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Kohlrausch, Karl Wilhelm Friedrich ("Fritz")#

* 6. 7. 1884, Gstettenhof bei Türnitz (Niederösterreich)

† 17. 6. 1953, Graz


Physiker


Fritz Kohlrausch
Fritz Kohlrausch
© öster. Zentralbibliothek für Physik

Fritz Kohlrausch wurde am 6. Juli 1884 in Gstettenhof bei Türnitz in Niederösterreich als Sohn des Agrarchemikers Dr. Otto Kohlrausch und dessen Ehefrau Amalie geboren und entstammt einer Familie, die schon Physiker mit hoch geachtetem Namen hervorgebracht hatte.

In Wien und Baden besuchte er das Gymnasium und studierte anschließend Physik und Mathematik an der Universität Wien, wo er u.a. G. Escherich, F. Mertens, F.S. Exner und L. Boltzmann hörte.

1907 schloss er seine Studien an der Universität Wien mit der Promotion zum Dr. phil. ab und war ab 1908 zwölf Jahre als Assistent am II. Physikalischen Institut der Universität Wien bei F. S. Exner, dessen Einfluss auf sein weiteres Leben unverkennbar ist, tätig.

Nach seiner Habilitation 1911 war er auch Dozent für Akustik an der Musikakademie in Wien, wurde jedoch 1915 zur Kriegsdienstleistung eingezogen und mit der silbernen Tapferkeitsmedaille II. Klasse sowie dem Karl-Truppenkreuz ausgezeichnet. 1916 wegen eines im Feld erlittenen Ohrendefektes vom Militärdienst enthoben, war Fritz Kohlrausch in der Folge als Assistent und Privatdozent an der Universität Wien, als Honorardozent für Farbenlehre an der Kunstgewerbeschule sowie als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien tätig.

1920 folgte er dem Ruf als ordentlicher Professor (als Nachfolger A.v. Ettingshausens ) an die Technische Hochschule Graz, wo er wenig später Dekan und schließlich Rektor wurde.

Seine Arbeitsgebiete waren zunächst Luftelektrizität, Farbenlehre, Linsenoptik und vor allem Radioaktivität. Ab Ende der 1920er Jahre konzentrierte er sich auf einen optischen Effekt, der von dem indischen Physiker und späteren Nobelpreisträger Ch. V. Raman entdeckt worden war. Raman hatte 1928 in einem Experiment gezeigt, dass gestreutes Licht die Tendenz hat, seine Wellenlängen zu verändern und wies damit nach, dass die Photonen des sichtbaren Lichts Teilchencharakter aufweisen. Welche Wellenlängen genau produziert werden, hängt von der Beschaffenheit der die Streuung verursachenden Moleküle ab.

Kohlrausch erkannte die grundsätzliche Bedeutung dieser Entdeckung für das Studium des Molekülbaus, verbesserte und verfeinerte die experimentelle Technik und analysierte - unterstützt von zahlreichen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen - einige tausend Molekülspektren. Seine Bücher "Der Smekal-Raman-Effekt" (1930-38) und "Ramanspektren" (1943) waren Standardwerke auf diesem Spezialgebiet, er genoss internationalen Ruf.

Zunächst wurde er von der Rockefeller Foundation, dann von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt, und arbeitete mit mehr als vierzig Chemikern und Physikern zusammen. Er publizierte fast 300 Arbeiten aus dem von ihm geleiteten Institut.

Mit Kriegsende versiegten die Mittel und die Arbeitskraft des Instituts fiel zurück, ein schwerer Schlag für Fritz Kohlrausch, dessen Lebensinhalt die wissenschaftliche Forschung war.

Diese Umstände und der Büchermangel der ersten Nachkriegszeit bewogen ihn, seine Vorlesung niederzuschreiben, wozu man ihn zuvor vergeblich gedrängt hatte: So entstanden in den Jahren 1947 bis 1949 die "Ausgewählten Kapitel aus der Physik".


Die Anerkennung seiner Leistungen dokumentieren Forschungspreise (Lieben-Preis 1922, Haitinger-Preis 1928) sowie Mitgliedschaften in internationalen wissenschaftlichen Gesellschaften (Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Ehrenmitglied der Indischen Akademie der Wissenschaft).

Studienreisen führten ihn nach Westindien zwecks Durchführung luftelektrischer Studien auf hoher See 1907/1908 sowie in mehrere europäische Länder.

Karl Wilhelm Friedrich Kohlrausch starb am 17. September 1953 in Graz.


Der Fritz-Kohlrausch-Preis wird alle zwei Jahre von der Österreichischen Physikalischen Gesellschaft für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Experimentalphysik vergeben.

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl