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Die grünen Alleskönner#

Algen sind die Hoffnungsträger der "Dritten Industriellen Revolution"#


Mit freundlicher Genehmigung der Wiener Zeitung, Donnerstag 25. April 2013

Von

Andrea Möchel


Die niederösterreichische Firma ecoduna züchtet Mikroalgen.#


Algenzucht in Bruck
Die Hängenden Gärten von Bruck: Algenzucht auf Niederösterreichisch.
Foto: © ecoduna

Wien. Wenn von Algen die Rede ist, dann meist in Verbindung mit dem Begriff Plage. Damit tut man den urzeitlichen Organismen allerdings ziemlich Unrecht. Denn: Algen gelten heute als die wichtigste nachwachsende Ressource der Zukunft. Das niederösterreichische Unternehmen ecoduna hat das Potenzial der Alge längst erkannt und leistet Pionierarbeit auf dem Gebiet der Mikroalgen-Zucht.

Innovationsführer#

Ursprünglich wollten die ecoduna-Gründer und -Erfinder Martin Mohr und Franz Emminger eine Algen-Produktionsanlage kaufen, um mit dem selbst produzierten Algenöl einen Motor zu betreiben. "Sie haben sich verschiedene Produktionssysteme angesehen, doch keine erfüllte ihre Anforderungen", erinnert sich David Bernhard, Produktmanager von ecoduna. Also beschloss man, es selbst und besser zu machen. Heute gilt ecoduna weltweit als Innovationsführer in der Entwicklung von Photo-Bioreaktoren zur industriellen Mikroalgen-Zucht. Im Vorjahr eröffnete das Unternehmen, das mittlerweile 25 Mitarbeiter beschäftigt, in Bruck an der Leitha die weltweit erste vollkontinuierliche Zuchtanlage für Mikroalgen in industrieller Größe. Produziert wird die Biomasse in sogenannten "Hanging Gardens".

"Diese zeichnen sich unter anderem durch kontinuierlichen Betrieb aus, sodass die industrielle Produktion, wie wir sie auch aus anderen Bereichen kennen, möglich und damit wirtschaftlich wird," beschreibt Bernhard die Vorteile. "Dabei ist die Anlage einem Baum nachempfunden. Statt aus Stamm und Blättern besteht sie im Prinzip aus einem Stahlgerüst und Panelen, in denen die Algenproduktion erfolgt." Die Einzeller legen innerhalb von elf Tagen eine Strecke von 42 Kilometern zurück - dann sind sie reif und werden geerntet.

CO2-Fresser#

Da Algen durch Photosynthese wachsen, benötigen sie Sonnenlicht, Wasser, Nährstoffe und CO2. Ihr einziges "Abfallprodukt" ist Sauerstoff. "Durch ihr überaus schnelles Wachstum können Algen viel mehr CO2 binden als andere Pflanzen", sagt Bernhard. Pro Tonne Algen-Biomasse werden rund zwei Tonnen CO2 gebunden. Ein Benefit, den der schwedische Konzern Vattenfall - er ist der größte thermische Energielieferant Europas - in Kooperation mit ecoduna zu nutzen weiß. Bereits 2011 wurde eine Algen-Zuchtanlage zur Nutzung von CO2 aus dem deutschen Braunkohlekraftwerk Senftenberg errichtet.

"Man sollte Algen aber nicht als Allheilmittel für das globale CO2-Problem betrachten", warnt der ecoduna-Manager. "Ein mittleres Kohlekraftwerk stößt viel mehr CO2 aus, als durch Algen sinnvoller Weise gebunden werden kann". Außerdem sind Mikroalgen weit mehr als bloße "CO2-Fresser". Bernhard: "Die produzierte Biomasse stellt einen sogenannten Wertstoff dar, welcher je nach Einsatzgebiet auch sehr hohe Preise erzielt."

Zukunftsmärkte#

So wurde die von der EU geförderte ecoduna-Anlage in Niederösterreich für die Produktion von Omega-3-Fettsäuren ausgelegt. "Diese haben einen Marktpreis von 70 bis 140 US-Dollar je Liter", skizziert Bernhard die Wertschöpfung. "Bisher wird Omega-3 vor allem aus Fischen, beziehungsweise aus dem Krill gewonnen. Für die Meere hat dies verheerende Auswirkungen."

Doch Algen können noch viel mehr. So kann zum Beispiel verschmutztes Wasser mittels Algenproduktion gereinigt werden. Die in vielen Abwässern enthaltenen Nitrate und Phosphate dienen dabei als Nährstoffe für die Produktion der wertvollen Algen-Biomasse. Den lukrativsten Markt stellen derzeit Nahrungsmittel, Nahrungsergänzungen, Pharmaprodukte und Kosmetika dar. "Wirtschaftlich lassen sich diese Märkte mit der Technologie von ecoduna bereits heute bedienen", ist Bernhard stolz. "Aber auch Massenmärkte wie Biokunststoffe und Biotreibstoffe sind wichtige Zukunftsmärkte."

Grüne Revolution#

Und so sind Algen längst zu Hoffnungsträgern der sogenannten "Dritten Industriellen Revolution" geworden. Hinter dem Begriff steckt die Vision des US-Ökonomen Jeremy Rifkin, der davon ausgeht, dass mittels Erneuerbarer Energien Abfälle künftig entweder ganz vermieden oder als Wertstoffe für andere Industriezweige genutzt werden können.

"Wir sind stolz, dass ecoduna heuer bereits eine Anlage an den Cluster Biofuels Denmark verkauft hat", verrät der Manager den jüngsten Coup seiner Firma. "Die ecoduna-Anlage wird Teil des weltweit einzigartigen Industrie-Forschungskomplexes ’Industrial Symbiosis Cluster‘ sein und für die Abwasserreinigung eingesetzt werden." Damit werde vorexerziert, wie Abfälle und nicht verwendete Reststoffe aus einem industriellen Fertigungsprozesses als Ressource für weitere Herstellungsprozesse dienen können.

Bernhard: "Somit wird in Dänemark die Vision Rifkins zumindest auf Forschungsebene bereits umgesetzt!"

--> www.ecoduna.com

Weiterführendes#

Wiener Zeitung, Donnerstag 25. April 2013