Simony, Friedrich#
* 30. 11. 1813, Hrochowteinitz (heute Hrochuv Tynec, Tschechische Republik)
† 20. 7. 1896, St. Gallen (Steiermark)
Geograph und Alpenforscher
Ausführliche Biographie von Friedrich Simony
Friedrich Simony wurde am 30. November 1813 in Hrochowteinitz in Nordböhmen (heute Hrochuv Tynec, Tschechische Republik) geboren.
Sein Vater blieb unbekannt, seine Mutter starb kurz nach der Geburt. Er wurde von Verwandten in Böhmen, Mähren und Ungarn erzogen. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Nikolsburg ging er vorerst in eine Apothekerlehre und dann als Laborant nach Znaim. Mit einer Sondergenehmigung des Kaiserhauses studierte er Naturwissenschaften und promovierte 1851.
Er wurde zum ordentlichen Professor für die gesamte Geographie an der Universität Wien ernannt - mit seiner Berufung wurde die Lehrkanzel erst errichtet und das Institut für Geographie gegründet.
1885 trat Friedrich Simony in den Ruhestandstand.
Bereits 1840 begann er mit der geomorphologischen und glaziologischen Erforschung des Dachsteinplateaus, die zu seinem Lebenswerk wurde: er kam zum Kaisereisfeld (Hallstättergletscher) und bestieg den Hohen Gjaidstein (2792 m). Am 8. September 1842 stand er zum ersten Mal auf dem Gipfel des Hohen Dachsteins (2296 - 3004 m). Es folgten eine Reihe von Dachsteinexpeditionen. Dabei übernachtete er zweimal auf dem Dachsteingipfel. Aus dieser Zeit stammt auch der erste feste Unterstand, heute oft scherzhaft 'Hotel Simony' genannt, an dem man beim Anstieg zur Simonyhütte vorbeikommt. Simony erforschte auch andere Teile der Ostalpen, insbesondere der Niederen Tauern.
1844 führte er als einer der Wegbereiter der Limnologie Lotungen im Hallstätter See durch, deren Ergebnisse er im "Atlas der österreichischen Alpenseen" (2 Bde., 1895–96) dokumentierte.
Ebenfalls 1844 lernte er Adalbert Stifter kennen, mit dem eine tiefe Freundschaft entstand - die Novelle 'Bergkristall' ist darauf zurückzuführen, genau wie die Rolle des Wissenschafters in Stifters 'Nachsommer'.
Seine umfangreichen Gesteinsssammlungen gelangten ins Naturhistorische Museum Klagenfurt, ins Hallstätter Heimatmuseum und in die Geologische Reichsanstalt.
1847 bestieg Simony den Dachstein als erster im Winter, und weitere Winterbesteigungen folgten.
In seinen umfangreichen geologischen Werken wird der Begriff 'Dachsteinkalk' erstmals erwähnt. In diesen Zeit fällt auch die Entdeckung der ersten Gräber aus der Hallstattzeit.
1848 wurde Simony als Kustos an das Landesmuseum in Klagenfurt berufen. Im gleichen Jahr verbrachte Simony mehrere Wochen auf dem Schafberg, um das große Dachsteinpanorama zu zeichnen.
1851 heiratete er die aus Wels stammende Amalia Krakowitzer. 1852 wurde sein Sohn Oskar Simony (der später auch Universitätsprofessor wurde), und 1854 sein Sohn Arthur geboren.
Simony bereiste aber auch andere Alpengebiete:die Berchtesgadner Alpen, die Salzburger Schieferalpen, die Hohen Tauern, die Ötztaler Alpen, den Ortler, die Karawanken und die Dolomiten - doch seine Bergheimat blieb das Dachsteingebirge.
1862 gründete Simony den österreichischen Alpenverein. Er fertigte ein weiteres Dachsteinpanorama an, diesmal von Großen Sarstein aus gesehen. Bei der Weltausstellung in London und Wien wurde eines seiner Bilder ausgezeichnet.
1875 wählte er den Bauplatz für die Simonyhütte aus, die 1877 eröffnet wurde; im Jahr darauf wurde er zum Ehrenbürger von Hallstatt ernannt.
1885 stand Simony auch das letzte Mal auf seinem geliebten Dachsteingipfel.
Dr. Friedrich Simony starb am 20. Juli 1896 in St. Gallen in der Steiermark, wo er auch begraben wurde.
Von großem wissenschaftlichen Wert ist u. a. seine Arbeit zum Nachweis der Eiszeit östlich von Tirol. 1851 beschrieb er die Ähnlichkeit von Sedimenten mit dem Moränenschutt der Dachsteingletscher, geraume Zeit bevor der Beweis der Inlandsvereisung 1875 durch Otto Torell gelang.
An ihn erinnern heute noch die Simonyhütte und die Simonyscharte am Dachstein, aber auch die Simonywarte, die 1905 etwa 350 Höhenmeter oberhalb von Bad Mitterndorf an einer Stelle errichtet wurde, von der aus Bad Mitterndorf mit der Kammspitze, der Dachstein und der Grimming gleichzeitig zu sehen sind. (Der Rundweg von Mitterndorf über den Weg 6 zur Simonywarte und dann den Weg 7 hinunter, später auf den Waldweg 1 nach Mitterndorf wechselnd, ist immer die zweistündige Wanderung wert). Dass diese Warte gerade bei Bad Mitterndorf errichtet wurde liegt an den zahlreichen Besuchen Simony von Bad Mitterndorf bei denen er unter anderem Maria Kumitz zeichnete, und von der Seidenhofalm ein weiteres Panoramabild malte.
Die Fachbereichsbibliothek Geographie und Regionalforschung der Universität Wien verwahrt einen kleinen, sehr interessanten und wertvollen Teil seines Nachlasses (ein Exemplar "Das Dachsteingebiet", etliche Sonderdrucke seiner schriftlichen Publikationen, einige hundert selbstgefertigte Abzüge von Photographien und Skizzen).
Werke (Auswahl)#
- Das Dachsteingebiet, 2 Bände, 1895
- Atlas der österreichischen Alpenseen (2 Bde., 1895–96)
- Physiognomischer Atlas der österreichischen Alpen (6 Lithographien, 1863)
- Aquarell "Gletscherphänomene" (2,5m x 1,6m),
- mehr als 1.000 Skizzen, Profile, Karten, Landschaftsbilder und Photographien
Weiterführendes#
- Machreich, W.: Abschied vom ewigen Eis (Essay)
- Bilder vom "Grimming-Tor" (Community / User Mayer Bruno)
- Friedrich Simony - Wissenschaftler und Naturschwärmer in: Erlesener DachsteinGeschichten aus neuen und alten ZeitenJosef Hasitschka et al.Schall-VerlagAdmont2015
- Dachsteinbesteigung durch Simony in: Erlesener DachsteinGeschichten aus neuen und alten ZeitenJosef Hasitschka et al.Schall-VerlagAdmont2015
- Friedrich Simony in: Yetischmaus mit SeilsalatDie wirklich wahre Geschichte des Alpinismus in KochrezeptenAdi MokrejsSchall-VerlagAlland2013
- Simonys spannender Bericht über die erste Winterbesteigung des Ödsteins| in: Der ÖdsteinEin König unter Königen im GesäuseJosef Hasitschka et al.Schall-Verlag2010
Literatur#
- R. Lehr, Der Kampf um den Dachstein, 1971
- F. Speta (Redaktion), Ein Leben für den Dachstein, Festschrift, Ausstellungskatalog, Oberösterreichisches Landesmuseum, Linz 1996
- O. Pausch, Neue Quellen zur Biographie F. Simonys, in: Stifter-Jahrbuch, Band 4, 1997
Quellen#
- AEIOU
- Universität Wien
- Österreichisches Biographisches Lexikon
Redaktion: H. Maurer