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Gibraltar, bis heute ein Dorn im Fleische Spaniens#


Von

Günther Jontes

Die Bilder wurden vom Verfasser 1996 aufgenommen. Sie sind Teil des Archives „Bilderflut Jontes“


Gibraltar
Lizenziert unter CC BY 4.0

Wenn man die britischen Überseegebiete nennt, denkt man eigentlich an einstige Kolonien, die sich die Weltmacht Großbritannien in Afrika, Asien, Amerika und Ozeanien geschaffen hatte und die langsam friedlich, aber auch teilweise unter starken Geburtswehen der einstigen Weltmacht entglitten sind und heute mit ihrer Selbständigkeit mehr oder auch weniger etwas anzufangen wissen.

Tropen oder Subtropen hin und her: Von den wenigen verblieben Territorien liegt eines für die Briten eigentlich gleich um die Ecke, nämlich an der Südspitze der Iberischen Halbinsel, dort wo man mit eigenen Augen die 14 km Meer nach Afrika hinüberschauen kann. Und das Verharren der Engländer an diesem Punkt wird gleich verständlich, wenn man bedenkt, dass dieser trotzige Fels den Zugang zum Mittelmeer vom Atlantik her bewacht. Das Wappen Gibraltars bringt dies sinnfällig zum Ausdruck: Festung und Schlüssel markieren heraldisch die strategische Bedeutung.

Die britische Armee und Kriegsmarine sitzt hier seit 1704. Im Frieden von Utrecht hatte Spanien 1713 Gibraltar abtreten müssen und hat sich – Gemeinschaft in der NATO hin und her – bis heute eigentlich nicht damit abgefunden. Seine Fläche beträgt nur 6,5 km². Nur ein schmaler Küstensaum, der bis zum letzten genützt ist, verbleibt für Stadt und Flughafen. Dieser stellt ein Kuriosum sondergleichen dar. Wenn man nämlich zu Fuß oder mit einem Fahrzeug die Grenze von Spanien her überschreitet, überquert man die Rollbahn. Wenn ein Flugzeug landen oder starten will, gehen Schranken nieder und verwehren ein Weitergehen.

Gibraltar ist eigentlich nur ein Felsen mit einer Spitze, die 426 m hoch über das Meer ragt. Er liegt auf Sichtweite gegenüber der spanischen Stadt Algeciras.

Gibraltar
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Gibraltar
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Stadt und Hafen. In der Ferne im Hintergrund Algeciras
Stadt und Hafen. In der Ferne im Hintergrund Algeciras, unter CC BY 4.0

Bekanntlich konnte der rebellierende General Francisco Franco nach dem blutigen Spanischen Bürgerkrieg die Macht nur deshalb an sich reißen, weil er von Deutschland und Italien materiell, logistisch und militärisch unterstützt wurde, während die republikanischen Kräfte auf die Sowjetunion und kommunistische Spanienkämpfern aus ganz Europa vertrauten. Man weiß, wie dieser Bürgerkrieg ausging.

Als nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs Adolf Hitler, weil er an eine Dankesschuld Spaniens glaubte, Franco als Achsenpartner zu gewinnen suchte, war dieser sehr zögerlich und auch eine persönliche Begegnung der beiden Diktatoren führte zu keinem Bündnis. Immerhin wollte die Deutsche Wehrmacht Gibraltar mit Hilfe Spaniens an sich bringen, weil es in der Tat ein Schlüssel Großbritanniens zum gesamten Mittelmeerraum und seinen starken britischen Positionen dortselbst war. Von Algeciras aus beobachteten deutsche Offiziere als Agenten mittels starker Fernrohre, was sich im bis in die Zähne bewaffneten Gibraltar so tat, denn man hoffte, mit dem Einverständnis Spaniens die Festung mit schwerster Artillerie sturmreif schießen zu können. Aus logistischen Gründen wurde aber nichts daraus, denn man hätte von Deutschland aus unzählige Brücken verstärken, Straßen verbreitern und Ortsumfahrungen bauen müssen, um die Kanonen und Mörser schwersten Kalibers in die Feuerstellungen vor Gibraltar bringen zu können. Der hochgemute Plan musste aufgegeben werden.

Die Festung ist dieser schon aus der Ferne imposant wirkende Fels, dem man von außen kaum ansieht, dass er von 50 km Tunnels und Kavernen durchzogen ist.

Gibraltar
Lizenziert unter CC BY 4.0
Gibraltar
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Gibraltar
Lizenziert unter CC BY 4.0
Gibraltar
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Ein historischer Versuch der Verteidigung: Ein aus dem Fels 1771 gehauener Mörser, der gegen feindliche Angreifer eingesetzt hätte werden sollen. Der Versuch misslang und die meisten der abgefeuerten Geschoße aus Stein landeten innerhalb der eigenen Mauern.

Gibraltar
Lizenziert unter CC BY 4.0
Gibraltar
Lizenziert unter CC BY 4.0

Man ist sich sehr bewusst, wie strategisch wichtig diese Lage ist und dokumentiert dies auch mit Denkmälern.

Denkmal „Gibraltar, die Wiege der Geschichte“

Denkmal
Lizenziert unter CC BY 4.0
Denkmal
Lizenziert unter CC BY 4.0

In der Antike war die Welt mit den Pfeilern des Herkules zu Ende, deren einer Gibraltar war. Der andere Pfeiler stand jenseits und in Sichtweite in Afrika, im heutigen Marokko. Es hieß „Non plus ultra“ / „Nicht daraüber hinaus“. Erst unter dem Römisch-deutschen Kaiser Karl V., in dessen Reich die Sonne nie unterging, wandelte sich dies. Der Seeweg nach Indien um Afrika herum wurde gewagt und Karls Devise „Plus ultra“ / „Darüber hinaus“ ist ein beredtes Zeugnis dafür. Auch seine Schiffe passierten Gibraltar.

Afrika
Lizenziert unter CC BY 4.0
Afrika
Lizenziert unter CC BY 4.0

Afrika!

In Gibraltar existiert auch ein interessantes lebendes Bindeglied zum Schwarzen Kontinent: Die Berberaffen, zoologisch als Macaca silvanus benannt, sind die einzigen in Europa freilebenden Primaten, wobei die Wissenschaft nicht sicher ist, ob sie der Rest einer indigenen Art sind oder erst von Menschen nach Gibraltar herübergebracht worden waren. Eine Meinung wird verbreitet, dass die britische Herrschaft über Gibraltar so lange dauern werde, als es hier noch diese Affen gäbe. Sie haben sich der Natur ihres Lebenskampfes längst entledigt und leben, wie ihre wohlgenährten Körper beweisen, sehr gut von dem Futter, das ihnen die Touristen reichen. Sie haben alle Scheu verloren.

Affen
Lizenziert unter CC BY 4.0
Affen
Lizenziert unter CC BY 4.0
Affen
Lizenziert unter CC BY 4.0

Gibraltar war auch die Einfallspforte, als der Islam in Gestalt der berberisch-arabischen Mauren nach Europa griff. 711 wurde die Siedlung von diesen erobert und der Name leitet sich seither aus dem arabischen Jabal Tariq „Berg des Tarik“, eines der fremden Heerführer her. 1495 mussten sie mit dem Ende des Kalifats von Cordoba nach der erfolgreichen christlichen Reconquista wieder abziehen.

Der Hafen spielte schon immer eine große Rolle. Die 14 km breite Wasserstraße zwischen Europa und Afrika ist eine der weltweit meistbefahrenen Schiffsrouten. Täglich wird sie von etwa 300 Handelsschiffen passiert.

Hafen
Lizenziert unter CC BY 4.0
Hafen
Lizenziert unter CC BY 4.0
Hafen
Lizenziert unter CC BY 4.0
Hafen
Lizenziert unter CC BY 4.0

Die englische Präsenz ist unübersehbar. Englisch ist die einzige Amtssprache, das Spanische nur in geringerem Maße im Alltag zu hören und zu sehen.

Straßenschild
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Schuster
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Speisekarte
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Der typische britische Briefkasten
Der typische britische Briefkasten, unter CC BY 4.0
Martialisch mit einem gewissen englischen humorvollen Understatement
Martialisch mit einem gewissen englischen humorvollen Understatement, unter CC BY 4.0