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Schindler, Franz Martin#


* 25. 1. 1847, Motzdorf (Mackov Mackov Tschechische Republik)

† 27. 10. 1922, Wien


Theologe, Kirchenrechtler und Politiker
katholischer Sozialpolitiker

Schindler Franz Martin Uni Arkaden
Relief von Arnold Hartig
Universität Wien, Arkadenhof
© Rainer Lenius
Franz Martin Schindler wurde am 25. Jänner 1847 als Bauernsohn in Motzdorf in Nordböhmen geboren.

Er besuchte nach der Volksschule das bischöfliche Knabenseminar in Graupen-Mariaschein ((Krupka-Bohosudov) und trat 1865 in das Priesterseminar in Leitmeritz (Litomerice) ein.

1869 wurde er zum Priester geweiht und war bis 1874 in der Seelsorge tätig. Erst danach absolvierte er von 1874 bis 1877 in Wien ein Studium der Theologie, das er 1877 mit der Promotion zum Dr. theol. abschloss. Anschließend war er von 1877 bis 1878 Kaplan und als Supplent (Hilfslehrer) für Moraltheologie in Leitmeritz tätig.

Schon in dieser Zeit legt er sein Augenmerk auf soziale Fragen. Auf dem deutschen Katholikentag 1882 wurde eine „Freie Vereinigung Katholischer Sozialpolitiker“ initiiert; auch Schindler wurde zu Tagungen eingeladen – so begann sein Ruf als sozial-ethisch ausgerichteter Moraltheologe.

1878 wurde er Professor der Moraltheologie in Leitmeritz; im selben Jahr wurde er an die Universität Wien berufen (und gleichzeitig zum k.k. Hofkaplan ernannt), wo er bis zu seiner Emeritierung 1917 an der theologischer Fakultät als ordentlicher Professor lehrte und 1904/5 auch das Amt des Rektors bekleidete.

Neben seiner Lehrtätigkeit - zu seinen Schülern zählten u.a. Ignaz Seipel und Friedrich Funder – befasste er sich publizistisch mit Fragen der Wirtschaftsethik und kam in Kontakt mit der Gruppe um den konservativen Reformer Karl Freiherr von Vogelsang.

Er bereitete mit Karl von Vogelsang, Aloys Prinz von und zu Liechtenstein und Karl Lueger den 2. Österreichischen Katholikentag 1889 vor. Daraus entwickelten sich die "Enten-Abende", benannt nach regelmäßigen Diskussionsrunden im Hotel "Zur Goldenen Ente“. Aus diesen Gesprächen heraus verfasste er - anläßlich der Reichsratswahlen 1891 - das Programm der "christlichsozialen Bewegung", die ihm ihre spätere geistige Ausrichtung verdankt.

1892 war er Mitorganisator des 3. Österreichischen Katholikentages und gehörte ab da zum Kreis der Kritiker der Zeitung "Das Vaterland" und in Folge zu den geistigen Begründern der "Reichspost", dem Presseorgan der christlichsozialen Bewegung.

Ebenfalls 1892 konstituierte sich die von ihm mitbegründete Leo-Gesellschaft, ein nach Papst Leo XIII. benannter Verein zur Förderung des katholischen Wissens und der katholischen Wahrheit, deren Programm er entworfen hatte und an deren Aktivitäten und Publikationen (z. B. den Zeitschriften "Die Kultur", "Anthropos") er sich maßgeblich beteiligte; bis 1913 war er auch Generalsekretär der Gesellschaft. Von 1911 bis 1920 war er Obmann des katholischen Pressevereins "Herold".

Franz Martin Schindler war von 1907 bis 1918 Mitglied des Herrenhauses und von 1918 bis 1922 im Unterrichtsministerium Konsulent für kirchliche Angelegenheiten. Er publizierte u.a. ein zehnbändiges Werk "Das soziale Wirken der katholischen Kirche in Österreich" und verfaßte das "Lehrbuch der Moraltheologie".

Er war Ehrenmitglied mehrerer Verbindungen (u.a. Norica, Ferdinandea) des Österreichischen Cartellverbandes. Bei seinen politischen Tätigkeiten hielt sich Franz Martin Schindler persönlich immer im Hintergrund, weshalb er in der Bevölkerung nicht sehr bekannt war.

Franz Martin Schindler starb am 27. Oktober 1922 in Wien. Er erhielt ein Ehrengrab auf dem Hetzendorfer Friedhof (Gr.7/78).

Im Arkadenhof der Universität Wien ist sein Porträtrelief von Arnold Hartig zu sehen.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • päpstlicher Hausprälat, 1893
  • Hofrat, 1898
  • apostolischer Protonotar, 1913

Werke (Auswahl)#

  • Das soziale Wirken der katholischen Kirche in Österreich, 10 Bände, 1895ff. (Hg.)
  • Lehrbuch der Moraltheologie
  • Das Kapitalzinsproblem, 1903
  • Die Stellung der theologischen Fakultät im Organismus der Universität, 1904
  • Empor die Herzen!, 1910
  • Die Gaben des Hl. Geistes nach Thomas von Aquin, 1915

Literatur#

  • F. Funder, Aufbruch zur christlichen Sozialreform, 1953
  • L. Reichhold, F. M. Schindler, 1989
  • L. Ovecka, Die Moraltheologie F. M. Schindlers, 1995

Quellen#


Redaktion: R. Lenius, I. Schinnerl