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Vom Prinzip der zehn Augen #

In der Steiermark fällt der Startschuss für Tests von selbstfahrenden Autos. Auf der A2 entsteht ein Vorzeigeprojekt, getestet wird bald auch auf A9, S 6, S 35 oder S 36.#


Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus der Kleinen Zeitung (Donnerstag, 22. Dezember 2016)

Von

Markus Zottler


Minister Jörg Leichtfried, AVL-Lenker Helmut List, LH-VizeMichael Schickhofer, Landesrat Christian Buchmann,Magna-Vorstand Gerd Brusius
Minister Jörg Leichtfried, AVL-Lenker Helmut List, LH-VizeMichael Schickhofer, Landesrat Christian Buchmann,Magna-Vorstand Gerd Brusius
Foto: BALLGUIDE/AUFREITER

Laserscanner, Radarsensoren und viele, viele Kameras. „Wir kennen das Vier- Augen-Prinzip gut, wenn wir selbstfahrende Autos betrachten, sollten wir aber eher vom Zehn-Augen- Prinzip sprechen.“

Eineinhalb Jahre haben Peter Schöggl und seine Kollegen vom Antriebs- Spezialisten AVL an dem Auto gearbeitet, zahlreiche Testkilometer wurden abgespult. Nun darf die Hochtechnologie auf vier Rädern zum ersten Mal auf die Autobahn. Erstmals lenkt, bremst und beschleunigt in der Nähe von Gratkorn also ein Auto auf öffentlicher Straße ganz alleine. Grund genug, diesem an und für sich nur bedingt freundlichen 0-Grad-Tag das Prädikat „historisch“ zu verleihen, wie der aus Wien herangeeilte Verkehrsminister Jörg Leichtfried meint.

In der heimischen Gegenwart soll es nun bei autonomen Fahrzeugen umso rasanter weitergehen. Auf derA 2– zwischen Graz und Laßnitzhöhe – steht gar ein „europaweites Vorzeigeprojekt“ (Verkehrsministerium) knapp vor der Finalisierung. Ab Jänner wird auf dem von der Asfinag mit HD-Kameras, Breitband-Internet und zahlreichen Sensoren aufgerüsteten Streckenabschnitt von AVL oder Magna kräftig getestet.

„Roboterautos“ mit Sensoren und Kameras
„Roboterautos“ mit Sensoren und Kameras
Foto: BALLGUIDE/AUFREITER

Sukzessive sollen die Testfahrten im nächsten Jahr dann auf den steirischen Teil der Pyhrn- autobahn (A 9), die Brucker Schnellstraße (S 35), die Murtal Schnellstraße (S 36) und die Semmering Schnellstraße (S 6) ausgeweitet werden.

Tests sind auch vom Bundesheer auf öffentlichen Straßen geplant. Dort werden selbstfahrende Traktoren und Lkw fahren, in Salzburg kurvt zudem ein autonomer Kleinbus durch die Stadt. Ein ähnliches Projekt könnte im nächsten Jahr zusätzlich in der Wörthersee-Region realisiert werden.

Um das alles überhaupt möglich zu machen, musste Österreich sein Kraftfahrgesetz abändern. Erst dadurch ist es hierzulande ab sofort möglich, ein Fahrzeug zu lenken, ohne die Hände am Steuer zu haben. Schließlich brauchte es auch noch eine Verordnung, die die Rahmenbedingungen für „automatisiertes Fahren“ festzurrt und Testanträge ermöglicht. Dort findet man auch den Passus, wonach stets ein „geschulter Fahrer“ hinter dem Lenkrad sitzen muss, der bei kritischen Situationen unverzüglich eingreifen kann.

Der Weg zum „vollautonomen Fahrzeug“ und dem teilnahmslosen Beifahrer ist also auch in Österreich noch ein weiter. Ähnliches gilt übrigens für die Akzeptanz des Automatisierten. Einer IMAS-Studie zufolge glauben 52 Prozent der Leute im Land, dass der Mensch der bessere Autofahrer ist. „Selbstfahrende Autos werden unseren Alltag sicherer machen“, entgegnet indes Jörg Leichtfried. Neun von zehn Unfällen im Straßenverkehr hätten nämlich menschliche Ursachen. Sein Ressort wolle auch deswegen bis 2019 über 20 Millionen Euro für den Ausbau des automatisierten Fahrens investieren.

In der Steiermark will man die nun eingenommene Vorreiterrolle jedenfalls voll ausfüllen und ein neues Testzentrum für automatisiertes Fahren aufbauen. AVL, Magna, das Kompetenzzentrum Virtual Vehicle, Joanneum Research und die TU Graz haben sich dahin gehend zum „ALP.Lab“ zusammengeschlossen. Die steirische Wirtschaft erwartet sich durch die Testmöglichkeiten große Chancen. So hätten große Autohersteller Interesse bekundet, ihre Fahrzeuge für die Zukunft ebenfalls in der Steiermark zu testen, so Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann. Er ortet daher Marktchancen für steirische Unternehmen und dadurch auch „die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen“.

Kleine Zeitung, Donnerstag, 22. Dezember 2016