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Das Kriegsende in der Steiermark#

Heute vor 71 Jahren, am 8. Mai 1945, endete der 2. Weltkrieg auch in der Steiermark. Es war ein blutiges Ende mit Schrecken. Eine Befreiung, der 10 Jahre Besatzung folgten.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Russische Truppen am Lendkai beim Einmarsch am 9. Mai 1945 in Graz
Russische Truppen am Lendkai beim Einmarsch am 9. Mai 1945 in Graz (KK)

Schwere Luftangriffe auf die steirischen Städte kündigten das Näherrücken des Krieges schon gnadenlos an. Am 23. Februar 1945 gingen 1200 Sprengbomen auf Knittelfeld nieder. 70 Prozent der Stadt wurden zerstört, darunter auch das Rathaus und die Stadtpfarrkirche, 325 Menschen starben. Zu Ostern (1. April) 1945 erlitt Graz die heftigsten Luftangriffe, insgesamt waren es 57 Bombenangriffe mit fast 2000 Todesopfern gewesen, die Graz zur meist bombardierten Stadt Österreichs im Zweiten Weltkrieg machten. Aber auch andere Industriestädte und Verkehrsknotenpunkte wie Kapfenberg, Bruck, Zeltweg, Weiz oder Feldbach erlitten schwere Verluste. Gleichzeitig rückte die Ostfront immer näher, am 29. März überschritten Einheiten der Roten Armee die steirische Grenze. Aus dem Süden drangen Tito-Partisanen und bulgarische Einheiten vor, von Südwesten die Briten und aus dem Nordwesten die amerikanischen Bodentruppen. Trotzdem arbeitete die NS-Propaganda auf Hochtouren, wurden vermeintliche Deserteure, Widerstandskämpfer und „Pflichtvergessene“ schnell noch standrechtlich hingerichtet.

Der von der Hitlerjugend, dem Reichsarbeitsdienst und vor allem von zehntausenden ungarisch-jüdischen Zwangsarbeitern seit 1944 mühsam und unter menschenunwürdigen Bedingungen errichtete „Südostwall“ sollte den Vormarsch der Roten Armee stoppen. An wichtigen Stellen war sogar eine zweite und dritte Linie errichtet worden, wie etwa 10 Kilometer östlich von Graz auf der Linie Laßnitzhöhe – Altes Fassl – Rinneg – Schöckel, weiter über Teichalpe – Schanz – Teufelsfelsen – Alpl – Pretul – Fröschnitzsattel.

Jetzt wurde auch die Steiermark für die letzten Wochen zum erbittert umkämpften Kriegsschauplatz. Aber die Sowjets hatten nach den Monate zuvor erfolgten Aufteilungsverhandlungen kein strategisches Interesse an unserer Heimat, die ja britische Besatzungszone werden sollte. Doch das schnelle Vordringen der sowjetischen Soldaten führte dazu, dass Frauen, Kinder und arbeitsunfähige Männer in größter Eile per Autodienst des Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps ins Mur- und Ennstal evakuiert wurden. Zu sehr fürchtete die NS-Verwaltung einen Endkampf um Graz, den Gauleiter Sigfried Uiberreither ja unbarmherzig einforderte. Er wollte, dass Graz Haus um Haus im Straßenkampf gegen die Rote Armee verteidigt werde. Daher wurden hier schnell Panzersperren und MG-Stellungen errichtet, in den Straßen Barrikaden aufgebaut, im Stadtpark wurden Schützengräben ausgehoben und Minen verlegt. Alle Murbrücken wurden mit Sprengladungen versehen. Da aber die Sowjets den Großteil ihrer Truppen nach Wien abzogen, kam es zu keinem Kampf um die Stadt, berichtet Heimo Halbrainer in „Kriegsende in Graz“.

Am 7. Mai 1945, einen Tag vor dem offiziellen Kriegsende und der bedingungslosen Kapitulation Hitlerdeutschlands, floh Gauleiter Uiberreither aus Graz und übergab die Amtsgeschäfte seinem ranghöchsten Beamten, Gauhauptmann Armin Dadieu. Nun traten auch Widerstandsgruppen offiziell auf und eine gemeinsame Abordnung forderte am 8. Mai im Grazer Rathaus den NS-Oberbürgermeister Julius Kaspar zum Rücktritt auf ebenso wie Gauhauptmann Dadieu. Der mutigen Delegation gehörten der Sozialdemokrat Reinhard Machold, der Christlichsoziale Alois Dienstleder, der schon 1933/34 Landeshauptmann gewesen war, der Sozialdemokrat Alois Rosenwirth, der in einer k.u.k. Hauptmannsuniform auftrat, Engelbert Rückel, der Kommunist Ditto Pölzl und andere an.

Kaspar trat - wie Dadieu - widerstandslos zurück, floh aus Graz und wurde einen Tag später in einem Wald bei St. Veit von Unbekannten ermordet. Am Nachmittag des 8. Mai befand sich die Landeshauptstadt in demokratischen Händen, Engelbert Rückel war Bürgermeister und Reinhard Machold Landeshauptmann.



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele