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Der „Einser“: Das Ende eines Abenteuers #

Nur noch eine Woche fährt der „Classic“ auf den Polster. Der legendäre Einser-Sessellift stellt nach 68 Jahren seinen Betrieb ein. Ein Zeitzeuge berichtet.#


Mit freundlicher Genehmigung zur Verfügung gestellt von der Kleinen Zeitung (Sonntag, 27. März 2016)

Von

Robert Preis


Bildercollage: Einser Sessellift
Quelle: Kleine Zeitung

Schon seine Entstehung war eine alpinistische Meisterleistung. Der Bau des Einser- Polsterlifts begann am 11. August 1947 und bereits am 27. März 1948 wurde er eröffnet. In einer bemerkenswerten Rückschau liefert uns der ehemalige ÖSVTrainer und Skirennläufer Karl Schelch (75) in seiner Broschüre „Es war einmal der Polsterlift“ einen bemerkenswerten Zeitzeugenbericht.

Zunächst eine Rundschau: Die kleineren Liftanlagen im Bezirk und vor allem das Skigebiet am Präbichl waren Auslöser einer goldenen Ski-Epoche, die auch eine Reihe von erfolgreichen Sportlern hervorbrachte. Zwei ganz große Namen aus der Zeit der 1970er- und 1980er-Jahre wurden am Präbichl groß: Norbert Wendner (geboren 1947), einst jüngstes Mitglied der österreichischen Ski-Nationalmannschaft und in den Slalomranglisten unter den Besten der Welt, sowie Peter Wirnsberger (geboren 1958), dessen Mut und Talent schon früh erkannt wurden. Wirnsberger feierte den ersten Weltcupsieg mit 21 Jahren und holte Silber bei Olympia in Lake Placid und den Gesamt-Abfahrtsweltcup 1986.

Nicht präpariert #

In jenen frühen Jahren wurde die Lieblingspiste der Stars, die Polsterrinne, wegen ihrer Steilheit nie maschinell präpariert, jedoch vor Rennen „durchgetreten“. Motorisierte Pistengeräte gab es erst ab etwa 1960, und da vorerst nur in wenigen großen Skigebieten.

Schon damals waren Bergfahrten mit dem Einser-Sessellift nach Schneefällen und Wind abenteuerlich. Die erste Generation der Liftstützen war an der oberen Waldgrenze zu niedrig bemessen. Bei der Kante war der Schnee eingeweht und erreichte die Höhe der Liftsessel. Schelch schildert: „Man wurde wie ein Pflug durch den Schnee geschleift und erst nach und nach wurde die Schleifspur so tief, dass die Durchfahrt halbwegs passierbar wurde.“

Abenteuerlich war auch seit jeher die Bergung von verletzten Skifahrern aus der extrem steilen Polsterrinne, noch dazu, wenn man bedenkt, dass es Hubschrauberbergungen vor 55 Jahren ohnehin nicht gab. Der Ackja musste zerlegt und mit dem „Einser“ hinauftransportiert, an der Bergstation wieder zusammengebaut und dann von Bergrettern zum Verletzten gebracht werden. Schelch: „Schon die Einfahrt mit dem leeren Ackja in die Rinne war eine Herausforderung.“ Aufgrund der Steilheit war die Erstversorgung und danach die Unterbringung des Patienten ein schwieriges Unterfangen. Beim Abtransport forderten Buckeln und harte eisige Stellen den Bergrettern alles ab. Seitlich hangabwärts zu rutschen, war nicht möglich. Pflugfahren, um eine Bremswirkung am Ackja zu erreichen, ebenso nicht. Jeder Sturz in der Rinne hätte zu fatalen Folgen geführt. „Der Transport ins Tal war somit für die Retter und auch für den Patienten eine einzige Tortur“, erzählt Schelch.

Da es bei dieser Piste auch für die fittesten Skifahrer stets ans „Eingemachte“ ging, war die „Polsternadel“ eine besondere Auszeichnung. Abgestuft nach Fahrzeiten gab es die Anstecknadel in Bronze für eine Fahrzeit von zehn Minuten, Silber für acht Minuten und für die Fahrzeit von nur sechs Minuten die begehrte Polsternadel in Gold. Karl Schelch beschreibt in seiner Rückschau auch die beschwerliche Anreise auf den Präbichl bis hin zum Polster. Und seine Geschichte endet voller Ehrfurcht: „Da war sie! Die Polsterrinne. Die längste und steilste durch einen Lift erschlossene Rinne der Ostalpen. Alle Achtung gebührt den Erbauern dieses außergewöhnlichen Lifts, das waren fortschrittliche Visionäre.“

„Alle Achtung gebührt den Erbauern dieses Liftprojektes,
das waren fortschrittliche Visionäre.“
Karl Schelch

Ende einer Ära #

Am kommenden Wochenende wird ihr Werk stillgelegt. Eine Ski-Ära geht damit zu Ende.

Tipp #



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© "Damals in der Steiermark", Robert Preis