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DAMENSPENDEN#

Zeremoniensaal
Hofball 1881

Jährlich zur Faschingszeit wird Wien zur Ballhauptstadt der Welt. Anno dazumal brachten die Zeitungsjournale der Kaiserstadt Wien die neuesten Berichte über den Glanz und Herrlichkeit des fröhlichen Tanzvergnügens, das in den schönsten Ambientes, dem Ballsaal in feierlicher Weise stattfand, über die herrlichen Toiletten in allen Farbschattierungen dazu das kostbar funkelnde Geschmeide in den Festfrisuren, über die Schönen und Reichen die zu den schwungvollen Klängen des Walzerkönigs dahin schwebten. Als Erinnerung an dieses einmalige Erlebnis blieb die oft kostbare Damenspende.

Der Walzer, der eleganteste Tanz aller Tänze, wurde am Anfang als unmoralisch, als sittenwidrig eingestuft, denn ein Paar das so eng umschlungen dahinglitt war man nicht gewöhnt. Salonfähig wurde der Walzer dank des Wiener Kongresses, wo täglich Bälle die Krönung des „arbeitsreichen“ Tages waren, so entstand der legendäre Ausspruch „Der Kongress tanzt“. Und die Strauß-Dynastie sorgte dafür, dass der Walzer in aller Welt Furore machte. Ab nun hieß es im Ballsaal „Darf ich bitten?“

Neben dem Walzer erfreuten sich auch noch großer Beliebtheit Polkas, Galopp, Cotillon und Quadrille.

Die beiden Walzerheroen Strauß und Lanner bieten alles auf, um die Quadrille in die vorderste Reihe der Konversationstänze zu setzen 1840.

Beim Medizinerball im Jahr 1844 wurde den Damen die Tanzordnung überreicht, das aus einem Notizbüchlein bestand, welches an einer bronzenen Kette mit Ring hing und sich fächerartig öffnen ließ, wodurch die Tänze, die auf sieben einzelnen, verschieden farbigen Blätter verzeichnet waren, sichtbar wurden.

Beim Juristenball in Prag 1843 hatten die Damen die Wahl zwischen Mandolinen und Ridicules aus dem die Tanzordnung in Buchform hervorging.

Bei dem Handels- und Industrieball, der in Wien 1868 stattfand, erhielten die Damen als Tanzordnungen gedeckte Handelsbarken mit Schaufelrudern, als Bleistift, in deren Zwischendeck die eigentliche Tanzordnung als Ballast lag

1873
Giselas Hochzeit

Eine Tanzordnung ohne Tanz! Das Komitee des Bürgerballs war in der Verteilung der Billetts so verschwenderisch vorgegangen, dass man kaum gehen, geschweige denn tanzen konnte. Überhaupt, wenn man offen sein soll, trug das ganze Fest nicht den Charakter eines Balles, es war eine Versammlung der besten bürgerlichen Elemente Wiens, um der kaiserlichen Familie freudige Huldigung darzubringen. Fiel also der Hauptanziehungspunkt für die Damenwelt, der Tanz, so ziemlich weg so war die Tanzordnung doch ein sinniges Angebinde für die weiblichen Ballgäste. Aus der berühmten Fabrik von August Klein hervorgegangen zeigt dieselbe wohl getroffen ein Foto des hohen Brautpaares auf farbigen Samt das Wappen der Stadt Wien und das Datum der Vermählung. Die geschmackvolle und zierliche Ausführung der Tanzordnung war um so verdienstvoller,als die Fabrik des Herrn Klein die 2000 Exemplare in zehn Tagen herstellen musste. (Hochzeit von Gisela)

Vom Klub Arlberg 1881 veranstalteten Ballfest im Hotel „Tiroler Hof“ prangten in der Seitenwand beim Eingang die Büsten Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin im üppigen Grün exotischer Gewächse, Mit der Tanzordnung folgte man die Damenspende, eine niedliche Miniaturausgabe des Profils der Bahnstrecke Innsbruck-Bludenz, in roter Seide eingebunden, aus.

Vom ersten europäischen Ball überhaupt, der im Jahr 1385 in Amiens in Frankreich bei der Hochzeit Karl VI., mit Isabella von Bayern stattfand, von Katharina von Medici angefangen, die die Bälle bekannt und populär machte, gab es bereits schon die sogenannte Ballspende, Damenspende oder Cotillonorden. Niemals aber glichen sie einander in all den Jahrhunderten denn jede Ära prägte und beeinflusste die Kunst in den verschiedensten Spielarten die dann in den Damenspenden wiederkehrten. Die Zeit der Technik fand ihren Niederschlag gleichfalls in den Damenspenden. Durch Jahrzehnte gab es die verschiedensten Variationen, stets der jeweiligen Zeit angepasst. So gab es im Fasching des Jahres 1869 auf dem Techniker Kränzchen einen richtigen kleinen Elektromagneten geschenkt, auf einen anderen Ball gab es eine 6 cm hohe Nähmaschine die mehr Anklang fand. Im Jahr 1879 gibt es eine Ballspende in Form einer winzigen Reflektorlampe, darin die zwei schwarzen Kohlenstifte gegeneinander gerichtet, damit wollte man die Errungenschaft des elektrischen Bogenlichtes darstellen.

In den Siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, wurde eben, durch das Aufkommen maschineller Fabrikation solcher Artikel Rechnung getragen, wo die Glühlampe erfunden und dadurch die industrielle Stromerzeugung aktuell wurde.

Jede Erfindung war nun Vorbild für die Damenspende, als Mini-Format Lokomotive, Telefon- und Telegrafenapparate. Heute bedeuten sie dokumentarischen Wert, und begleiten gleichzeitig den technischen, geschichtlichen Fortschritt.

Die Stadt Wien erbte eine Sammlung jener Ballspenden aus den Jahren 1834 bis in das Jahr 1895 und diese Kostbarkeiten waren in einer Vitrine ausgestellt zur Besichtigung freigegeben. Bedauerlich ist die Sammlung nicht vollständig, es fehlen von den Anfängen sehr viele, historisch gewiss interessante Gegenstände und nach dem wahrscheinlich schon vor dreißig Jahren erfolgten Tod der Sammlerin hat sich überhaupt niemand mehr gefunden, der die Sammlung fortsetzte, aber soweit sie vorhanden, gibt sie Zeugnis einer entschwundenen interessanten geschichtlichen Zeit. Sämtliche Bälle der Stadt Wien sind hier enthalten. Obwohl das Rathaus glänzend saniert werden zur Zeit 1925 keine Ballfeste mehr gefeiert.die großen stattlichen Festsäle veröden und der schöne Bau auf der Ringstraße erstrahlt wohl jetzt von Zeit zu Zeit außen in märchenhaften Licht, innen aber mag man von Glanz und Frohsinn wenigstens so lange nichts wissen, als in der Bevölkerung immer noch und fast mehr denn je Not und Arbeitslosigkeit gibt.

Was waren das noch für Zeiten als im Rathaus die Festsäle von beschwingten Walzer Klängen erfüllt waren, und die Damen mit entzückenden Ballspenden verwöhnt wurden, Modelle von Dampfspritzen, mit der die Feuerwehr damals ausgestattet, bekamen, oder Modelle der Straßenbahn die von Fremden, nur nicht von den Wienern, hoch gepriesen wurde. Eine Damenspende mit einer kleinen Büste Kaiser Franz Josephs, lässt erahnen, wie Wien auch die vielen Regierungsjubiläen seines Herrschers stets mitgefeiert hat.

QUELLEN: Grazer Tages Post 9. Februar 1868, S 2, Humorist , 8. Jänner 1840, S 4, Neues Wiener Journal, 16. Jänner 1925, S 4, Ill Wiener Extrablatt 19. April 1873, S 4. Bild ANNO. Österreichische Nationalbibliothek

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