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Zwischen Japan-Jubel und Brexit-Beben#

Der Umwelttechnik- Spezialist Komptech hat nach schwierigen Zeiten zurück in die Spur gefunden. Die Maschinen werden heute in gut 60 Länder der Welt verkauft.#


Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Kleinen Zeitung (Mittwoch, 3. August 2016)

Von

Manfred Neuper


Komptech-Manager Heinz Leitner und Christian Oberwinkler wollen den Experten für Umwelttechnik-Maschinen auch als Dienstleister positionieren (li.). Der neue Topturn 4.5 (re.)
Komptech-Manager Heinz Leitner und Christian Oberwinkler wollen den Experten für Umwelttechnik-Maschinen auch als Dienstleister positionieren (li.). Der neue Topturn 4.5 (re.)
© KOMPTECH, JÜRGEN FUCHS

Wenn Mitarbeiter von Komptech auf Dienstreise gehen, sind Gummistiefel und Arbeitsschuhe immer mit dabei“, betont Heinz Leitner. Der Geschäftsführer des steirischen Umwelttechnik-Spezialisten mit Hauptsitz in Frohnleiten verweist stolz auf die mittlerweile 60 Länder der Erde, in denen die Komptech-Maschinen im Einsatz sind. Im „Außendienst“ auf großen Farmen in Nord- und Südamerika, im australischen Busch oder bei Biomasse-Verarbeitern in der japanischen Provinz ist beständiges Schuhwerk gefragt.

Auch wirtschaftlich hat Komptech wieder Tritt gefasst. „Zwischen 2000 und 2008 hat sich der Umsatz verdreifacht, alles war auf Wachstum und neue Innovationen ausgerichtet“, die größten Investitionsentscheidungen seien ausgerechnet kurz vor Ausbruch der Finanzkrise fixiert worden, so Leitner. „Ein ungünstiger Zeitpunkt, denn das Wachstum aus der Zeit vor der Krise war plötzlich nicht mehr erreichbar“, erinnert sich Leitner. Die Firma kämpfte, 2013 und 2014 wurden rote Zahlen geschrieben, im Herbst 2014 verunglückte Firmengründer und Pionier Josef Heissenberger tödlich. Schon zuvor war immer wieder über den Einstieg eines Investors gesprochen worden, den man im März 2015 mit der niederösterreichischen Hirtenberger-Gruppe auch gefunden hat. „Es gab viele Interessenten, einen Finanzinvestor wollten wir aber nicht, Hirtenberger ist auch ein Familienunternehmen mit langfristigen Zielen“, so Leitner. „Im Vorjahr konnten wir wieder ein positives Ergebnis erzielen“, der Umsatz lag bei rund 103 Millionen Euro, auch heuer sei man gut unterwegs, „der Turnaround wurde geschafft, das Eigenkapital liegt auf einem vernünftigen Niveau“. Wachstum ja, aber nicht um jeden Preis, so die Devise. „Die riesigen Steigerungsraten wird es nicht mehr geben, aber wir wachsen organisch weiter, wobei in Zukunft aber auch Zukäufe denkbar sind“, sagt Leitner.

Global ausgerichtet#

60 Prozent der Umsätze werden im EU-Raum erzielt, „stärkster Einzelmarkt sind aber die USA, gefolgt von Japan und Australien. In den Auftragsbüchern des exportstarken Frohnleitner Unternehmens spiegeln sich geopolitische Entwicklungen schnell wider. „Im Iran, wo wir schon länger tätig sind, hoffen wir, dass sich nach dem Ende der Sanktionen gute Chancen ergeben“, so Leitner Auf das Brexit-Votum angesprochen, friert Leitners Lächeln indes kurzfristig ein. „Das ist schlecht für uns und das haben wir auch unmittelbar gespürt. Am Tag nach der Abstimmung haben wir gerade eine verkaufte Maschine in Pfund verrechnet, durch den Währungsverfall im Vergleich zum Euro war das ein Verlust für uns. Unsere Maschinen sind in Großbritannien durch die Währungsentwicklung jetzt teurer, das spielt schon eine Rolle.“

Zudem sorge die aktuelle Verunsicherung dafür, „dass dort jetzt einmal Zurückhaltung herrscht, dabei ist Großbritannien ein sehr interessanter Markt, in dem wir auch schon lange aktiv sind“, sagt Leitner. Viel lieber spricht er derzeit über Japan, „das ist eine Er Erfolgsstory“. Seit der folgenschweren Atomkatastrophe von Fukushima habe es dort ein Umdenken gegeben, dementsprechend gefragt sind die Maschinen von Komptech, der Japan-Umsatz habe sich in den letzten zwei Jahren mehr als verdoppelt. Der vor Kurzem präsentierte neue wendige Kompostumsetzer „Topturn 4.5“ (siehe oben) wird ab Jahresende ausgeliefert, der erste gehe folgerichtig nach Japan, so Leitner. Von der – auch optisch kolossalbeeindruckenden – Topturn-Modellreihe hat man heuer bereits jetzt so viele verkauft wie sonst in einem ganzen Jahr. Insgesamt gut 30 Maschinentypen (u. a. Zerkleinerung, Kompostierung, Siebung, Separation, Landtechnik) in 100 unterschiedlichen Varianten hat Komptech im Angebot. Oft sind es vermeintlich winzige Details, die im internationalen Verkauf entscheiden. „In den USA oder Australien könnten wir keine Maschinen verkaufen, die nicht mit extragroßen Becherhaltern ausgestattet sind.“

Wartung via Datenbrille#

Neben dem Maschinenbau will sich das Unternehmen künftig noch stärker als Dienstleister positionieren, „dabei spielt die Digitalisierung eine große Rolle. „Wie bringe ich technische Updates nach Down Under? Das sind u. a. Fragen, die uns beschäftigen. Als Mitglied des Styrian Service Clusters setzen wir uns hier mit Innovationen wie Datenbrillen für proaktive, ortsunabhängige Wartung auseinander, um nur ein Beispiel zu nennen.“

Neben dem Stammsitz in Frohnleiten mit 160 Mitarbeitern betreibt Komptech auch Standorte in Slowenien (280 Mitarbeiter) und Deutschland (130). Sechs Prozent des Umsatzes fließen in Forschung und Entwicklung.

Kleinen Zeitung, Mittwoch, 3. August 2016