil die Befreiung vom Nationalsozialismus von innen gelungen und nicht das Ergebnis der totalen Niederlage gewesen wäre.

Literatur#

  • K. Glaubauf : Oberst i. G. Heinrich Kodré - Ein Linzer Ritterkreuzträger im militärischen Widerstand, in: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (Hrsg.), Jahrbuch 2002
Der Autor dankt Herrn Univ. Prof. Dr. Wolfgang Neugebauer und dem Dokumentationsarchiv für die Drucklegung der Studie, Herrn HR. Dr. Marckhglott, Landesarchiv Oberösterreich, für die Auskunftserteilung im Gegenstand "Opferfürsorge-Antrag"
  • L. Jedlicka, Der 20. Juli in Wien, Wien 1965; insbesondere das im Anhang gedruckte ausführliche "oral-history"- Verfahren mit Kodré
  • H. Marsálek, Geschichte des KZ Mauthausen, vierte Auflage, Wien 2006. ISBN 3-7035-1235-0
  • G. Jagschitz, W. Neugebauer Wolfgang (Hrsg.), Stein, 6. April 1945. Das Urteil des Volksgerichts Wien gegen die Verantwortlichen des Massakers im Zuchthaus Stein, Wien 1995. ISBN 3-901-142-24-X.

Quellen#

  • Personalakt und Nachlass Kodré im Österreichischen Staatsarchiv, Wien
  • Opferfürsorgeantrag, 6. April 1946, im Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Wien
  • Erledigungsakt im Oberösterreichischen Landesarchiv, Linz.



Autor: Dr. Karl Anton Glaubauf

Der Autor distanziert sich ausdrücklich von jeder Verherrlichung des Nationalsozialismus oder einzelner Mitglieder der NSDAP. Der vorliegende Beitrag dient ausschließlich der wissenschaftlichen Klärung der Abläufe des 20. Juli 1944 in Wien sowie der Erklärung, weshalb der Aufstand gelingen konnte, was sonst nur mehr in Paris der Fall war.