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!!!Archäologische Untersuchung

!Neue Erkenntnisse für den Grazer Hauptplatz (Essay)
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''Text und Bilder von''

[Hasso Hohmann|Infos_zum_AF/Editorial_Board/Hohmann,_Hasso,_Univ._Doz._(Architektur,_Baukunst)]

''Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von'' 

__ISG Magazin Heft 2 / 2002__    ([Internationales Städteforum Graz|http://www.staedteforum.at])

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[{Image src ='grabungen.jpg' width='400' class='image_left' caption='Die Grabungen auf dem Grazer Hauptplatz zeigen deutlich, dass ursprünglich vor dem Rathaus kein Platz bestanden hat; die hier nachgewiesene frühe Verbauung reichte über die gesamte Platzbreite.' height='297'}]

Bisher hatte man angenommen, dass der Grazer Hauptplatz schon immer unverbaut war. Mittelalterliche schriftliche Quellen liessen sogar vermuten, dass er ursprünglich noch grösser war und weiter nach Süden bis etwa zur heutigen Landhausgasse reichte und immer schon dreieckig war. Um so erstaunter war man, als sich im Zuge der Neugestaltung des Hauptplatzes bei Grabarbeiten für einen Kollektorgang im Sommer 2001 angeschnittene Steinmauern und im Murschwemmsand eingetiefte Gruben zeigten. Eine archäologische Untersuchung wurde notwendig.

Nach der zeichnerischen und fotografischen Dokumentation des entstandenen Profils und der Bergung erster Funde wurde im Oktober 2001 eine Notgrabung des Bundesdenkmalamtes unter Leitung von Ulla Steinklauber in Zusammenarbeit und finanziert durch die Stadt Graz, das Arbeitsmarktservice Steiermark und Archäologieland Steiermark begonnen.

Die Untersuchung der an den Kollektorgang unmittelbar anschliessenden Grabungsfläche ergab eine durchgehende Verbauung. Die insgesamt vier Gebäude, die bisher teilweise freigelegt werden konnten, zeigen vermörteltes Bruchsteinmauerwerk mit Trockenfundamenten. Sie alle standen auf langrechteckigem Grundriss. Ihre nach Osten weisenden Fassaden gingen leider im Zuge der Errichtung des Kollektorganges verloren. Die Fassaden dürften nach Ansicht der Grabungsleiterin in Verlängerung der westlichen Häuserflucht der Herrengasse nach Norden gestanden haben. Quermauern und Unterschiede im Bodenniveau erlauben die Unterscheidung von Innenräumen und Aussenbereichen wie Höfen. Die Befunde lassen vermuten, dass es Obergeschosse in Fachwerkkonstruktion gegeben hat.

In gleicher Ausrichtung wie die Steinbauten, die wohl in das 14. Jh. zu datieren sind, fanden sich in tieferen Schichten Reste von Holzbauten, die im 12. Jh. errichtet wurden. Die übereinstimmende Orientierung der Gebäude lässt auf eine frühe Parzellierung dieses mittelalterlichen Innenstadtbereiches schliessen. Sowohl die Holzhäuser als auch die späteren Steinbauten weisen zum Teil massive Brandzerstörungen auf. Dennoch wird vermutet, dass die Steinbauten eher im Zuge einer stadtplanerischen Neukonzeption im Zusammenhang mit der geplanten Anlage des heutigen Hauptplatzes im Spätmittelalter oder in der frühen Neuzeit abgetragen wurden, da auch eine völlige Brandzerstörung wohl nicht einen Wiederaufbau verhindert hätte.

Zu den unerwarteten Sensationen gehört die Aufdeckung einer Grube, die Keramikmaterial des 10. Jh. (spätestens frühes 11. Jh.) enthielt. Diese Grube ist der erste Fund, der für das späte Frühmittelalter eine Nutzung des Areals am späteren Hauptplatz - damals noch im Uferbereich der Mur und in deren Überschwemmungsgebiet - beweist. Die Bearbeitung der architektonischen Befunde und der Funde am Hauptplatz wird im Kontext mit anderen neuen Grabungsstellen in der Grazer Innenstadt (Admonterhof, Palais Herberstein, Palais Khuenburg/Stadtmuseum) feinere chronologische Aufschlüsse für die Datierung des Fundmaterials wie auch für die Geschichte der Stadt Graz ergeben.

''Das ISG dankt Univ.-Doz. Dr. Mag. Ulla Steinklauber für Informationen.''

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[{Image src ='ausgrabungen.jpg' width='300' class='image_right' caption='Grabungen am Grazer Hauptplatz' height='250'}]

!Stadtarchäologie

Stadtarchäologie ist sehr wichtig, ist sie doch die einzige Disziplin, die authentisch und unverfälscht die Geschichte einer Stadt rekonstruieren hilft. Man kann im Buch der Archäologie allerdings nur einmal lesen, es gibt nur eine Chance. Werden die Kultursedimente einer Stadt einfach von einem Caterpillar weggeschoben, so ist die Chance vertan! Es muss professionell und sorgfältig von Archäologen untersucht werden. Gut, dass aufmerksame Beobachter in Graz bemerkten, dass unvermutet sehr interessante Architekturrelikte unter dem Hauptplatz zu finden sind. Schade ist, dass man nicht im [Design|Thema/Design] der Platzoberfläche auf diese Funde reagiert hat.

[{VerifyArticle user='hmaurer' template='Standard' date='15. Mai 2013' page-date='2002' original-author='Hasso Hohmann' }]