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Göstings teuerste Lederhose #

Warum die Lederhose des Max von Schrottenbach, Burgherr zu Gösting, ganz besonders teuer war.#


Von Robert Engele mit freundlicher Genehmigung der Kleinen Zeitung


Ruine Gösting
Luftbild der Ruine Gösting im Herbst
Foto: © NUNNER

Wenn die Frühlingssonne wieder lacht, ist eine Wanderung zur Ruine Gösting ganz besonders empfehlenswert. Der Blick vom neu aufgebauten Bergfried oder vom sagenumwobenen Jungfernsprung ist einfach atemberaubend.

Das haben wohl auch schon die frühen Erbauer im 11. oder 12. Jahrhundert so empfunden – und den praktischen Nutzen gesehen: Steil ragt der uneinnehmbar scheinende Felsen 569 Meter über die alte Römerstraße im Murtal in die Höhe und macht die Burg zu einer Sperrfeste, die das ganze Tal an der Murenge von Weinzödl beherrschte.

Die Bedeutung des Namens „Gösting“ aber ist unklar, er könnte sich vom Slawischen „gozd“ für Berg- oder Grenzwald oder auch von „gostinca“ für Herberge ableiten. Auch die frühe Geschichte der Wehranlage liegt im Dunkeln. 1138 wird erstmals ein Swiker von Gösting genannt, 1260 starb der letzte Göstinger ohne Erben. So gelangte die Burg („Castrum Gestnich“) an die Landesherren, die sie durch Vögte oder Pfleger verwalten ließen. Um 1409 wurde die Anlage verstärkt, 1461 wird ein unteres (mit dem Bergfried und der romanischen Doppelkapelle, die der hl. Anna geweiht ist) und oberes Schloss (mit dem Fünfeckturm, links vom Eingang) erwähnt.

Die teure Hose#

Nach 1519 war Gösting fast immer verpfändet, so auch an Maximilian Freiherr von Schrottenbach. Von diesem unternehmungslustigen Herrn ist folgende Anekdote überliefert: Damals regierte Ferdinand II. (Kaiser von 1619- 1637) das Land, er war streng katholisch und befahl, dass jeder an Sonn- und Feiertagen die heilige Messe besuchen müsse. Während dieser Zeit waren alle Lustbarkeiten und auch das edle Weidwerk (Jagd) verboten. Der Freiherr von Schrottenbach aber kümmerte sich nicht viel darum und schoss an einem schönen Herbstsonntag im weiten Göstinger Wald einen kapitalen Hirsch. Aus der Decke (Haut) ließ er sich eine feste Lederhose machen. Doch das kam dem Landvogt zu Ohren, der den Freiherren zu einer hohen Geldstrafe von 100 Golddukaten verurteilte.

Bald darauf kam der Kaiser nach Graz, und die Edelleute wurden zu einem Festmahl in die Burg geladen – in ihren besten und teuersten Kleidern. Alle erschienen prächtig gekleidet. Auch der Herr von Schrottenbach hatte ein kostbares Wams angezogen, aber als Beinkleid trug er seine derbe Lederhose. Damit erregte er größtes Aufsehen und der Kaiser fragte ihn schließlich, warum er denn keine bessere Hose angezogen habe. Mit einer tiefen Verbeugung erklärte der Göstinger, dass diese Hose sein teuerstes Kleidungsstück sei, denn es habe weit über 100 Golddukaten gekostet. Das wollte der Kaiser nicht glauben und so erzählte Schrottenbach lachend, dass er an einem Sonntag einen Hirsch geschossen und dafür 100 Dukaten Strafe hatte zahlen müssen. Und aus dem Hirschleder sei diese Hose gefertigt worden – somit sei sie eine ganz besonders teure Hose. Da musste sogar der Kaiser lachen.

Burg Gösting
Kupferstich der Burg Gösting um 1680 von Georg M. Vischer
Foto: © KK

Schließlich verkaufte Ferdinand die Herrschaft Gösting an seinen Günstling Johann Ulrich Fürst von Eggenberg. Zu dieser Zeit diente die Burg vor allem als Waffenkammer und Pulvermagazin. 1707 kam Gösting für 105.000 Gulden an Ignaz Maria Graf von Attems, der sich aber nicht sehr lange daran erfreute. Denn 1723 brannte die Burg durch Blitzschlag zum größten Teil ab. Daraufhin errichteten die Reichsgrafen von Attems ihr Talschloss Gösting am Fuße des Burgbergs.

Da fährt die Bahn darüber #

Was der Brand nicht vernichtet hatte, fiel schließlich dem Eisenbahnbau zum Opfer. Um nämlich günstig zu Baumaterial für die Errichtung der Linie Mürzzuschlag – Graz zu kommen, wurden 1843/ 44 Teile der Ruine abgetragen. 1874 stürzte auch noch der südöstliche Teil des Bergfrieds ein.

Seit 1925 bemüht sich der Burgenverein Gösting um die Wiederherstellung der Ruine. Mauern wurden ausgebessert und wieder errichtet, der halb eingestürzte Bergfried wurde aufgebaut und ist wieder begehbar. Und das Wichtigste: In der Burgtaverne, die ganz ohne Strom auskommt, gibt es köstliche Krapfen.



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© "Damals in Graz", Dr. Robert Engele