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Makart, Hans#

* 28. 5. 1840, Salzburg

† 3. 10. 1884, Wien


Historien- und Bildnismaler

Hans Makart. Porträt von F. v. Lenbach
Hans Makart. Porträt von F. v. Lenbach, um 1880
© Privatbesitz, für AEIOU

Hans (Johann Evangelist Ferdinand Apolinaris) Makart, wurde am 28. Mai 1840 als Sohn eines Kammerherrn am Schloss Mirabell in Salzburg geboren. Nach einem kurzen Studium an der Kunstakademie in Wien wurde er von Karl Theodor von Piloty in München (1860-1865) ausgebildet und reiste u.a. zu Studienzwecken auch nach London, Paris und Rom. Bereits 1868 wurden seine in München ausgestellten Gemäldezyklen "Moderne Amoretten" und "Die Pest in Florenz" mit ihrer Darstellung nackter Frauenkörper zum gesellschaftlichen Skandal, was ihn schlagartig in ganz Europa bekannt machte. Im März 1869 wurde er als eine Art "Staatskünstler" von Kaiser Franz Joseph offiziell nach Wien berufen.

Makart war von sich so überzeugt, dass er vom Kaiser ein Atelier samt Fünf-Zimmer-Wohnung verlangte – und wirklich wurde die einstige k. k. Kanonengießerei in der Gußhausstraße auf Staatskosten zu einer von Makart schwülstig eingerichteten, mit Gobelins und Samtwänden tapezierten Atelierwohnung umgebaut. Sie war bald Mittelpunkt rauschender Feste (an denen u.a. auch Richard Wagner, Franz Liszt, Gottfried Semper teilnahmen). Für diese Feste, die oft unter einem bestimmten Motto stattfanden, entwarf er oft auch die Kostüme.

Hans Makart, Geruch
Hans Makart, Geruch. Aus Zyklus "Die fünf Sinne" , 1872-1879
© Öst. Galerie, Wien (heute Öst. Galerie Belvedere), für AEIOU
Die frühe Wiener Schaffenszeit Makarts wurde von einigen großformatigen Werken bestimmt: "Abundantia" (1870), die Ausstattung des Arbeitszimmers im Palais des Industriellen Nikolaus Dumba (1871-73), "Venedig huldigt Caterina Cornaro" (1872/73) oder "Der Einzug Kaiser Karls V. in Antwerpen" (1875-78) wurden Höhepunkte der mitteleuropäischen Malerei des Historismus. In kurzer Zeit wurde er auch zum begehrtesten Porträtisten der Wiener Gesellschaft, viele seiner repräsentativen Damenporträts gelten heute als Inbegriff des Ausdrucks ihrer Zeit.

Makarts Bilder waren äußerst begehrt und wurden in ganz Europa gezeigt, es entwickelte sich ein regelrechter der Kult um seine Person. Sein Riesen-Atelier stand jedermann offen und wurde zur Fremdenverkehrsattraktion: Menschenmassen pilgerten gegen Eintrittsgeld täglich zu ihm.

Im Winter 1875/76 unternahm Makart mit seinen Freunden F. v. Lenbach, L. C. Müller und C. R. Huber eine Reise nach Ägypten; 1879 wurde er zum Professor für Historienmalerei an die Wiener Akademie der bildenden Künste bestellt. Im gleichen Jahr erhielt er den Auftrag, den "Kostümierten Festzug" zur Feier der Silbernen Hochzeit des Kaiserpaares (Joseph und seiner Frau Elisabeth ('Sisi') zu gestalten.

Seine Popularität erreichte damit ihren Höhepunkt; 1881 erhielt er auch den Auftrag zur Ausgestaltung des Stiegenhauses im neuen Kunsthistorischen Hofmuseum in Wien. Die zwölf Lünettenbilder (Allegorien der Malerei und der Bildhauerei sowie zehn bedeutende Künstler des 16. und 17. Jahrhunderts mit ihren Modellen) vollendete er in den folgenden zwei Jahren, das Deckenbild geriet nicht über das Stadium der Skizze hinaus.

In Makarts letzten Lebensjahren entstanden mehrere architektonische Phantasie-Entwürfe (Entwurf für einen Palast, 1883), erneut einige Monumentalbilder ("Die Jagd der Diana", 1880) sowie 1883 der bedeutende Zyklus mit Motiven aus dem "Ring des Nibelungen" als Huldigung an den von ihm verehrten, kurz zuvor verstorbenen Richard Wagner.

Hans Makart, Wiens letzter Malerfürst, starb am 3. Oktober 1884 an Progressiver Paralyse, einer Spätfolge der Syphilis.


Der "Malerfürst" gilt bis heute als einer der repräsentativsten Maler der Ringstraßenepoche: er war der wichtigste Inspirator des späthistoristischen Gesamtkunstwerks; sein Name steht auch für Starkult und den Glanz einer ganzen Epoche - der Makart-Zeit.

Über die Malerei hinaus nahm Makart als universeller "Designer" der Ringstraßenzeit auch maßgeblichen Einfluss anderen Kunstgattungen, auf Theater, Wohnkultur und Kleidungsstil; in den 1870er-Jahren löste er in Wien eine regelrechte "Makart-Mode" aus.

Seine Kolossalgemälde zeigen den Einfluss der dekorativen Großmalerei Frankreichs (T. Couture, E. Delacroix) und nehmen ebenso wie seine Porträts Anregungen von P. P. Rubens, Tizian und P. Veronese auf.

Die Beurteilung Markarts durch die Zeitgenossen schwankte zwischen Enthusiasmus und heftiger Ablehnung; bald nach seinem Tod begann der Ruhm des Künstlers zu verblassen und seine Kunst wurde angefeindet. Was von Makart blieb, war der schlechte Ruf, den nicht zuletzt die Wiener Secession ihm verpasste. Für die Modernisten war er ein Kleinkünstler, der historistisch-mythologische Riesenschwarten malte; Adolf Loos sprach vom Ornament als "Verbrechen". Dass ihn später Hitler zu seinen Favoriten zählte, machte Makart nach 1945 noch unmöglicher.


Erst in jüngster Zeit begegnet man Hans Makart wieder mit mehr Respekt - in Wien versuchten 2011 zwei Ausstellungen, den Malerfürsten zu rehabilitieren.

Weiterführendes#

Literatur#

  • R. Mikula, Studien zu H. Makart, Dissertation, Wien 1971
  • G. Frodl, H. Makart, 1974
  • H. Makart und der Historismus in Budapest, Prag und Wien, Ausstellungskatalog, Halbturn 1986
  • H. Makart Malerfürst, Ausstellungskatalog, Historisches Museum der Stadt Wien, 2000
  • Österreichisches Biographisches Lexikon
  • Neue Deutsche Biographie

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl