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200 Jahre bewegte Luft#

Vor 200 Jahren gründete der Musikverein für Steiermark in Graz eine Singschule - die Vorläuferin der heutigen Universität für Musik und darstellende Kunst.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


1815 hatte die hohe Kunst der Musik längst begonnen, sich vom Mäzenatentum der Fürsten loszulösen, in Wien hat Beethoven bereits erste große Erfolge gefeiert, die Schubertiaden kündigten sich an. Mit der Gründung von Musikvereinen wurde der Gegenwart der Kunst Raum gegeben, mit der Einrichtung erster Sing- und Musikschulen wurde diese möglich gemacht - auch für die Zukunft, will heißen bis zum heutigen Tag.“ So begann Rektorin Elisabeth Freismuth ihre Begrüßungsrede zum einleitenden Akt des Jubiläumsjahres der Kunstuni Graz am 16. November 2016, als die Auftragskomposition „200 Jahre bewegte Luft“ des österreichischen Komponisten und Professors der Kunstuniversität Klaus Lang aufgeführt wurde. Und im gesamten Studien- und Jubiläumsjahr 2016/17 werden Veranstaltungen, Ausstellungen, Konzerte, die Reihe „Jazz and the city“, Opernaufführungen und Vorträge stattfinden, die im Juni mit dem Sommerspiel des Instituts Schauspiel abgeschlossen werden, das erstmals im Park des Palais Meran stattfinden wird.

„1815 ist nicht nur das Jahr, in dem der Musikverein für Steiermark gegründet wurde, es ist auch jenes, in dem der junge Anselm Hüttenbrenner, ein musikalisch hochbegabter Spross aus wohlhabender Grazer Familie, zum ersten Mal auf Ludwig van Beethoven traf“, führte Freismuth weiter aus. Im selben Jahr wurde der junge Jurist auch Schüler bei Antonio Salieri, wo er Franz Schubert kennenlernte und sein Freund wurde. Hüttenbrenner sollte auch der letzte Mensch sein, den Beethoven am 26. März 1827 neben seiner Haushälterin am Sterbebett sah. Die Locke, die er dem verehrten Meister dort abschnitt, ist heute noch in der Sammlung des Konservatoriums zu finden. Denn nach Hüttenbrenners Rückkehr nach Graz wurde der angesehene Komponist und Musikkritiker ab 1824 für 15 Jahre Leiter des Musikvereins für Steiermark. Dieser Verein hatte schon 1816 eine Singschule als institutionalisierte Form musikalischer Ausbildung in Graz gegründet - den Vorläufer für das heutige „Johann-Joseph-Fux-Konservatorium“ und die Universität für Musik und darstellende Kunst. Doch Anselm Hüttenbrenner war eine schillernde Figur, dessen Bruder Andreas übrigens Bürgermeister von Graz war. Anselm hatte von Schubert die Originalpartitur seiner Sinfonie in h-Moll („Die Unvollendete“) für den Musikverein erhalten und bis 1865 - aus welchen Gründen auch immer - unter Verschluss gehalten, wodurch das Musikstück lange Zeit als verschollen galt. 1819 übernahm Erzherzog Johann das Protektorat des Musikvereins und wurde dessen wichtiger Fürsprecher, was sich bald schon als bitter notwendig erwies. Denn als sich die Vereinsmusikschule aufgrund einer schwierigen finanziellen Lage vor der Schließung befand, erwirkte der steirische Prinz die rettende Unterstützung bei seinem Bruder, dem Kaiser Franz I.

In der Folge standen prägende Musikerpersönlichkeiten dem Musikverein vor, wie der Jurist und Musikgelehrte Friedrich von Hausegger, der ein glühender Verehrer Richard Wagners war und die Ausbildung ganz in dessen Sinne revolutionierte. Aber er war auch ganz im Geist seiner Epoche ein bekennender Deutschnationaler und Antisemit. Ebenso wie der eroflgreiche Roderich Mojsisovics, der ab 1911 dem Musikverein vorstand. Ab1957 übernahm Erich Marckhl die Leitung der nun zur Akademie erhobenen Institution und erwarb große Verdienste, als er die Institute Oberschützen, Jazz sowie Elektronische Musik gründete. Auch das heutige Institut für Musikästhetik nach der Konzeption von Harald Kaufmann geht auf ihn zurück. Von 1967 bis 1970 war Kaufmann Institutsvorstand, dann begann die 25jährige Ära Otto Kolleritsch, in der das Haus 1998 zur Universität für Musik und darstellende Kunst Graz wurde.

Die Statuten des Steiermärkischen Musikvereins, 1821
Die Statuten des Steiermärkischen Musikvereins, 1821 (KK)
Erzherzog Johann um 1840
Erzherzog Johann um 1840 (KK)
Die drei Freunde J.B. Jenger, Anselm Hüttenbrenner, Franz Schubert, Lithographie von J.E. Teltscher
Die drei Freunde J.B. Jenger, Anselm Hüttenbrenner, Franz Schubert, Lithographie von J.E. Teltscher (KK)



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele