!!!Die österreichische Widerstandsbewegung

aus: __Ernst Joseph Görlich,__ Das Handbuch des Österreichers, Salzburg, 1950



Der Widerstand Österreichs gegen den Nationalsozialismus zerfällt in  die  zwei  Perioden von  1933 —1938   und   1938—1945.   
Die   Geschichte   der   ersten Zeit,  die  durch  die  Namen  Dr.  Engelbert   Dollfuß (ermordet   während   der   nationalsozialistischen   Erhebung am 25. Juli 1934) und Dr. Kurt Schuschnigg gekennzeichnet ist, steht noch heute im Mittelpunkt der Diskussion und wird je nach der Stellung des Beurteilers verschieden gesehen. Einig ist man sich nur darüber, dass der innenpolitische Kampf ein    tragisches    Verhängnis   war,   das   die Widerstandskräfte  Österreichs  entscheidend  lähmte. Diese innenpolitische Auseinandersetzung, die ihren äußerlich sichtbaren Ausdruck in den blutigen Februarkämpfen von  1934 hatte,  erfolgte  im  Angesicht einer   außenpolitischen   Entwicklung,   die   faschistische   und    autoritäre    Regierungssysteme    in    ganz Europa zu  begünstigen schien.  So  wurde  ‘‘der Abwehrkampf  Österreichs  gegen  die  nationalsozialistische Agitation  im  Innern,  gegen  das  Dritte  Reich auf dem Gebiet der auswärtigen Politik . . . das unmittelbare Vorspiel  zum  Zweiten  Weltkrieg"  (Hans Huebmer: „Österreich 1933—1938, der Abwehrkampf eines  Volkes",  Wien,  1949,  S.  3).‘‘  Denn  ‘‘Österreich war  der  erste   Staat  der  von  der  in  Europa  allmächtig gewordenen  Achse  überrannt  wurde;  ihm folgte die Tschechoslowakei, Albanien, Polen, Dänemark,    Norwegen,    Holland,    Belgien,    Luxemburg, selbst  der   französische   Großstaat,   Rumänien.   Ungarn, Bulgarien, Jugoslawien, Griechenland. Erst an dem Riesenblock der  Sowjetunion und den Machtmitteln  des   Britischen   Reiches   und   der   USA.   hat sich  die   Welle  gebrochen"   (Hans   Huebmer,   a.   o. a. o. S. 184). ‘‘\\ \\

[{Image src='Widerstandsbewegung,_österreichische1.jpg' height='300' class='image_left' caption=' Hinrichtung am 8. April 1945 in Wien \\ © Presseamt der n.ö. Landesregierung' width='222'}] Die Geschichte der österreichischen Widerstandsbewegung der Jahre 1938—1945 ist noch nicht geschrieben worden. Auch wir können hier nur einzelne unzusammenhängende Angaben machen. Aber sie beweisen auch in dieser Form, dass es österreichische Frauen und Männer gegeben hat, die trotz Gewaltherrschaft und Terror entschlossen für die Wiederherstellung des Vaterlandes eintraten und bereit waren, dafür auch ihr Leben zu opfern. In Österreich ging ja der Kampf nicht bloß um die Beseitigung einer aufgezwungenen Diktatur, sondern auch noch zusätzlich um die Freiheit und Unabhängigkeit des österreichischen Staates. In diesem Kampfe entstand eine „österreichische Schicksalsgemeinschaft", die damals, wie __[Dr. Alfred Klaar|AustriaWiki/Alfred_Klahr]__, der selbst als Widerstandskämpfer fiel, erklärte, „in Österreich nunmehr erst recht den sozialistischen Arbeiter mit dem katholischen Bauern und Kleinbürger verbindet". Die österreichische Widerstandsbewegung trat in zwei Formen auf. Der passive Widerstand wurde von der überwiegenden Masse des österreichischen Volkes geleistet und stieg sprunghaft mit den Misserfolgen der nationalsozialistischen Kriegführung seit Stalingrad. „Die österreichischen Katholiken" heißt es in einem diesbezüglichen Bericht „übten in ihrer Mehrzahl passiven Widerstand, das heißt sie traten der nationalsozialistischen Propaganda in Wort und Beispiel (wozu auch der regelmäßige Kirchenbesuch gehörte) entgegen, erfüllten ihre Berufspflichten in christlicher Haltung, verbreiteten die Rundfunknachrichten der Auslandsender (vor allem die katholische Sonntag-Mittagssendung aus London), stärkten sich durch Einkehrtage, Betgemeinschaften, Bibellesungen und andere regelmäßige religiöse Übungen in ihrer Glaubenskraft und bekannten sich überall als Katholiken. Dieser passive  Widerstand, der oft gefährlich nahe an die drohenden Folgen eines aktiven Widerstandes heranführte,  hat  das  ganze  katholische   Volk . . . . vereinig!".  

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Freilich darf auch —  wie  der bekannte katholische  Gelehrte  aus   St.   Gabriel   bei   Wien __ P. Wilhelm Schmidt, SVD.__ in seinem Buch „Gegenwart und Zukunft des Abendlandes" (Luzern, 1949,' S. 203) feststellt, „die Tatsache nicht verschwiegen werden, dass   auch   unter  den   Katholiken   bei   einer   Anzahl Intellektueller,   besonders   jüngerer   Historiker   und einem Teil des Jugendverbandes ,Neuland', eine Neigung   zu   den   Anschluss-   und   anderen   Plänen   des Nationalsozialismus   bestand,   die   sich  in   illegaler Mitarbeit  schon  vor  der  Invasion   des   Jahres   1938 kundgab und diese erleichterte. Es waren peinliche Überraschungen,  als   nach   der   Invasion   diese   Illegalen unter den Katholiken, die teilweise maßgebende Stellungen  in  der  Katholischen  Aktion  einnahmen, aus  ihrer   Verborgenheit  heraustraten  und   vielfach mit  nazistischen  Amtsfunktionen  bekleidet  erschienen." Doch „diese Gruppe" gelangte „in der Gesamthaltung der österreichischen Katholiken nie zu maßgebender,   noch   weniger   zu   dauernder   Bedeutung. Sie   konnte   nur  vorübergehend  Verwirrung  stiften. Die    wachsende    antinationalsozialistische   Haltung (Stimmung)    der    österreichischen    Bevölkerung    — sie ging von Wien aus und erfasste schließlich sogar die   alten   nationalliberalen   Hochburgen   wie   Graz, Scheibbs, Villach, Zell am See, Leoben, Vöcklabruck, Landeck usw. — wurde sicherlich durch die betont katholische Volkskreise des Landes gestärkt,  unterstützt  und  verbreitert"  (P.  Wilhelm   Schmidt  a   o. a. o. S. 205). Aber auch der aktive Widerstand begann schon unmittelbar nach dem Einmarsch am 12. März 1938. Am 24. April 1938 gründete der später hingerichtete __[Dr. Jakob Kastelic|Biographien/Kastelic,_Jakob]__ eine Widerstandsgruppe und im selben Jahre noch bildete sich unter Führung des Klosterneuburger Chorherrn __[Roman Scholz|Biographien/Scholz,_Roman_Karl]__ die „Österreichische Freiheitsbewegung" (ÖFB.). Ihr gehörten als besonders tätige Mitglieder __[Georg Heintschel-Heinegg|AustriaWiki/Hanns_Georg_Heintschel-Heinegg], Kaplan Kühmayer__ und __Gerhard Fischer-Ledenice__ an. Eine dritte Gruppe war der „Österreichische Kampfbund", dessen Tätigkeit in erster Linie auf Offiziere und Mannschaften österreichischer Herkunft gerichtet war.
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 Anfangs April 1939 erfolgte die Vereinigung dieser drei Widerstandsbewegungen; die Leitung des zivilen Sektors übernahm damals Georg Heintschel-Heinegg. Durch eine Unvorsichtigkeit wurde ein Spitzel in die Bewegung eingelassen und dieser verriet seine Beobachtungen. Am 23. Juli 1940 begannen die Verhaftungen, die sich über Wien, Nieder- und Oberösterreich erstreckten. Im Ganzen wurden ungefähr 130 Personen festgenommen, darunter 10 Priester (unter diesen 7 Zisterzienser vom Stift Wilhering). Eine Reihe von ihnen wurde zum Tode verurteilt. Während ihrer Arbeit für Österreich fielen auf diese Weise: am 10. Mai 1944 __Scholz, [Hans Zimmerl|AEIOU/Zimmerl,_Hans], Lederer, Wallner, Miegel; __am 2. August __Kastelic;__ Mitte Juni __Fischer-Ledenice__und am 5. Dezember 1944 __Heintschel-Heinegg.__ Dieser gründete mit mehreren Todesgefährten im Kerker den „Orden der Ritter vom Heiligen Geiste". Es war „wohl das erste Mal in der Geschichte der Kirche und ihrer Orden, dass ein Orden von Todeskandidaten, zum Tode Verurteilter und in der Todeszelle gegründet wurde" (P. Wilhelm Schmidt a. o. a. o. S. 303). Zwei weitere Gruppen entstanden ebenfalls 1938: zur einen, die unter   der   Leitung  von   __Heberer__   (einem   Sohn   des bekannten   Medizinprofessors)   stand,   gehörte   auch der 1949 in Chile ermordete  Geschäftsträger  Österreichs  __Hans  Becker__. __Prälat Jakob  Fried__  hielt  mit dieser  Gruppe die Verbindung aufrecht und  wurde auch   deshalb   ins   Gefängnis   geworfen.   Die   zweite war vom Lehrer __Karl Polly__ geführt und hatte sich die  Zusammenarbeit mit den  Sozialdemokraten  zur Aufgabe gemacht. Es gelang ihr tatsächlich, die Verbindung zur „Österreichischen Kampffront" und  zu __Dr. Karl Renner__ und __General Körner__ herzustellen. Im  Mai  1941 wurde dieser  Kreis  durch ein Spitzel verraten   und   die   Mitglieder   verhaftet.   Einige   von ihnen,' darunter __Oberst Meltzer__ und  seine  Frau,  in deren  Wohnung  die Zusammenkünfte stattgefunden hatten, starben in der Haft. Das Jahr 1940 sah den Aufbau  von  neuen  Widerstandszentren:  katholische Akademiker    unter  __Dr.   Winckler __   gründeten    die „Widerstandsgruppe Astra" und in Innsbruck erstand am   1.   Mai  dieses  Jahres   die  Hochschulverbindung „Alpinia",   die   an   der   Befreiung   Innsbrucks   maßgebenden   Anteil    hatte.   In   Kärnten    bildeten   der Franziskaner   __P.   Staudacher__   und   der   Weltpriester __Dr.   Krassigk__   einen   Kreis,   der   mit   den   Slowenen und mit  Wien  die  Verbindung  aufnahm.   Auch  sie hatten  im   ganzen  sechs  bis   sieben   Todesopfer   zu beklagen.    Von    den   linksgerichteten    Widerstandsgruppen „Toni" und „Gustl" wurden gleichfalls eine Reihe hingerichtet: so __Leo Gabler__ (1906—1943), __Ferdinand Strasser__ (1901—1942), der bei der Verhandlung die Worte sprach: „Ich sterbe für die Freiheit meiner Heimat,  aber  über meinem  Grabe werden  sich  die Österreicher   die   Hände   reichen",  __ Sepp   Toifl__   (aus Linz),  __[Erwin  Puschmann|AustriaWiki/Erwin_Puschmann] __ (1905—1943),  __[Hedwig  Urach|AustriaWiki/Hedwig_Urach]__ (gest.  1941),  __[Anton Reisinger|AustriaWiki/Anton_Reisinger]__  (1903—1948),  __Hermann Köhler__   (1906—1945),   __Franz   Sebek __  (1901—1943)   und
__Franz Schuster__(1904—1943). Zu den „wenigen Nichtösterreichern, die ihren Einsatz für die Unabhängigkeit Österreichs mit dem Tode bezahlt haben" (P. Wilhelm Schmidt a. o. a. o. S. 129) gehört __Wilhelm Emmanuel v. Ketteler__, der mit der deutschen antinationalsozialistischen Widerstandsgruppe Nicolaus Christoph v. Halem in Verbindung stand und den Versuch machte, den Einmarsch Hitlers in Österreich zu verhindern. Als er sich verraten sah, floh Ketteler, der Attaché der deutschen Botschaft in Wien war, mit dem Auto nach Ungarn. Seit dem 12. März 1938 galt er als vermisst. Sein Leichnam wurde Ende April 1938 ohne Zeichen von äußeren Verletzungen bei Hainburg aus der Donau gefischt. Ab Mai 1941 amtierte in Wien ein Österreichisches Operationsbüro mit Zweigstellen in Linz, Wels, Innsbruck, Graz und Klagenfurt. Die Hauptaufgabe dieser Zentralstelle war die Sicherung der einzelnen Widerstandsgruppen gegen die steigende Überwachung, Organisierung von „Untauglichmachung" und ,.UK"-Stellung österreichischer Soldaten, Werksabotage, Zusammenarbeit mit den Widerstandsgruppen außerhalb Österreichs, Herstellung der Verbindung zu den Alliierten und Antikriegspropaganda. Seit Herbst 1942 führte das Büro den Namen „Zentralkomitee Österreich". Der später hingerichtete Kaplan __Dr. Maier__ leitete einen Ausschuss, der den Alliierten Nachrichten zukommen ließ. Eine andere Gruppe österreichischer Patrioten, __PÖN__ genannt, nahm die Verbindung mit den Westmächten auf, während weitere Gruppen über die Berge den Weg zu den kämpfenden Armeen Jugoslawiens fanden und im Rahmen der Tito-Truppen eine eigene österreichische Abteilung aufstellten, die aktiv an der.    Kämpfen    teilnahm.    
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In   den    österreichischen Bundesländern arbeiteten die „Österreichische Freiheitsfront" und das „Freie Österreich". So operierte im oberösterreichischen Salzkammergut die Gruppe __Sepp Plieseis, __ während im Ausseerland der spätere sozialistische Nationalrat __Albrecht Gaiswinkler__ mit seinen Leuten u. a. den berühmten Genter Altar vor der Vernichtung durch die nationalsozialistischen Machthaber  rettete.
In Tirol  war im   Winter  1942  ein  großer Teil der  Gendarmerie  bei  österreichischen  patriotischen Vereinigungen   organisiert.    Ganz    besonders    aktiv arbeitete auch der Wehrverband „Patria",  der 1910 durch   den    Medizinstudenten    __Wilhelm  Bruckner-Forster__ gegründet worden war.  Seine  Tätigkeit  erstreckte er vor allem über Vorarlberg und Südtirol. Hier ging er mit dem neuerrichteten „Andreas-Hofer-Bund", dessen Leitung in den Händen von __Dr. Volgger__ und __Dr. Raffeiner__ lag, zusammen. 

Die kämpfenden Freikorpsabteilungen hielten sich, von der  Bevölkerung   und   vom   Klerus   allerorten   unterstützt, im   Tiroler   Hochgebirge   gegen   die   SS,  die   einige Male Versuche machte, sie zu vernichten. Als Opfer seines Eintretens starb der 18jährige __Marius Tapunt__ aus  Schlanders   den   Tod   für   die   Freiheit   seines Landes.   Im   April  1945  waren   die  Abteilungen   der Tiroler  Widerstandsgruppen  bereits  auf 6.000   Mann angewachsen.   Die   Polizeiregimenter   „Brixen"  und „Alpenvorland" wurden von ihnen gewonnen;  auch Teile des Regimentes „Schlanders" und 8 Kommandanten    von    Standschützenbataillonen    gingen    zu ihnen   über.   Die  wichtigste  Tat  der   „Patria"   und des „Andreas-Hofer-Bundes" war die Befreiung eines Zuges   von   Gefangenen   aus   deutschen   Konzentrationslagern,   die   im   April   1945   nach   Südtirol   gebracht wurden. Unter den auf diese Weise vor dem sicheren Tod Erretteten befanden sich eine große Anzahl „prominenter" Häftlinge aus Österreich, Deutschland, Ungarn, England, Frankreich, Russland, der Tschechoslowakei, Griechenland, Holland und Dänemark. 
!Vor dem 20. Juli 1944

Auch an den Vorbereitungen für den 20. Juli 1944 waren österreichische Stellen aktiv beteiligt. Der Leiter der Wiener Abwehrstelle __Marogna-Redwitz__ (später im Zusammenhang mit den Ereignissen hingerichtet) ließ den verantwortlichen Männern der Wiener Widerstandsbewegung laufend Nachrichten über gegen sie geplante Aktionen zugehen. Innerhalb der Wehrmacht bildeten sich im Winter 1943—1944 zwei Gruppen, von denen das „Österreichische Nationalkomitee" unter der Luftwaffe arbeitete. Am 20. Juli selbst stand ein „Panzertankregiment . . . bereit zum Marsch auf Wien. Auf das Passwort ,Holzgas' sollten __Schmitz__ und __Wilbogen__ unter dem Kommando von __Oberst Kodre__ die nationalsozialistischen Führer gefangen setzen. Die Ausführung dieses Aufruhrplanes misslang, weil die Gruppe der Generäle ihren Anteil nicht vollführte. Eine andere Ursache war der Mangel an Verbindung zwischen den Gruppen des Zivilistenwiderstandes und den Offizieren, die den Plan auszuführen hatten" (P. Wilhelm Schmidt a. o. a. o. S. 229). Beim Näherkommen der Front im Winter 1944/1945 entstand die __„05"__ (= Österreich, 0 und der fünfte Buchstabe des Alphabetes), die alle Vorbereitungen dafür traf, Wien möglichst kampflos zu übergeben. Beim Anmarsch der russischen Armeen sollte am 5. und 6. April 1945 der Aufstand ausbrechen und österreichische Einheiten die Sicherung der Bundeshauptstadt übernehmen. Am 1. April hatte der österreichische Oberfeldwebel __Käs__, der sich durch die Front in das Hauptquartier des  Generals Tolbuchin durchgeschlagen hatte, die letzten Vereinbarungen im Namen der österreichischen  Widerstandsbewegung mit dem  russischen Hauptquartier getroffen. Am 4. April gaben um 7 Uhr abends die Russen das verabredete rote Leuchtsignal und um  8.30 Uhr antworteten  die  Österreicher mit 12 grünen  Leuchtraketen.  Aber am  selben  Tag,  an dem   Wien  ohne  Kampf und   Blutvergießen   wieder zur österreichischen Hauptstadt werden sollte, wurde die geplante Aktion verraten. Der militärische Leiter der Widerstandsbewegung, __Major Biedermann__, wurde verhaftet und mit zwei anderen   Offizieren,   __Hauptmann   Hut__  und   __Oberleutnant Raschke__,  am Floridsdorfer Spitz gehenkt. Als Hauptmann Huth zum Tode geführt wurde, brach er in den Ruf aus:   „Hoch   lebe   Österreich!"   

Am   5.   April   hatten um 8 Uhr früh SS-Truppen das  Kriegsministerium besetzt, das bereits von den Österreichern gesichert worden war. Doch gelang es deren Kommandanten, __Major Szokoll__, sich zum Hauptquartier der Widerstandsbewegung in der Köstlergasse durchzuschlagen. Von Hitler kam eine Depesche an seine Untergebenen:  „Gegen die   Aufständischen in   Wien  mit den brutalsten Mitteln eingreifen". Aber bereits am Abend des 5. April musste __Generalleutnant Kremer__ gestehen: „Wien ist nicht zu halten,  da der Widerstand derart groß ist, dass er nicht zu brechen ist. Der Volkssturm ist in Wien nicht eingerückt; ich glaube, man kann ihn auch gar nicht einberufen, weil er sofort auf die SS schießen würde".  Seit 7. April tagte der Zentralrat  der  Widerstandsbewegung im Palais Auersperg. Am 10. April zog man die weiße Fahne auf dem Turm von St. Stephan auf und Kampfverbände besetzten unter Führung von __Dr. Jedlicka__ das Rathaus, auf dem sofort die rot-weiß-rote Fahne Österreichs  in  die  Höhe ging.   Der  Moskauer  Rundfunk aber sandte am 13. April folgende Nachricht in die Welt hinaus: „Die Bevölkerung Wiens und anderer Teile Österreichs hat der Roten Armee Unterstützung gewährt und die Deutschen daran gehindert, die Kämpfe zum Stehen zu bringen. Indem sie bei der Befreiung der Stadt also mitgeholfen haben, haben sie das große Verdienst erworben, kulturelle Denkmäler sowie lebenswichtige Einrichtungen gerettet zu haben; was aber wohl das Bedeutendste ist, sie haben die Ehre der österreichischen Nation gerettet." 

Auch in Südmähren hatte sich schon 1939 eine Widerstandsbewegung unter dem Namen „Willfried für Österreich" gebildet, deren maßgebender Leiter der Abgeordnete im tschechoslowakischen Parlament (dem „Bund der Landwirte" zugehörig) __Hans Wagner war__. In Frankreich aber organisierte schon 1942 __Otto Wilhelm__ die Österreicher und seit 28. August 1944 wehte die österreichische Fahne von der Zentrale des „Freien Österreichs" in Marseille.
Als dann am 27. April 1945 die provisorische, österreichische Regierung gebildet wurde und in feierlicher Sitzung der 1938 erzwungene „Anschluss" widerrufen ward, hatte die Arbeit der österreichischen Patrioten in den Jahren 1938—1945 eines ihrer wichtigsten Ziele erreicht. Österreich wird sich ihrer am würdigsten erweisen, wenn es die unerschütterlichen geistigen Fundamente eines unabhängigen Staates in die Herzen der kommenden Generationen versenkt. 

--> __Literatur über die Widerstandsbewegung in Österreich:__ 
* „Rot-Weiß-Rot-Buch", Wien, Staatsdruckerei, 1946; 
* Dr. Hans Becker: „Österreichs Freiheitskampf", Wien, 1946; 
* Felix Romanik: „Der Anteil der Akademikerschaft an Österreichs Freiheitskampf", Wien, o. J.; 
* Paul Pirker: „Zitadelle Bregenz", Bregenz, 1946;
* Georg Schelling,"Festung Vorarlberg“,  Bregenz, 1947; 
*J. Th. Hofer: „Weggefährten", Wien, 1946; 
* Sepp Plieseis: „Vom Ebro zum Dachstein", Linz, 1946; 
* Albrecht Gaiswinkler: „Der Sprung in die Freiheit", Wien, 1946; 
* Jakob Fried: „Nationalsozialismus und katholische Kirche in Österreich", Wien, 1947; 
* Karl Rudolf: „Aufbau im Widerstand", Salzburg, 1947; 
* Wilhelm Schmidt: „Gegenwart und Zukunft des Abendlandes". Luzern, 1949).

!Weiterführendes
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> [Liste österreichischer Widerstandskämpfer|Allgemeinwissen/Themenlisten/Widerstand_gegen_das_NS_Regime]









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