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Die beamteten Apotheker der Landschaft#

Im 16. Jahrhundert stellten die politisch Mächtigen im Lande - die steirischen Landstände - Apotheker an, die von ihnen abhängig waren. So hatte die Bevölkerung ihre sanitäre Grundversorgung und die Stände direkten Zugang zu Medikamenten.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Apotheke 1508
Apotheke 1508

Erst seit Beginn des 16. Jahrhunderts gibt es gesicherte Nachrichten über die berufsmäßige Ausübung der Pharmazie in der Steiermark. Zwar werden für Graz (1330 und 1437) und Judenburg (1429 und 1500) schon früher „Apotheken“ erwähnt, doch ist nicht klar, ob es sich bei diesen „Speciarien“ um Gewürzläden und Warenlager oder doch schon um Apotheken im heutigen Sinn gehandelt hat.

Im 16. Jahrhundert sorgten die politisch Mächtigen im Lande nach dem Vorbild Niederösterreichs für eine sanitäre Grundversorgung der Bevölkerung, indem sie die sogenannten „Landschafts-Apotheken“ gründeten. Damit sorgten sie aber auch dafür, dass sie für ihre eigenen Bedürfnisse stets auf einen Pharmazeuten zurückgreifen konnten, der ganz von ihnen abhängig war, berichten Norbert Schniderschitsch in „Die Geschichte der Pharmazie in Steiermark“ und Bernd E. Mader in seiner „Kleinen Kulturgeschichte der Grazer Apotheken“. Und das kam so: 1535 bestellten die steirischen Landstände, die auch als „Landschaft“ bezeichnet wurden und die politische Vertretung der Herren und Ritter, der Prälaten sowie der Städte und Märkte darstellten, einen gewissen Dr. Fermo zum landschaftlichen Physikus. Aber sie wünschten auch, dass er ein Arzneimittellager verwaltet. Dr. Fermo weigerte sich jedoch und forderte dafür einen eigenen Apotheker. Die Stände stimmten zu und so wurde noch im selben Jahr ein Dominicus Clemens als beamteter und besoldeter Apotheker bestellt, dessen Officin anfangs im Grazer Landhaus untergebracht war, aber bald schon auf den Hauptplatz übersiedelte, wo wir sie heute noch als „Adler-Apotheke“ vorfinden. Da wollte aber der Hof in Person von Erzherzog Karl II. nicht zurückstehen. 1566 ernannte er einen gewissen Anton Robitz zu seinem ebenfalls beamteten und besoldeten Leib- und Hofapotheker, der die spätere „Hirschenapotheke“ in der Sporgasse gründete.

Grabstein der Familie Fetzer im Kreuzgang der Franziskanerkirche (1625), R. Engele
Grabstein der Familie Fetzer im Kreuzgang der Franziskanerkirche (1625)
R. Engele

Beide Apotheker bedienten aber nicht nur ihre Herren und deren Angehörige, sondern hatten eine der Öffentlichkeit zugängliche Officin. Um sich die Abhängigkeit der Apotheker dauerhaft zu sichern, sorgten die Stände jedoch dafür, dass diese nie das Bürgerrecht erhielten und damit auch nie selbständig werden konnten.

1587 wurden dann in Cilli und in Pettau (beide Städte gehörten damals zum Herzogtum Steiermark) Apotheker angestellt, 1599 in Radkersburg. Jetzt wurde auch die Bitte aus der Obersteiermark „um Bestallung eines Apothekers“ immer drängender. 1592 noch hatte man die Stadt Judenburg aufgefordert, sich doch selbst um die Anstellung eines Apothekers zu kümmern. 1608 errichtete die Landschaft in Leoben eine Apotheke und erst 1618 bezahlten die Stände einen Apotheker für Judenburg. 1659 einen für das Vorauer Viertel mit Sitz in Hartberg, 1690 einen in Bruck und schließlich 1744 einen in Leibnitz.

Die Besoldung dieser Apotheker wurde anfangs jährlich mit 50 Gulden bemessen, in Hartberg und Graz wollte man aber nur 40 Gulden zahlen. Doch in Graz durfte der bestallte Apotheker - anstelle einer Gehaltserhöhung - den Kanzleibedarf für die Landschaft liefern, ihr also Tinte, Wachs und Räucherkerzen verkaufen.

Erst Maria Theresia setzte der landschaftlichen Besoldung von Pharmazeuten 1748 ein Ende. Der Titel einer „landschaftlichen Apotheke“ wurde von nun an nur noch als Ehrenzeichen verliehen und ist heute noch in Graz und Judenburg zu finden.

Heuer feiert die Grazer Landschaftsapotheke in der Sackstraße von 22. bis 27. Juni mit verschiedenen Kundenaktionen und Führungen ihr 400-jähriges Jubiläum, beinahe 200 Jahre davon war sie im Besitz der Familie Fetzer (auch Fezer geschrieben). Laut Stadtchronik war ein gewisser Johann Fetzer von 1615 an Apotheker in Graz. Tragische Schicksalsschläge suchten jedoch 1625 die Familie heim, als seine Frau und die zwei Töchter starben, deren Grabstein im Kreuzgang der Franziskanerkirche zu sehen ist. Johann Fetzer zog nach Wien, wo er noch 1659 als „70jähriger und derzeit ältester Apotheker“ lebte. Sein Bruder Hans Christoph Fetzer hatte die Grazer Apotheke um 1625 übernommen und so erfolgreich geführt, dass er 1640 sogar das Haus in der Sackstraße kaufen konnte. 1790 starb der letzte Apotheker aus der Familie Fetzer, als „Landschafts-Apotheke zum Panther“ und dann „Landschaftsapotheke zur Heiligen Dreifaltigkeit“ wurde der Betrieb aber weitergeführt. Seit 1848 lautet die Bezeichnung endgültig „Landschafts-Apotheke“. Vier Generationen war die Apotheke im Besitz der Familie Rosenberger, danach übernahm sie 2002 Margrit Smolniker - als erste Frau seit 400 Jahren, die Eigentümerin und Apothekerin ist.



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele