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Das Wasserwunder von Loipersdorf#

Als man 1972 in Loipersdorf nach Erdgas bohrte, kam es zu einem Unfall, eine Wasserfontäne schoss aus dem Bohrloch, der Bohrturm kippte um - und die Erfolgsgeschichte der Therme begann.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Gesamtansicht der Therme Loipersdorf
Gesamtansicht der Therme Loipersdorf
Foto: THERME LOIPERSDORF

Am 10. Juli 1972 haben Bohrungen nach Erdgas statt dem erhofften Gas „weißes Gold“ zutage gebracht. In 1100 Metern Tiefe war man auf der Bohrstelle „Binderberg 1“ in der Ortschaft Neubrennten im Gemeindegebiet Loipersdorf auf 62 Grad Celsius heißes Wasser mit hoher Mineralisierung gestoßen. Explosionsartig schoss eine Fontäne aus Kohlensäuregas vermischt mit Wasser aus der Bohrstelle und der schwere Bohrturm kippte um. Doch der Unfall erwies sich als Glücksfall, denn er führte zum „Wasserwunder“ von Loipersdorf. „Die Quelle Binderberg ist unser Ursprung“, betont auch Thermen-Geschäftsführer Wolfgang Wieser. „Das Heilwasser ist die Basis für alles, was hier in Loipersdorf entstanden ist und heute noch gelebt wird.“

Am 30. Juni 1975 wurde die „Gesellschaft zur Errichtung eines Heilbades“ mit Dr. Horst Wagner als Geschäftsführer gegründet. Die Beteiligung von elf umliegenden Gemeinden mit 15 Prozent stellte für die traditionell arme Region einen ganz besonderen Kraftakt dar, 85 Prozent aber waren bis zur Privatisierung der Therme im Jahr 2002 Eigentum des Landes Steiermark. Daher mischten auch die Politiker bei der Weiterentwicklung der Therme heftig mit. Wagner berichtet in seinem Buch „Das Wasserwunder“ von politischen Intrigen, bauwirtschaftlichen Verstrickungen und willkürlichen Kontrollberichten. Landeshauptmannstellvertreter Franz Wegart als politischer Vater des Thermenprojekts gegen Agrarlandesrat Josef Krainer, der die Therme als Millionengrab sah, hieß damals das Match. In Wirklichkeit ging es aber um den Posten des Landeshauptmanns.

Einen halben Kilometer Luftlinie entfernt von der ersten Bohrstelle führte man 1977 weitere Bohrungen durch. Und wirklich: In 1100 bis 1200 Metern Tiefe stieß man auf Thermalwasser, das eine gleich hochwertige Qualität aufwies und ebenfalls eine Temperatur von 60 Grad hatte - bei einer täglichen Schüttung von 500.000 Litern. Ein altes Bauernhaus in nächster Nähe diente als erster Feldversuch, das neue Thermenkonzept in der Praxis zu testen. Im Hof wurde ein einfaches Betonbecken für ein Schaffelbad errichtet, in der Scheune entstand ein Rundbecken - und bereits im ersten Jahr konnte man 90.000 Besucher zählen. Thermalwasser wurde damals durch Pumpen direkt aus den Quellen gewonnen und in Kanistern gratis an Private abgegeben.

Es spricht sich so leicht von Thermalwasser, doch was befindet sich wirklich da unten in 1000 Meter Tiefe? Kein unterirdischer See, wie vielleicht viele vermuten, sondern feuchtes Sandgestein mit einem Wassergehalt von 30 Prozent. Denn Loipersdorf war vor 10 Millionen Jahren der Sandstrand am Westrand eines Urmeeres. Diese Feuchtigkeit wird heute durch Unterdruck, der durch das Anbohren entsteht, aus der Tiefe herausgesaugt. Aus dem Umkreis sickert dann Feuchtigkeit nach und wird wieder herausgesaugt.

Im September 1981 wurde schließlich das erste Thermenbad eröffnet, das vom Grazer Architektenbüro Ilgerl-Peneff-Walch entworfen worden war und schon ein Jahr später konnte man den 1.000.000sten Besucher begrüßen. Ein Zentrum für ganzheitliches Wohlbefinden war entstanden und als im selben Jahr der Erfolgstrainer der österreichischen Skispringer und Sportpädagoge Baldur Preiml zum Loipersdorfer Team stieß, prägte sein innovatives Gesundheitskonzept den beständig wachsenden Erfolg. Jetzt war Loipersdorf „in“ und in aller Munde. Loipersdorf - „das ist dort, wo jetzt der Preiml ist“, hieß es damals. „In Loipersdorf entstand (in Österreich) die erste Therme für Gesunde, ein ganz besonderer Ort des Erlebens und der Lebensfreude. Darum ist Loipersdorf ,das Original' - die ,Mutter aller modernen Thermen'“, erklärt Wieser stolz.

Doch dann kam die Katastrophe. In der Nacht vom 24. auf den 25. September 1983 brach in der Therme ein Feuer aus, dessen Ursache nie ganz geklärt werden konnte War es ein Defekt im Saunaofen oder gar Brandstiftung? Aber schon am 29. September 1985 wurde die Therme wieder eröffnet. Danach wurde beständig weitergebaut und vergrößert. 2002 wurde die Therme privatisiert und 2010 kam es zur Neupositionierung unter dem Motto „Zurück zu den Wurzeln“ mit dem Life Balance à la Loipersdorf und seinen drei Säulen des Loslassens, Erlebens und Stärkens: Eine 40-jährige Erfolgsgeschichte trotz aller politischen Unkenrufe.

Bei Erdgasbohrungen stieß man 1972 auf Thermalwasser
Bei Erdgasbohrungen stieß man 1972 auf Thermalwasser
Foto: THERME LOIPERSDORF
In der Nacht dvom 24. auf den September 1983 brannten Erd- und Untergeschoss der Terme aus
In der Nacht dvom 24. auf den September 1983 brannten Erd- und Untergeschoss der Terme aus
Foto: THERME LOIPERSDORF
Im Hof eines alten Bauernhauses wurde 1978 das 'Schaffelbad' eröffnet
Im Hof eines alten Bauernhauses wurde 1978 das "Schaffelbad" eröffnet
Foto: THERME LOIPERSDORF



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele