Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast

Pomis, Giovanni Pietro de#

* 1569/70, Lodi (Nähe Mailand, Italien)

† 6. 3. 1633, Graz (Steiermark)


Maler, Medailleur, Architekt und Festungsbaumeister in Graz


Planetensaal, Schloß Eggenberg
Planetensaal, Schloß Eggenberg, Giovanni Pietro de Pomis, 1625-55

Die Herkunft von Giovanni Pietro de Pomis ist ungeklärt, vielleicht war er Neffe des hebräischen Arztes David de Pomis ((laut Annahme Wastlers und G. Probszt-Ohstorffs).

Auch über die Ausbildung des Künstlers fehlt uns jede Kenntnis - wahrscheinlich erhielt er seine erste künstlerische Anregung in seiner Vaterstadt und kam dann in die Schule Tintorettos in Venedig.

Sein erster Mäzen war Erzherzog Ferdinand von Tirol: von 1588 bis 1595 stand er als Kammermaler ("Peter Pumj, Hofmaler") in den Diensten des Erzherzogs Ferdinand.

Er heiratete in Innsbruck Judith Dermoyen, die Tochter des Hoftapezierermeisters Benedict Dermoyen. Als im Jahre 1595 Erzherzog Ferdinand starb, kam Pomis an den Hof nach Graz und war 1596 wie in Innsbruck als Hofkammermaler angestellt. 1597 übersiedelte er auf Veranlassung der Erzherzogin Maria ganz nach Graz und wurde auch Begleiter auf den Hofreisen des Erzherzogs Ferdinand.


Dem damaligen Zeitgeist entsprechend beabsichtigte Erzherzogin Maria mit Hilfe der bildenden Künste die Bedeutung des Grazer Hofes zu heben und ihm und der gegenreformatorischen Politik einen bleibenden Stellenwert zu verschaffen.


1600 wurde de Pomis ein eigenes Wappen durch Erzherzog Ferdinand verliehen, 1601 war er als Militäringenieur in dessen Gefolge vor Kanischa.

1615 erfolgte seine Ernennung zum "Consiliere Ingegniero et Architetto di Sau Altezza" - er wurde Festungsingenieur für die innerösterreichischen Grenzfestungen Görz, Gradiska, Triest und Fiume.


1619 gründete er in Graz die "Malerkonfraterunität" in Graz, zu deren Vorstand er gewählt wurde.


De Pomis machte die Bekanntschaft von Hans Ulrich von Eggenberg, der ihm 1625 den Auftrag gab, aus einem kleinen Wohnsitz am Westrand des Grazer Feldes eine repräsentative und nach modernsten Gesichtspunkten gestaltete Residenz zu errichten.

Beeinflusst vom Gregorianischen Kalender, plante Pietro de Pomis als "Obrister Paumaister" ein Schloss, das ein Spiegelbild des Universums sein sollte.


Im Jahre 1632 erlitt der Künstler durch Unwetter großen Schaden an seinem Hause am "eisernen Thore". Dieses Elementarereigniss, der Abzug von 2000 Gulden, den sich de Pomis in Folge einer unliebsamen Geschichte mit den Steinlieferungen gefallen lassen musste, und die Tatsache, dass während des Krieges in Deutschland die kaiserlichen Kassen stets leer waren und die Gehälter nicht regelmässig bezahlt werden konnten, verbitterten die letzten Lebenstage des Künstlers, der im Alter von 63 Jahren in Graz starb.

Er wurde am 6. März 1633 in der Mariahilfer Kirche bestattet.


Am vordersten linken Pfeiler ein Stein mit Grabinschrift:

MDC (Wappen des Künstlers) XXXIII. AVREA GESTABAT DE POMIS VELLERA PETRUSATQVE PALATINVs FLORVT ORBE COMESCAESARIS AVGVSTI WLGIQVE FAVORE BEATVsHOC VIRTVS VOLVIT CLARA SEDERE LOCoFACVNDVS SAPIENs PRVDENS FORTISSIMVS HEROSQVI MVRVS MISERIS CIVIBVS ALTER ERatNON TALEM PINEIT DIVINVSPICTOR APELLESNON PSIDICVS SCVLPSITTALE PERIVTVS OPEVSMELLEVS HISTORICVS PTOLOMEVS DOCTA POEsisNON POSSVNT VITANOBILIORE FRVICONSTANS MAGNIMVS MIRA PIETATE SACRATVSPICTVS ERAT CHRISTI NUNC OPE MAJOR ERiTNOMEN ERAT POMI VERSO NUNC OMINE AD INSTARMATVRI POMIS SIC CECIDERE GENA
Er gilt als Vertreter spätmanieristischer Gestaltungsformen in Malerei und Architektur - sein architektonisches Hauptwerk, das 1614 begonnene Mausoleum Ferdinands II. in Graz, gilt als eines der bedeutendsten österreichischen Baudenkmäler dieser Epoche. Von künstlerischer Bedeutung sind auch seine Medaillenentwürfe.

Werke (Auswahl)#

Architektur
  • Pfarrkirche und Kloster der Minoriten (Mariahilfskirche), Graz, 1607/1611
  • Mausoleumk Kaiser Ferdinand II., 1614 Baubeginn, Graz
  • Schloss Eggenberg, Bauplanung vermutlich von G.P.de Pomis, Graz
  • Domkirche, Sakristei, Graz, 1615 (Entwurf)
  • Wallfahrtskirche Hl. Antonius v. Padua, Radmer, 1600 (Entwurf?)
  • Mausoleum Ruprechts von Eggenberg, Maria vom Siege und Hl. Rupert, Ehrenhausen, 1609

Gemälde**

  • Graz, Gemäldegalerie: Allegorie auf Erzherzog Ferdinand als Gegenreformator
  • Graz, Hochaltarbild des Paradeisklosters (Erzherzogin Maria als Stifterin des Klosters vor Heiligenchören und der Krönung Maria), 1604 (?)
  • Graz, Antoniuskirche: Wandbild Erzherz. Maria als Stifterin des Klarissinnenklosters mit Heiligen vor der Madonna (ehemals im Paradeiskloster)
  • Graz, Antoniuskirche: Hochaltarbild (Apotheose der Gegenreformation), 1616
  • Graz, Mariahilfskirche: Hochaltar, 1611, Gnadenbild ( Erzherzogin Maria verweist Kranke u. Sieche auf die mit dem Kinde auf Wolken thronende Madonna)
  • Graz, Dom: Sakramentsaltar (Marienaltar), Altarblatt, Verkündigung an Maria von G.P.de Pomis
  • Graz, Dom, Pestkapelle, erbaut 1617, am Triumphbogen, 2 Reliquienschreine aus Ebenholz, Hl. Maxentia und Agatha, Hl. Martin und Vinzenz, auf Marmorpostamenten, um 1617, Entwurf G.P.de Pomis zugeschrieben
  • Graz, Dom: , Pestkapelle, südliches Seitenschiff, Altarblatt, Christusvision des Hl. Ignatius in der Kapelle von La Storta bei Rom, sign. JOANES PETRUS DE POMIS F., 1618
  • Graz. Alte Universität, Großer Saal: Wandbild oder Fresken auf die Gegenreformation durch Erzherz. Ferdinand (zerstört), siehe Zeichnungen.
  • Graz, Alte Universität, ehemalige Aula, Marmorrelief, Maria mit Trauben haltendem Jesukind,1618, von G.P.de Pomis
  • Graz, Galerie Attems: Altarbild aus dem Paradeiskloster (Christus überreicht dem Hl. Petrus die Himmelsschlüssel), Kopie des angebl. Selbstportraits
  • Brustbild des Wolf von Stubenberg, um 1592
  • Gemäldegalerie: Tod des Hl. Dominikus, wohl aus der Grazer Dominikanerkirche. Im Konventgang dieses Klosters eine Kopie davon und eine von dem verlorenen Gegenstück: Tod der Hl. Rosalia (Spätwerk)
  • Lankowitz, Antoniuskapelle. Votivbild des Sigmund Friedrich v. Hebersten und seiner Gemahlin Maria Magdalena, geb. von Welzer, nach 1621
  • Herberstein, Schloss: 2 Ganzfigurenportraits von Erzherzog Ferdinand u. Erzherzogin Marianne, 1614, G.P. de Pomis zu geschrieben

Zeichnungen

  • Bildnis Alexander Colins, um 1601
  • Graz Kupferstichkabinett: 6 Studien, Allegorien auf Erzherzog Ferdinand als Gegenreformator, für den großen Saal der alten Universität in Graz

Medaillen

  • Schaustück auf dem Mausoleum Ferdinand II. in Graz (1615)
  • Selbstbildnis von 1624
  • Bischof Martin Brenner von Seckau (1612)
  • Hans von Stadel auf Riegersburg und seiner Frau Barbara (1609)
  • Johann Ulrichs von Eggenberg und seiner Gemahlin Sidonia Maria von Tannhausen (1626)
  • Abtes Johann Hoffmann von Admont (gest.1614)
  • Landeshauptmann Siegmund Friedrich von Herberstein (gest. 1621)
  • Hofkanzler Johann Baptist Freiherr von Werdenberg (1630)
  • Medaille anlässlich der Grundsteinlegung des Grazer Jesuitenkollegiums (1607)
  • Medaille anlässlich der Grundsteinlegung des Kapuzinerklosters (1608)
  • Allegorie auf Kunst und Natur.

Hauptwerke: das Schaustück auf dem Mausoleum Ferdinand II. in Graz (1615) und das Selbstbildnis von 1624. G.P.de Pomis setzt den Mischstil Antonio Abondios fort, wie er auch dessen Wachstechnik beibehält und als letzter der habsburgischen Hofmedailleure der Renaissance am Ende der mehr als hundertjährigen ersten Periode einer ausgesprochenen Förderung der Schaumünze durch das kaiserliche Haus steht. Die nach dem letzten Stand der Forschung insgesamt 41 Medaillen nehmen im Vergleich zu seiner Malerei und Architektur einen bedeutenden Platz ein.

Literatur#

  • Kohlbach, Rochus, Steirische Baumeister, Graz 1956
Woisetschläger, Kurt, Giovanni Pietro de Pomis, Graz/Wien/Köln 1974
  • Woisetschläger, Kurt, und Krenn, Peter, DEHIO- Handbuch, Die Kunstdenkmäler Österreichs, Steiermark, Wien 1982
  • Wastler: Künstler-Lex
  • Traubuch, Graz
  • List, 3, 788-789

Quellen#


Redaktion: H. Maurer, I. Schinnerl