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Kummer, Eberhard#

* 2. 8. 1940, Krems + 12. Juli 2019, Wien


Jurist, Opern- und Konzertsänger (Bassbariton)
Experte für Musik des Mittelalters

Eberhard Kummer
Eberhard Kummer mit Drehleier
Foto: Alfred Wolf

Eberhard Kummer wurde 1940 in Krems an der Donau geboren. Sein Vater war Primarius am dortigen Spital, seine musikalisch begabte Mutter stammte aus einer Künstlerfamilie. 1966 an der Universität Wien zum Dr. jur. promoviert, war er 1976–1989 Rektoratsdirektor der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien, dann Ministerialrat im Wissenschaftsministerium.

Als voll ausgebildeter und ausübender Opern- und Konzertsänger (Bassbariton) galt sein Interesse der Wiedererweckung historischer (Volks-)musik aus dem 12. bis 20. Jahrhundert aus dem bayrisch-österreichischen Kulturraum. Bei seinen Gesangsvorträgen begleitete er sich auf der Drehleier, Schoßharfe oder Gitarre. Bei der Interpretation folgte er den Regeln der historischen Aufführungspraxis und pflegte die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Universitäten in Salzburg und Wien.

Zunächst war Kummers musikalisches Wirken geprägt vom klassischen Liedgesang, Messen und Opern. Dann konzentrierte er sich zunehmend auf die Musik des Mittelalters und historische Volksmusik. So nahm er bereits in den frühen 1970-er Jahren damals fast vergessene Alt-Wiener Lieder aus den Kremser Alben auf. Auch die Drehleier-Renaissance jener Jahre ist untrennbar mit Eberhard Kummer verbunden. Kaum jemand spielte dieses Instrument (noch). Seine Technik inspirierte viele jüngere Musiker und seine Erfahrungen beinflussten die Instrumentenbauer. Inzwischen gibt es in Österreich wieder rund 300 Drehleierspieler. In jüngster Zeit ging sein musikalisches Interesse noch weiter zurück - mit einem originalgetreuen Nachbau der Trossinger Leier. Diese sechssaitigen Lyra aus einem alamannischen Adelsgrab des 6. Jahrhunderts gilt als die älteste und best erhaltene Leier im Alpenraum. 2012 bis 2017 revitalisierte er in der Kirche St. Gertrud der Stiftspfarre Klosterneuburg das Kindelwiegen.

Einen besonderen Stellenwert seines Schaffens nahm das Nibelungenlied ein: dieses um 1200 anonym verfasste Heldenepos wurde zu seiner Entstehungszeit nicht deklamiert, sondern gesungen. Deshalb gestaltete Eberhard Kummer den mittelhochdeutschen Text unter Verwendung des sogenannten Hildebrandstons. Er hat das gesamte Epos mehrmals in Konzerten aufgeführt. Die weltweit erste und einzige komplette Einspielung des gesamten Nibelungenliedes (zwei MP3-CDs) wurde in den USA verlegt. Es handelt sich um einen Live-Mitschnitt von fünf sechsstündigen Darbietungen im Oktober und November 2006 in Wien. Als wegweisend gelten auch Kummers Aufführungen und Einspielungen von Versepen (z. B. Laurin, Kudrun, Hildebrand, Kaspar von der Rön, Herzog Ernst ) und Liedern (z.B. vom Kürenberger, vom Mönch von Salzburg, von Walther von der Vogelweide, Neidhart, Hugo von Montfort, Oswald von Wolkenstein, Hans Sachs und anderen). Eberhard Kummer gab zahlreiche Konzerte im In- und Ausland, machte viele Einspielungen auf CD und Video, Rundfunk- und Fernsehproduktionen, wirkte bei internationalen Ensembles für Alte Musik mit (Clemencic Consort etc.) und war Lehrbeauftragter an der Universität Bamberg.

Werke#

Eigene Produktionen
  • Alt-Wiener Volkslieder. Preiser-Records, EMI-Electrola, Köln (Zwei LPs), 1975, 1978 und 1981
  • Das Nibelungenlied. Pan-Verlag, Wien (LP), 1984
  • Der Mord auf der Mölkerbastei. Pan-Verlag, Wien (LP), 1984
  • Lieder und Reigen des Mittelalters - Neidhart von Reuental. Pan-Verlag, Wien (LP), 1985
  • Ballade des Wolf Dietrich und andere Balladen. Lyraphon, Salzburg (MC), 1987
  • Max und Moritz von Wilhelm Busch. Extempore Records, Linz (MC), 1990
  • Sentimentale Volkslieder vom Tod, von Räubern und Mördern. Gem. mit Elisabeth Orth. Preiser-Records, Wien (CD), 1990
  • Das Buch von den Wienern – aufgeschrieben von Michel Beheim. Preiser-Records, Wien (CD), 1995
  • Alt-Wiener Volkslieder I + II. ORF und Preiser-Records, Wien (CD 90038, 90131), 1997
  • Das Nibelungenlied. Extraplatte, Wien (CD), 1998
  • Es fuegt sich. Lieder des Oswald von Wolkenstein. Preiser-Records, Wien (CD), 1998
  • Das Nibelungenlied. Walther von der Vogelweide. Kürenberger. Preiser-Records, Wien, 1999
  • Laurin – Epos und Schwank im mittelalterlichen Tirol. ORF, Wien, Edition Alte Musik (CD), 2004
  • Lieder zur Leier & Wissenswertes von Weihnachten. Gem. mit Helga Maria Wolf (Texte). Extraplatte, Wien (CD), 2004
  • Nibelungenlied, Complete Recording. The Chaucer Studio, Adelaide (Zwei MP3-CDs ), 2006
  • Die Lieder des Hugo von Montfort. ORF, Wien, Edition Alte Musik (Zwei CDs + DVD), 2007
  • Kudrun. The Chaucer Studio, Adelaide, 2011
  • Wartburgkrieg und Tannhäuser-Ballade. The Chaucer Studio, Adelaide, 2011
  • Hildebrandslied. The Chaucer Studio, Adelaide, 2011
  • Ulrich von Liechtenstein: Das herze min ist minne wundt. vox medii aevi GER 07-2011, 2012

Mitwirkung bei Produktionen

  • Lieder und Duette der Romantik. Preiser Records,Wien (LP), 1980
  • Scholi singt. Lieder & Balladen des ausgejagten Studenten (Musik: Cesar Bresgen)(LP), 1986
  • Mozart Tänze und Menuette. Wiener Akademie Martin Haselböck auf Originalinstrumenten. Novalis, Schweiz (CD), 1990
  • Es ist ein schön Ding umb ein Rosen. Carinthischer Sommer, Villach (CD ), 1993
  • Hans Sachs und seine Zeit. Clemencic Consort. Stradivarius dischi, Milano (Neuauflage 2010), 1994
  • Meilensteine der Volksmusik. Volkskultur Niederösterreich, Atzenbrugg (CD-Serie), 1997
  • Der Staat ist in Gefahr! Lieder zur Wiener Revolution 1848. Wiener Volksliedwerk und Extraplatte, Wien (CD), 1998
  • Das Narrenschiff. Preiser Records, Wien (Mitschnitt, CD), 1999
  • Zu ebener Erde und erster Stock. Wiener Lieder und Tänze 1760-1860. Die Eipeldauer. Extraplatte, Wien (CD), 2000
  • Mittelalterliche Lieder und Tänze. Paul Hofhaimer Consort Salzburg. Verlag der Bibliothek der Provinz, Weitra / Weinberg Records (CD), 2002
  • Die geistliche Nachtigall. Weihnachts- und Hirtenmusik aus dem Alten Österreich. Clemencic-Consort. Arte Nova Classics, München (CD), 2004
  • Hadamar von Laber - Jagd nach Liebe. Clemencic-Consort. Oehms Classics, München (CD), 2005
  • Wir zogen gegen Napoleon. Musik der napoleonischen Epoche. Volkskultur Niederösterreich, Atzenbrugg (CD), 2009

Quellen#


Redaktion: Dr. H.M. Wolf, I. Schinnerl