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Das große Erbe des letzten Herzogs#

Der burgundische Herzog Karl der Kühne ermöglichte den Aufstieg der Habsbuger-Dynastie zu einer Weltmacht.
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gekürzte Version mit freundlicher Genehmigung aus DIE FURCHE

von

Elisabeth Grabner


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Das vom Niederländer Paul Rubens um 1618 gemalte Bild präsentiert Herzog Karl den Kühnen von Burgund als prunkvollen Herrscher
Foto © Kunsthistorisches Museum Wien

Der Tod Karls des Kühnen 1477 auf dem Schlachtfeld von Nancy hatte gravierende Auswirkungen auf die europäischen Machtverhältnisse: Das „Mittelreich“ zwischen Frankreich und dem Heiligen Römischen Reich wurde aufgelöst, Karls einzige Tochter Maria heiratete Erzherzog Maximilian von Österreich. Somit ging auch das reiche burgundische Erbe, das nicht zuletzt durch den machtbewussten und kunstliebenden Karl den Kühnen vergrößert worden war, in den Besitz des Hauses Habsburg über. Bereits zwei Generationen später beherrschte der habsburgische Kaiser Karl V., ein Urenkel Karls des Kühnen, ein Weltreich, in dem „die Sonne nie unterging“. Das Kunsthistorische Museum Wien präsentierte in einer Ausstellung im Herbst 2009 „Karl der Kühne (1433–1477) – Glanz und Untergang des letzten Herzogs von Burgund“ gemeinsam mit dem Historischen Museum Bern und dem Groeningemuseum in Brügge die facettenreiche Persönlichkeit.

Karl V
Karl V.
Gezielte Eroberungen und Heiratspolitik verschafften dem Habsburger-Kaiser ein Reich "in dem die Sonne nie unterging".
Foto © Kunsthistorisches Museum Wien.

„Es gibt wenige historische Persönlichkeiten, die man als Charakterbild so greifbar hat, es gibt so viele Zeitzeugen, die von Karl dem Kühnen auch als Mensch mit seinen persönlichen Eigenschaften Zeugnis geben“, erzählte Franz Kirchweger, Kurator der erwähnten Ausstellung im Kunsthistorischen Museum. „Bei diesem facettenreichen Aristokraten war es uns daher ein Bedürfnis, auch der Persönlichkeit Karls des Kühnen Tribut zu zollen.“ Zeitgenossen Karls des Kühnen lobten dessen Mut, seine Ritterlichkeit und seine fürstliche Erhabenheit. Der Fürst aus dem Königshaus der Valois liebte die Künste, seine aufsehenerregende Prunksucht kannte keine Grenzen. Chronisten der damaligen Zeit überliefern jedoch auch das Bild eines Herrschers voller Misstrauen, Ehrgeiz und Machtstreben.

Ein besonderer Schwerpunkt der Ausstellung war den engen Beziehungen und Verflechtungen zwischen den Burgundern und den Habsburgern gewidmet. „Die Ausstellung machte es möglich, die reichen Bestände verschiedener Institutionen hier in Wien aus der Zeit der Burgunder-Dynastie, als deren Erben sich die Habsburger verstehen, nutzbar zu machen“, erklärte Kunsthistoriker und Kurator Kirchweger. Tapisserien, Tex-tilien, Goldschmiedearbeiten, Tafelbilder, Skulpturen und Buchmalereien, Medaillen, Rüstungen und Archivalien geben Zeugnis von der Pracht burgundischer Hofkultur im 15. Jahrhundert. „Gerade Tapisserien stellten damals ein wichtiges Repräsentationsmittel zur Darstellung der Macht dar“, erklärt Kurator Franz Kirchweger. Zum ersten Mal öffentlich gezeigt wurde bei der Ausstellung auch ein illustriertes Stundenbuch aus der Bibliothek des Kunsthistorischen Museums aus der Sammlung Kraußhaar, das in Brügge um 1460 entstand. Es wurden auch Kostbarkeiten aus der Wiener Schatzkammer gezeigt wie der sogenannte „Burgundische Hofbecher“, ein aus Bergkristall geschliffener hoher Pokal mit reich dekorierter Goldfassung, der vermutlich von Philipp dem Guten, dem Vater Karls des Kühnen, in Auftrag gegeben wurde.